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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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die Verfolgung der Zwerge verpasst und feuerten ihre Mitstreiter eifrig an, statt selbst mitzukämpfen.
    Die Oger stürmten von hinten heran und erschlugen die zurückgebliebenen Goblins im Vorbeilaufen. Jetzt erst bemerkten die ersten Orks, was hinter ihnen vorging. Rator verlor schon bald den Überblick, welche Orks flohen und welche die Zwerge verfolgten.
    Zwerge und Orks erreichten fast zeitgleich den Wall aus Felssteinen. Die Barrikade diente nicht als Schutz gegen Angreifer, sie war lediglich mit Steinen aufgetürmt worden, die von den umliegenden Feldern stammten und die Landarbeit erschwert hatten. Rator wunderte sich, dass die Zwerge es geschafft hatten, den Orks so weit zu entkommen. Ein Blick auf seine Widersacher gab jedoch schnell Aufschluss. Die Orks schienen kränklich und unterernährt zu sein, und die wenigen Goblins, die es bis hierher geschafft hatten, bluteten aus Augen und Ohren. Die Kreaturen Tabals waren von großen Ekzemen gezeichnet, die sich auf Händen, Unterarmen und Gesichtern zeigten.
    Noch bevor die Zwerge in ernsthafte Schwierigkeiten gerieten, waren die Oger bei ihnen. Rator teilte beidhändig Schläge aus. Gnunt hatte seine Waffen fallen gelassen und prügelte mit zwei Goblins, die er an den Füßen hielt, auf die Orks ein. Die übrigen Oger stachen ihre Gegner nieder, ohne auch nur einen einzigen Schlag abblocken zu müssen. Ihre Feinde waren körperlich ausgezehrt und nicht in der Lage, sich des Angriffes zu erwehren. Es war kein Kampf, es war ein Schlachtfest.
    Lediglich zwei Zwerge trugen leichte Blessuren davon. Dranosil quälte sich mit der Bisswunde eines Goblins herum, und ein weiterer Zwerg hatte eine Schnittwunde an der Schulter. Den Ogern fehlte außer etwas Atem und der Genugtuung, einen guten Kampf geführt zu haben, nichts.
    Rator drehte einige tote Orks auf den Rücken, um sich ihre geschundenen Körper genauer anzusehen. Sie alle mussten von einer grausamen Krankheit befallen gewesen sein. Das Dorf wäre so oder so zu ihrem Grab geworden.
    Gnunt klopfte seinem Anführer auf die Schulter. Rator schaute hoch und folgte dem Blick seines Kameraden auf ein niedergebranntes Wohnhaus. Drei der rußgeschwärzten Außenmauern standen noch, und vor der eingestürzten Vorderfront hatte sich ein Troll postiert. Breitbeinig und in Angriffspose hielt er die schwere bronzene Breitaxt vor sich.
    »Der gehört uns«, knurrte Dranosil, doch Rator hielt ihn zurück.
    »Er nicht werden kämpfen«, erklärte der Oger. »Rator gehen und sprechen.«
    Er warf das geliehene Schwert zu Boden und steckte seine eigene Axt in die Lederschlaufe am Gürtel. Als er auf den Troll zuging, hörte er in seinem Rücken Dranosil, der Verwünschungen ausstieß und Unterstützung bei seinen Männern suchte.
    Der Troll ließ Rator und dessen Gefolgsleute keinen Moment aus den Augen. Je näher der Kriegsoger kam, desto angespannter wurde er. Sein Oberkörper schwankte hin und her, während er von einem Bein auf das andere trat. Der Troll wirkte völlig gesund und gut genährt. Außerdem schien er die Angewohnheit zu haben, verschiedenste Knochen seiner getöteten Gegner mit sich herumzutragen. Neben einer Reihe von kleinen und mittleren Schädeln bemerkte Rator eine skelettierte Hand, die von der Größe her zu einem Oger passte. Rator baute sich vor dem Troll auf, ohne Feindseligkeit zu zeigen – zumindest soweit dies einem über und über tätowierten, muskelbepackten Kriegsoger überhaupt möglich war.
    »Du seien Behüter«, stellte Rator fest.
    Der Troll nickte und präsentierte stolz seine Waffe mit den angehängten Trophäen. Hinter ihm, im Schutz der Trümmer des Hauses, schwelte ein Feuer, das seinen schneeweißen Rauch senkrecht in den Himmel sandte.
    »Sie bei dir?«, fragte Rator vorsichtig.
    »Du wirst es nicht bis zu ihr schaffen«, verkündete der Troll. »Viele haben schon versucht, das Orakel zu befragen, und alle sind an mir gescheitert.«
    Rator versuchte, einen Blick an dem Wächter vorbeizuwerfen, doch der Troll versperrte ihm die Sicht.
    »Ihr solltet weiterziehen, sonst holt euch der schleichende Tod. Wie die Orks und Goblins.«
    »Schleichen Tod?«
    »Ja, der schleichende Tod«, erklärte der Troll geduldig. »Sie haben die Warnung des Orakels nicht verstanden und von den vergifteten Vorräten des Dorfs gegessen. Am ersten Tag haben sie noch nichts gemerkt. Ich war unterwegs, und als ich nach drei Tagen zurückkam, lag die Hälfte von ihnen bereits im Sterben, und die übrigen hatten

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