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Der rote Würfel

Der rote Würfel

Titel: Der rote Würfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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läßt bei mir allerdings kein Gefühl der Sicherheit aufkommen, denn mir ist klar, daß sie uns nach wie vor im Blickfeld haben, auch wenn wir tief runtergehen und unterhalb des Radars fliegen, haben wir nichts gewonnen. Sie warten auf irgend etwas, spielen auf Zeit.
»Verstärkung«, murmele ich in mich hinein, während wir in dreihundert Meter Höhe über die schlafende Stadt hinwegfliegen.
Joel nickt. »Sie haben schwerere Waffen angefordert.«
»Armeehubschrauber?«
»Wahrscheinlich.«
»Aus welcher Richtung werden sie kommen?«
»Südlich von hier gibt es eine große Kaserne. Halte dich nördlich.«
»Das hatte ich auch vor, sobald wir am Cajon Paß sind.« Der Paß führt in die Wüste, ebenfalls ein schönes Plätzchen zum Verstecken. Highway 15 durchquert den Paß und führt dann nach Las Vegas.
»So lange solltest du nicht warten«, rät Joel.
»Verstehe.« Doch die Versuchung, den Abstand zu unseren Verfolgern noch zu vergrößern, ist stark. Sie gibt mir die gefährliche Illusion von Sicherheit. Je weiter wir vorankommen, desto mehr lockt sie mich. Jetzt im Winter sind die Berge nämlich schneebedeckt, und auch wenn mir die Kälte nichts ausmacht, mag ich sie doch nicht besonders. Bei unserer gegenwärtigen Geschwindigkeit ist es nicht mehr weit zum Cajon Paß. Sobald wir ihn überquert haben, lassen wir die Stadt endgültig hinter uns und können uns in jede Richtung orientieren.
Ich stelle die Frage, auf die ich mich schon lange vorbereitet habe.
»Hast du Durst?«
Er ist zurückhaltend. »Wie meinst du das?«
Ich schaue zu ihm hinüber. »Wie fühlst du dich?«
Er holt tief Luft. »Ich habe Fieberkrämpfe.«
Ich nicke. «Du benötigst Blut.«
Er braucht Zeit, um zu begreifen. »Trinkst du wirklich das Blut anderer Leute? Wie in den Geschichten, die man sich erzählt?«
»In den Geschichten liegt ein Körnchen Wahrheit. Man darf sie aber nicht allzu wörtlich nehmen. Als Vampir brauchst du Blut, um zu überleben. Du brauchst aber die Person, von der du trinkst, nicht zu töten, und sie wird durch den Kontakt mit dir auch nicht selbst zum Vampir. Du kannst dich auch von Tierblut ernähren. Das wirst du aber unbefriedigend finden.«
»Brauche ich jeden Tag Blut?«
»Nein. Alle paar Tage. Am Anfang wirst du dich aber jeden Tag danach sehnen.«
»Und was passiert, wenn ich keins trinke?«
»Dann stirbst du qualvoll«, sage ich.
»Oh! Muß ich trotzdem weiter ganz normal essen?«
»Ja. Du wirst hungrig werden wie zuvor auch. Wenn nötig, kannst du aber auch lange ohne Essen auskommen. Auch deinen Atem kannst du unglaublich lange anhalten.«
»Und was ist mit der Sonne? Du hast doch mit mir in der Sonne gesessen.«
»Stimmt. Das ist aber nichts, worin du dich gleich zu Anfang versuchen solltest. Die Sonne bringt dich zwar nicht um, wird dich aber irritieren, zumindest während der ersten Jahrhunderte. Selbst heute, nach fünftausend Jahren, bin ich lange nicht so stark, wenn die Sonne hoch steht. Alles andere, was du über Vampire gehört hast, kannst du vergessen. Kruzifixe, weiße Rosen, fließendes Wasser – das kann dir alles nichts anhaben. Bram Stoker hat seinen Roman bloß ein bißchen aufgepeppt, als er davon geschrieben hat.« Ich halte inne. »Weißt du eigentlich, daß ich ihn mal getroffen habe?«
»Hast du ihm verraten, daß du Vampir bist?«
»Nein, aber er hat gemerkt, daß mit mir etwas Besonderes ist. Er hat mir mein Exemplar von Dracula signiert und wollte meine Adresse haben. Ich hab’ sie ihm aber nicht gegeben.« Ich halte mir das Handgelenk an den Mund. »Ich öffne jetzt meine Adern, denn du solltest etwas von meinem Blut trinken.«
Er wird zappelig. »Hört sich irre an.«
»Es wird dir gefallen. Ich schmecke gut.«
Kurz darauf starrt Joel leicht widerwillig auf meine blutende Pulsader. Aber er ist nicht wie Ray. Er hat durch seine Arbeit oft genug Blut gesehen, und der Anblick verursacht ihm keine Übelkeit. Nach ein paar Minuten saugt er dann sogar gierig an meinem Handgelenk. Ich muß ihm Einhalt gebieten, bevor er seinen Durst gestillt hat. Ich darf nicht zulassen, daß meine Kräfte schwinden. »Wie fühlst du dich jetzt?« frage ich ihn, als ich den Arm wieder zurückziehe. »Kräftig. Heiß drauf.«
Ich muß lachen. »Nicht jedes Mädchen kann das für dich tun.«
»Können wir mit einem Pfahl durchs Herz getötet werden?«
Das Lachen bleibt mir im Hals stecken. Seine Frage bringt mir den Schmerz der Verletzung zurück, die ich erlitt, als mein Haus in die Luft flog und Yaksha

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