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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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sich ihre nichtssagenden Antworten anzuhören. Jedes Wesen konnte getötet werden. Nicht zu bluten war nicht gleichbedeutend mit Unsterblichkeit. Selbst die Götter starben, wenn die Welt zu sein aufhörte.
    Etwas gab es jedoch, was ihn noch interessierte. Er wandte sich noch einmal an die Trollin.
    »Warum Nokrat dich herbringen?«
    Die Alte kicherte belustigt.
    »Die Knochen haben mir verraten, dass ich mich auf die Suche machen soll.«
    »Suchen wonach?«, fragte Rator ungeduldig.
    »Nach dem Herz Tabals. Eines der Artefakte, die eines Tages seine Wiederkehr einläuten.«
    »Das sein Lügen von Meister«, brüllte Rator. »Sie erfinden, um machen zu Sklaven.«
    »Nein, die Knochen haben mir erzählt, dass der, den du verfolgst, uns das Herz bringen wird.«
    »Niemals haben Artefakt von Tabal. Er nicht mal haben Schuhe«, grollte Rator zornig.
    »Er hat es noch nicht. Aber er wird es erschaffen, und dann werden wir dort sein, um es zu nehmen.«
    Wutschnaubend verließ Rator die Ruine. Mit der Schulter versetzte er der Außenmauer einen Stoß und brachte sie dadurch auf mehreren Armeslängen zum Einsturz.
    »Wir euch nichts tun«, schnauzte er Nokrat an. »Du gehen zurück in Berge und nehmen Orakel mit. Wenn wiedersehen, wir euch töten.«

38
Sand und Wasser
    Das Antlitz der Roten Wüste hatte sich verändert, aber noch immer zeigte sie nicht ihr endgültiges Gesicht. Sand und Wasser, Sonne und Regen kämpften um ihre Gestaltung. Beinahe ein Drittel der sandigen Steppe war von Meerwasser bedeckt. Im westlichen Gebirge klaffte ein Durchbruch zum Meer, der breit genug war, um die größte Flotte Nelbors hindurchzuschicken. Von diesem Punkt aus eroberte sich das Salzwasser die Wüste. Die ehemalige Einöde sah jetzt aus wie ein künstliches Hafenbecken, das darauf wartete, von einer Stadt umringt zu werden. Sand und Gestein hatten sich fast gänzlich dem Wasser ergeben. An einigen Stellen aber stachen schroffe Felsen durch die glitzernde Wasseroberfläche, und verborgene Untiefen erwarteten jeden, der es wagen sollte, hier ein Schiff hineinzusteuern. Genauso unbezwingbar wie das Wasser war das Land dahinter. Der Sand war tückisch, die Felsen unbezwingbar. Kein Fleck der Roten Wüste würde es jemals erlauben, ein Gebäude auf ihm zu errichten. Das Salz in der Erde würde auf Dauer jeden Stein zerfressen. Kein Baum und kein Strauch hätte eine Chance, auch nur ein einziges Blatt hervorzubringen. Die Rote Wüste hatte zwar ihr Aussehen verändert, doch ihre Feindseligkeit gegenüber allem Lebenden herrschte hier wie eh und je.
    Kruzmaks Beine schmerzten. Seine Fußsohlen waren zerschnitten und die ledernen Gamaschen durch Feuchtigkeit und Salz brüchig geworden. Sand und Wasser hatten die Haut dünn wie Pergament werden lassen.
    Seitdem er zum Kriegsoger ernannt worden war und unter der Führung von Rator stand, hatte er noch nie einen Befehl angezweifelt. Auch diesmal stand für ihn außer Frage, dass Rator die richtige Entscheidung getroffen hatte. Sie brauchten Verstärkung. Kruzmak hatte am eigenen Leib erfahren, zu was ihr Gegner imstande war. Er zweifelte nicht daran, dass es notwendig war, den Fremden zu töten. Er glaubte auch den Elfen, dass sie den Hüttenbauer ohne Schuhe in Turmstein wiedertreffen würden. Dennoch war ihm unwohl bei dem Gedanken, die Krieger seines Volkes durch das Land der Menschen zu führen. Das Bündnis hatte mit dem Tod König Wigolds zu existieren aufgehört. Niemand wusste, wie die Menschen darauf reagieren würden, wenn Hunderte Oger ihr Land durchquerten.
    Kruzmaks Füße versanken bis zu den Knöcheln im roten Schlamm. Die oberste Schicht des Wüstenbodens war ausgetrocknet und rissig, doch sobald er seinen Fuß darauf setzte, sackte er ein. Das Vorankommen war mühselig und kraftraubend.
    Kruzmak hatte sich die Route zwischen dem Drachenhorst und dem Pass nach Nelbor, über den sie mit ihren Marmortransporten zogen, ausgesucht. Die Strecke war eben, frei von Geröll und Treibsandbecken, und die meisten Bewohner der Wüste mieden die Gegend wegen der häufigen Ogerpatrouillen. Zu beiden Seiten des Pfades lagen breite Hügelketten, zwischen denen sich das Wasser der Überschwemmung gesammelt hatte. Die Flutwelle hatte Bäume, hölzerne Balken, Gestrüpp und kleines Geröll weit in die Wüste hinausgetragen. Mancherorts ragten Überbleibsel vom Durchbruch im Gebirge aus dem Sand. Das Wasser hatte sogar eine Zwergenleiche bis hierher getragen. Die zahlreichen Verletzungen machten es

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