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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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stellst. Du wirst so lange bei ihm Dienst tun, bis jemand kommt und dir neue Anordnungen erteilt. Das ist alles.«
    Cindiel war verwirrt. Was sollte das alles? Der Magier hatte ihr eine Falle gestellt, und sie war hineingetappt. Wenn er in Sigurts Diensten stand, brauchte er sie nur zu verhaften. Beschränkte sich sein Eid immer noch auf König Wigold, brauchte er sie nur entkommen zu lassen. Seine Aufforderung ergab keinen Sinn.
    »Gibt es keine Arbeitskräfte in dieser Stadt, sodass Ihr Fremde dazu zwingen müsst, wie Sklaven zu schuften?«
    »Tu einfach, was ich dir befohlen habe«, entgegnete Libriandus gelassen.
    »Und was passiert, wenn ich mich weigere?«
    »Dann, junge Hexe, werde ich deinem Körper befehlen, Dinge zu tun, die sich dein Geist selbst in seinen kühnsten Träumen nicht vorzustellen vermag. Aber ich kann dich beruhigen und dir die Entscheidung etwas erleichtern. Meine Ziele sind zwar nicht die gleichen wie deine, doch unser beider Absichten laufen zumindest ein Stück weit parallel.«
    Eingedenk seiner Worte fiel Cindiel die Wahl leicht. Mit etwas Glück sprach er die Wahrheit.

37
Das Troll-Orakel
    Dunkel und drohend zogen die Rauchschwaden in Richtung Küste; eine Vorahnung dessen, was sich hinter der grünen Hügelkette verbarg.
    Zwei Stunden war es her, seit Haran hinter der Anhöhe verschwunden war, um nach der Ursache des Feuers zu suchen. Schon am frühen Morgen hatten sie den Qualm gesehen und seitdem darauf zugehalten.
    Rator und die anderen Oger zeigten wenig Interesse an dem, was hinter den Hügeln vor sich ging. Sie hatten ihr Lager aufgeschlagen und taten sich an dem Proviant gütlich, den Haran im letzten Dorf beschafft hatte. Zwei Schweinehälften hatte er den Bürgern von Bachberg, einer abgelegenen Bauernsiedlung, abkaufen können, bevor diese sich aufmachten, um weiter östlich in anderen Dörfern Schutz zu suchen.
    Die Zwerge hatten sich ebenfalls zurückgezogen und waren damit beschäftigt, ihre Kettenhemden und Kriegshämmer zu polieren. Wulbart hatte sich zu ihnen gesetzt und beobachtete ihr Treiben.
    »Warum kämpfen mit Hammer?«, rief Rator ihnen zu. »Und warum tragen kleines Volk schwere Rüstung?«
    Die Zwerge warfen sich verstohlene Blicke zu, als suchten sie im stummen Zwiegespräch jemanden, der dem Oger Rede und Antwort stehen wollte. Wulbart schien an der Antwort ebenfalls interessiert zu sein und verfolgte die Blicke der Zwerge. Nach kurzer Zeit erhob sich einer von ihnen. Es war Dranosil, ihr Anführer. Er nahm sein Kettenhemd und warf es sich über, dann packte er seinen Hammer und hielt ihn sich vor die Brust.
    Der blank geputzte Kriegshammer ließ die mattiert eingelassenen Zwergenrunen gut sichtbar werden. Der Hammerkopf wies tiefe Scharten auf, und von der Spitze der gekrümmten Klaue waren gut zwei Fingerbreit abgebrochen. Dennoch präsentierte der Zwerg seine Waffe mit Stolz.
    »In den Augen des Erdgottes Grothak ist unsere Art zu kämpfen die ehrbarste. Wir weichen dem Kampf nicht aus. Wir gehen auf unsere Gegner los und greifen sie direkt an. Unsere Stärke ist der Mut und das Vertrauen auf unsere Waffen. Unsere Rüstungen schützen uns vor feigen Angriffen aus dem Hinterhalt; oder wenn wir gegen zahlenmäßig überlegene Feinde kämpfen. Die Klauen durchbohren jedes Metall, und der Hammer zertrümmert selbst den festesten Stein.«
    Mit einem kreisenden Schlag hieb er auf einen Felsen vor seinen Füßen ein. Der Stein zersplitterte in unendlich viele scharfkantige Bruchstücke, die der Zwerg mit einem Fußtritt auseinanderstieben ließ.
    »Lasst die Feinde nur kommen«, verkündete er selbstbewusst.
    »Mit Worten schlagt ihr ganz schön um euch«, merkte Kapitän Morrodak an. »Doch wie es scheint, ist keiner von euch Manns genug, den Leuten aus dem Dorf vor uns zu Hilfe zu eilen.« Morrodak erntete von seinen Männern Nicken und Zustimmung, die ihn dazu brachte, weiterzureden. »Zwerge und Oger, zwei Rassen, die die größten Kämpfer hervorbringen, die Nelbor kennt; und doch steht ihr hier im Schutz der Hügel und seht zu, wie die Menschen abgeschlachtet werden.«
    Die Zwerge gerieten bei seinen Worten in Zorn, doch sie wussten, dass Morrodak nicht ganz Unrecht hatte. Wenn es darum ging, jemandem aus ihrem Volk zu helfen, dann waren sie unerbittlich, doch Menschen und Elfen kümmerten sie wenig. Trotzdem konnten sie die Vorwürfe nicht so stehen lassen. Dranosil trat vor und spuckte vor dem Kapitän aus. Morrodak war zu besonnen, um sich auf die

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