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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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verächtlich in Richtung des Wanderers aus.
    »Wenn er unsterblich wäre, würde er kommen und sich den Stein holen. Er bräuchte keine Armee.«
    Mogda hoffte, dass die beiden Recht behalten würden.

45
Regen
    Die Nacht näherte sich ihrem Ende. Doch statt des Krähens eines Hahns oder des Bellens eines Hundes erklang der lang anhaltende Ton eines Signalhorns. Den meisten, die sich an diesem Morgen im Tunnelgang aufhielten, war dieser Laut geläufig. Mogda hatte kaum geschlafen. Er schreckte sofort hoch, als der Alarm ertönte, und umso mehr überraschte es ihn, dass Rator bereits fertig gerüstet am Tunneleingang stand. Die beiden Oger lauschten dem Signal mit gemischten Gefühlen. Mogda hatte gehofft, es in seinem Leben nie wieder hören zu müssen, unabhängig davon, auf welcher Seite der Mauer er stand. Für Rator war es der lang ersehnte Aufruf, sich endlich dem Feind zu stellen, wie es einem Kriegsoger zukam.
    Die anderen erhoben sich erst von ihren Lagerstätten, als Mogda bereits seine Ausrüstung und das neu geschliffene Runenschwert angelegt hatte. Er gesellte sich zu Rator, der am Eingang zur Arena stand, und atmete die kühle Morgenluft tief ein.
    »Es ist so weit. Sie werden kommen und versuchen, den Stein zu holen.«
    Rator nickte. »Sie nicht brauchen, wenn Rator töten Mann ohne Schuhe.«
    »Ich weiß, dass du ihn töten willst, aber vergiss nicht, worum es hier eigentlich geht. Wir müssen sicherstellen, dass er den Stein nicht in die Hände bekommt. Sonst war alles umsonst.«
    »Du wissen, wo Stein?«, erkundigte sich Rator.
    »Nein, die Elfen wollen es nicht verraten, aber ich bin sicher, dass sie ihn bei sich haben. Und ich fürchte, dass der Wanderer weiß, wo er suchen muss. Wenn er den Stein vor uns findet, werden wir es wissen.«
    Rator grunzte verächtlich.
    Fackelschein erschien am Aufgang zur Arena und wanderte hinter der steinernen Balustrade entlang. Schnell kam der Schein näher, begleitet vom Geräusch lärmender Stiefel und klirrender Rüstungen. Wie an den Tagen zuvor stieg der Trupp Soldaten die Ränge hinunter. Mogda und Rator nahmen sie in Empfang. Die jungen Männer wirkten gehetzt und erschöpft. Angst und Verunsicherung waren ihnen ins Gesicht geschrieben; Gefühle, die diesmal nicht von den Ogern ausgelöst wurden.
    »Die Elfen rücken vor. Sie sammeln sich zu Tausenden vor den Stadtmauern«, berichtete ein Soldat außer Atem.
    »Haben sie Leitern und Türme in Stellung gebracht?«, erkundigte sich Mogda.
    »Nichts dergleichen. Viele unserer Späher sind nicht zurückgekehrt, doch die wenigen, die es geschafft haben, berichteten uns, dass die Elfen keinerlei Vorkehrungen zum Erstürmen der Mauer getroffen haben. Sie haben weder Türme und Leitern noch Ballisten oder Katapulte«, sagte der Soldat so zögerlich, als könne er seinen eigenen Worten kaum Glauben schenken.
    »Wie wollen sie dann in die Stadt kommen?«
    »Unsere Generäle sind ratlos, sie wissen es auch nicht. Die Magier haben ihre Vertrauten losgeschickt, um die Armee aus der Luft zu beobachten, doch selbst die konnten nichts Brauchbares in Erfahrung bringen.«
    Der Soldat schluckte.
    »Ich habe noch ein Anliegen von Lord Sigurt«, fuhr er fort. »Er sagte, ihr hättet etwas, das ihm gehört, und er benötigt es dringend, damit Turmstein den nächsten Tag noch erlebt.«
    Mogda wusste, wovon der Soldat sprach. Libriandus wollte die Phiole mit der Seele Sigurts, um in seinen Körper zurückkehren und seine Magie einsetzen zu können. Der Oger hatte keine Vorstellung, wie mächtig die Magie des Hofmagiers war, aber sie reichte sicherlich nicht, um eine ganze Armee aufzuhalten. Libriandus wollte nur sicherstellen, dass er den nächsten Tag noch erlebte. Mogda griff in seinen Proviantbeutel und holte einige vertrocknete Trommelbeeren hervor, die er den Goblins abgenommen hatte. Er reichte sie dem Soldaten.
    »Hier, gib das deinem Lord. Sag ihm, wenn ihn der Mut verlässt, soll er sie essen. Sie lassen den Feind weniger bedrohlich wirken.«
    Der Soldat schien wenig begeistert von der Vorstellung zu sein, seinem Herrn vertrocknete Früchte zu überreichen; dennoch steckte er sie ein und bedankte sich mit einem Kopfnicken.
    »Die Straßen sind geräumt. Die Bewohner sind in ihren Häusern. Die Soldaten auf der Nordmauer erwarten euch.« Der Soldat machte kehrt und verließ mit dem Trupp die Arena.
    »Du nicht mögen Magier«, stellte Rator fest.
    »Doch. Aber ich möchte ihn spüren lassen, wie es ist, mit einem stumpfen

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