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Der rote Würfel

Der rote Würfel

Titel: Der rote Würfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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es nicht vorbei.«
Bevor ich zu meinem waghalsigen Sprung ansetze, trete ich die Scheibe ein, die mir im Weg steht. Das alarmiert die Hubschrauber, die in der Luft schweben, aber ich gebe ihnen keine Zeit, mich einzukreisen. Ich trete von der Fensterfront zurück, nehme nur die Schrotflinte mit und überlasse Joel die Maschinenpistole.
»Hast du Höhenangst?« will er wissen.
Ich küsse ihn. »Du kennst mich noch nicht. Ich habe vor überhaupt nichts Angst.«
Ich atme tief ein und nehme Anlauf. Mit weniger als zehn Schritten bin ich auf voller Geschwindigkeit. Mein Gleichgewichtssinn und meine Fähigkeit, Entfernungen einzuschätzen, sind unübertroffen. Ich treffe genau die Bodenkante des zersplitterten Fensters und befinde mich plötzlich in der Luft.
Selbst für jemanden wie mich ist der Flug zwischen den beiden Gebäuden atemberaubend. Es hat den Anschein, als schwebe ich eine Ewigkeit lang, als bewege ich mich entgegen den Gesetzen der Schwerkraft nach vorne. Die Scheinwerfer der Helikopter können mir nicht folgen. Ich schnelle im Dunkel hoch, einer riesigen Fledermaus gleich, und lasse mir die kühle Luft ins Gesicht wehen. Die winzigen Figuren unten recken die Köpfe zum Himmel und starren das Unmögliche an. Beinahe muß ich lachen. Die albernen Sterblichen hatten schon geglaubt, sie hätten mich in der Falle. Falsch geglaubt.
Weil ich so viel Schwung habe, verläuft die Landung nicht ganz glatt. Ich rutsche über das Dach und mache eine Rolle vorwärts. Als ich endlich zum Stillstand komme und mich aufrichte, blute ich. Verzweifelt mühen sich die Helikopter über mir, in Schußposition zu kommen. Sie lassen mir keine Zeit zum Atemholen. Gerade als ich mich an den nächsten Sprung mache, pfeifen vor mir Kugeln durch die Gegend.
Die nachfolgenden Sprünge zwischen den Gebäuden spielen sich alle auf der gleichen Straßenseite ab und sind nicht so dramatisch wie der erste. Der letzte Sprung allerdings, hinüber auf den Wolkenkratzer mit der Hubschrauberlandefläche, stellt sich als der schwierigste von allen heraus. Weil ich nicht zwanzig Stockwerke hinauf auf das Dach eines Gebäudes springen kann, versuche ich gar nicht erst, auf dem Dach zu landen. Sondern mitten in das Gebäude hinein – einfach durch die Fensterfront. Ich hoffe nur, daß ich nicht gegen Beton und Stahlträger zwischen den Etagen knalle.
Wieder kommen die Verfolger in den Hubschraubern hinterher, feuern mit Maschinengewehren.
Noch einmal hole ich Anlauf.
Wie eine massive schwarze Wand kommen mir die Fenster des Wolkenkratzers entgegen. Unmittelbar vor dem Aufprall beuge ich mich zurück und strecke die Füße aus. Leider lande ich ungünstig, und zwar auf einer Reihe von Schreibtischen. Die Wucht des Aufpralls ist immens, selbst für mich. Auf einem Berg ruinierter PCs und Büroklammern komme ich endlich zum Stillstand. Hier bleibe ich erst einmal eine Minute liegen, um wieder Atem zu holen. Mittlerweile bin ich von oben bis unten mit Blut besudelt. Doch noch während ich das Gesicht vor Schmerz verziehe, schließen sich die Wunden wieder, und die Knochen, die ich mir gebrochen habe, fügen sich wieder zusammen.
Draußen bekomme ich Gesellschaft. Einer der Hubschrauberpiloten schafft es, auf meine Höhe abzusinken. Sein Helikopter schwebt direkt vor dem zersprungenen Fenster und läßt den gleißenden Scheinwerfer über den Büroraum gleiten. An Bord des Hubschraubers befinden sich drei Männer, der Pilot Inbegriffen. Durch die Trümmer hindurch erkenne ich, daß es den Bordschützen am Finger juckt. Ich stelle mir vor, wieviel angenehmer ich es fände, einen Militärhubschrauber vor mir zu haben als einen zivilen. Aber leichtsinnig ist der Pilot nicht. Er hält den Hubschrauber ständig in Bewegung. Aufzuspringen wäre gefährlich für mich. Da habe ich einen besseren Plan.
Humpelnd richte ich mich auf. Mein rechtes Schienbein ist noch immer gebrochen, wird aber sehr bald wieder in Ordnung sein – Gott segne Yakshas Blut. Als der Scheinwerferstrahl sich in den Raum schiebt und dort harte Schatten wirft, gehe ich hinter den Schreibtischen in Deckung. In engem Bogen zieht sich der Helikopter mal frontal auf das Loch zu, mal näher auf die Stelle hin, wo ich mich verborgen halte. Weil die Scheiben getönt sind, fällt es mir leichter, ihren Bewegungen zu folgen als umgekehrt, es sei denn, sie richten ihre Suchscheinwerfer frontal auf mich. Offenbar nehmen sie an, daß ich in der Nähe des Fensters liege – verletzt, möglicherweise im

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