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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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starke Krämpfe. Ihr habt sie nur von ihren Leiden erlöst. Kein glorreicher Kampf für einen Oger.«
    Rator nahm seine Breitaxt aus der Schlaufe und stellte sie vor sich auf den Boden. Der Troll zog seine buschigen Brauen nach unten und knurrte tief. In seinen Augen spiegelte sich keine Angst wider, und in seinem Gesicht zeigte sich eine gelangweilte Gleichgültigkeit, die zu sagen schien: »Du wirst es nicht schaffen.«
    »Rator muss sprechen Orakel«, forderte er.
    Man sagte den Troll-Orakeln nach, dass sie in die Vergangenheit und in die Zukunft blicken konnten. Die Fähigkeit zu zaubern war ihnen nicht gegeben, aber die Visionen und Tagträume, die sie hatten, entsprachen meist der Wahrheit.
    »Du wirst nicht mit ihr sprechen, und du wirst ihn nicht finden«, erwiderte der Troll.
    Rator wunderte sich nicht, dass der Troll wusste, wonach sie auf der Suche waren. Dem Orakel selbst entgingen nur wenige Dinge, und ein Troll, der es beschützte, war meistens eingeweiht. Leider war dem Orakel in der Vergangenheit nur wenig Gehör geschenkt worden. Trolle ließen sich lieber von großen Versprechungen leiten als von düsteren Weissagungen.
    »Lass ihn zu mir, Nokrat«, erklang die krächzende Stimme einer alten Frau. »Er wird mir nichts tun. Tabal würde ihn strafen, und davor hat er zu viel Angst.«
    Egal, ob man dem Orakel Vertrauen schenkte oder nicht, damit hatte die Alte Recht. Rator fürchtete den Zorn seines Gottes, und er würde es niemals wagen, die Hand gegen einen Zeichengeber Tabals zu erheben.
    Mürrisch trat Nokrat beiseite und machte den Weg frei. Aufmerksam beobachtete er jede Bewegung des Kriegsogers.
    Rator betrat die Ruine und lehnte seine Streitaxt an die verkohlte Backsteinwand. In einer Ecke zwischen den Trümmern hockte eine alte Trollin. Sie zerrieb ein Büschel Haare zwischen ihren Handflächen, die in ein kleines Lagerfeuer rieselten und weiße Rauchfäden aufsteigen ließen. Rator hatte noch nie ein Wesen gesehen, dass sein Alter so offen zur Schau stellte. Drachen waren Jahrtausende alt, die Meister behaupteten seit Anbeginn aller Zeiten zu existieren, und die Götter hatten sich selbst erschaffen, als es noch keine Zeit gab.
    Gemessen an ihnen war die Trollin gerade erst geboren, doch ihr Aussehen erweckte den Eindruck, als sei sie die Mutter aller Kreaturen. Ihre grauweiße Körperbehaarung wies große Lücken auf. Die Krallen an Händen und Füßen waren lang und verdreht, und die behaarten Brüste lagen in ihrem Schoß auf.
    »Du bist Rator, eines der Lieblingskinder Tabals«, begrüßte die Alte den Oger. »Sei gewiss, Nokrat hätte dich getötet, wenn du ihn gefordert hättest. Aber ich bin der Meinung, es sei richtig, dir einige Fragen zu beantworten. Es wird ohnehin nicht von Bedeutung sein.«
    Rator verstand nicht, wovon die Alte sprach. Er suchte jemanden, und sie wusste, wo dieser Jemand war. Bedeutsam war nur, wer zum Schluss den Sieg davontrug. Wenn sie wirklich das zweite Gesicht hatte, würde sie ihm sagen können, wo er den Mann ohne Schuhe finden und was ihn töten konnte. Früher hatten sich die Oger häufiger der Hilfe von Troll-Schamaninnen bedient.
    »Rator suchen Mann ohne Schuhe. Du wissen, wo kann finden.«
    »Soll ich dir sagen, wo er sich gerade befindet, wo er hin will, oder wo du ihn treffen wirst?«
    Rator ließ die Worte auf sich wirken. Er hatte gehört, dass die Orakel in Rätseln sprachen. Rätsel lösen war nicht seine Stärke.
    »Du nicht machen lustig über Oger«, grollte Rator. »Sonst töten erst dich, dann Troll.«
    »Ihr Oger habt es noch nie verstanden, richtig zuzuhören«, erwiderte die Alte enttäuscht. »Ich kann dir sagen, dass du nicht nach ihm zu suchen brauchst. Euer Weg wird sich kreuzen, das steht fest.«
    Die Antwort war nicht zufriedenstellend, aber zumindest einfach zu verstehen. Rator war es egal, wer zu wem ging oder ob sie sich zufällig trafen. Hauptsache war, sie fanden einander.
    »Wer sein Mann ohne Schuhe?«
    »Die Frage ist nicht, wer er ist, sondern zu was er wird.«
    Die Trollin sammelte ein Dutzend kleiner Knochensplitter vom Boden auf und schüttelte sie in der Handfläche hin und her. Mit geschlossenen Augen warf sie die Splitter wieder hin und tastete danach.
    »Ich sehe, dass du nicht wirklich daran interessiert bist, wer er ist. Du willst vielmehr wissen, wie du ihn töten kannst.«
    Rator brummte zustimmend.
    »Du kannst ihn gar nicht töten«, sagte die Schamanin und riss dabei die Augen weit auf.
    Rator war es leid,

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