Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt

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bleibt uns nicht die Zeit dazu«, antwortete Haran unbeeindruckt. »Meine jetzige Aufgabe ist wichtiger. Ihr müsst es nur schaffen, innerhalb von drei Tagen bis an die Stadtmauer von Turmstein zu kommen, ohne einen Krieg zu entfachen. Wartet dort bei Sonnenaufgang auf mich. Ich werde euch in die Stadt bringen.«
    »Wir nicht wollen in Stadt, wir wollen ...«
    »Ihr wollt den Mann ohne Schuhe, ich weiß«, unterbrach Haran Rator. »Wenn meine Informationen richtig sind, wird er versuchen, in die Stadt zu gelangen. Dort könnt ihr ihn dann fangen.«
    Haran verlor keine weitere Zeit mit Erklärungen. Er packte seine Sachen zusammen und zog in östlicher Richtung an den brennenden Ruinen des Bauerndorfes vorbei.
    Rator wusste nicht genau weshalb, doch er vertraute dem Menschen. Er besah sich seine Mitstreiter aus den verschiedenen Völkern. Die Menschen waren, mit Ausnahme von Wulbart, im Kampf gegen die Rassen Tabals unterlegen. Die meisten von ihnen waren Seeleute, Händler oder Landstreicher. Bei einem offenen Schlagabtausch wären ihre Verluste enorm. Die sechs Zwerge schienen nur unwesentlich besser ausgebildet zu sein als die Menschen, aber ihre Rüstungen und ihre Waffen machten sie zu nützlichen Verbündeten.
    »Menschen bleiben in Lager«, entschied Rator. »Oger und Zwerge angreifen Dorf bei Nacht. Kleines Volk sorgen für Ablenkung. Wir töten Feinde.«
    »Ihr glaubt wohl, ihr seid die besseren Kämpfer«, widersprach Dranosil. »Wir Zwerge wollen bei diesem Kampf nicht den Köder abgeben. Wir können bis zum Anbruch der Nacht warten, dann sind wir unseren Gegnern überlegen.«
    Rator wusste, dass Dranosil auf die Fähigkeit der Zwerge anspielte, auch im Dunkeln ausgezeichnet sehen zu können. Ein Talent, das die Oger nicht teilten.
    »Angriff vor Dunkelheit. Orks ziehen weiter, wenn Nacht. Sie überfallen anderes Dorf, wenn Tag kommt neu. Zwerge können töten Feinde, wenn Oger übrig gelassen«, erklärte Rator.
    Die Zwerge waren bemüht, sich ihren Unmut nicht anmerken zu lassen. Ihr Stolz hätte es ihnen nicht erlaubt, zuzugeben, dass sie auf ihren Sichtvorteil angewiesen waren. Der Plan des Ogers stützte sich jedoch nicht auf die Kampfkraft der Bärtigen, sondern eher auf deren Zähigkeit.
    Rator trommelte seine Leute zusammen. Auf sein Geheiß hin statteten sich die Oger mit je einer zweiten Waffe aus. Die Zwerge legten ihre Rüstungen an und befreiten sich von allen überflüssigen Ausrüstungsgegenständen. Wulbart äußerte seinen Unmut, nicht an dem Angriff teilnehmen zu dürfen. Doch die Unterstützung der übrigen Menschen blieb aus, und somit verpufften seine Einwände.
    Rator führte den Trupp in weitem Bogen westlich an die Siedlung heran. Im Schutz des Rauchs näherten sich Oger und Zwerge bis auf zweihundert Fuß den schwelenden Überresten einer Scheune. In einer Senke gingen sie in Deckung und beobachteten das Treiben der Orks und Goblins. Die Sicht war durch den Qualm stark eingeschränkt. Der beißende Geruch machte allen zu schaffen, und selbst den Zwergen, die es gewohnt waren, an ihren Schmiedeöfen zu arbeiten, tränten die Augen.
    Rator stieß Dranosil an. »Ihr laufen durch Lager. Greifen an alles, was auf Weg. Ihr brechen durch bis Steinwall auf Ostseite.«
    Der Zwerg drehte sich zu ihm um. »Was passiert, wenn wir die Mauer erreicht haben?«
    »Du hoffen, wir euch eingeholt.«
    Auch wenn Dranosil diese Aussicht beunruhigend fand, zeigte er es nicht.
    »Macht euch bereit«, flüsterte er seinen Kameraden zu. »Lassen wir sie den harten Stahl aus unserer Esse spüren. Für König Braktobil!«
    Mit diesen Worten erhob sich das kleine Volk und stürmte durch den Rauch davon. Die ersten Kriegsrufe von Dranosil und seinen Männern wurden laut. Sofort erklang das erste Warnhorn der Orks, und die bellenden Befehle ihres Anführers antworteten darauf.
    Die Zwerge stürmten mit erhobenen Waffen auf eine Übermacht von Orks und Goblins zu. Das erste Waffenklirren und die Grunzlaute der getroffenen Gegner gaben den Ogern das Signal zum Angriff. Mit weiten Schritten stürmten sie über die rauchenden Trümmer hinweg. Gewaltig wie Tabals Horden aus dem Jenseits brachen sie mit hohen Sprüngen durch den Rauch in das Lager ein und hetzten hinter ihrer Beute her. Keiner der Oger brüllte einen Schlachtruf. Rator hatte sie angewiesen, ihre Gegner erst kurz vor der Mauer zu stellen und beidhändig zu attackieren, um so viele Feinde wie möglich beim ersten Ansturm zu töten. Einige Goblins hatten