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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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würde.
    »Noldaten!«, rief Gnunt durch die Tunnel. Der recht schweigsame Oger hatte es sich zur Aufgabe gemacht, den Arenaplatz zu beobachten und die ankommenden Patrouillen anzukündigen. Die Zeit dazwischen verbrachte er mit dem Werfen von Steinen, in der Hoffnung, sie wie auf einer Wasseroberfläche springen zu lassen. Der Erfolg war äußerst mäßig, doch das tat seiner Begeisterung keinen Abbruch.
    »Na endlich«, riefen die Zwerge fast wie im Chor. »Was tischen sie uns denn heute auf?«
    »Wenn wir Pech haben, gibt es Nagetierragout. Von diesen Biestern muss es noch reichlich in der Stadt geben«, lachte Morrodak.
    Die Wachen drängten sich eilig an Gnunt vorbei. Zur Überraschung aller hatten sie diesmal große Brocken Fleisch dabei. Als sie die Keulen auf ihrem Handkarren abdeckten, stieg die Stimmung bei den Zwergen spürbar. Hochgestimmt halfen sie den Soldaten beim Abladen, was die Wachen sichtlich nervös machte.
    »Das ist Rind«, stellte einer der Zwerge fest.
    »Unsinn, man sieht doch, was das ist. Pferdekeule!«, schrie ein anderer dazwischen.
    »Hat es irgendwann mal Felsbrocken gehagelt, als ihr draußen wart? Das ist Schwein«, berichtigte sie ein dritter.
    »Esel«, sagte eine der Wachen ängstlich.
    Die Zwerge schauten den Mann verwundert an.
    »In einer Gasse standen zwei herrenlose Esel. Es ist Eselsfleisch«, wiederholte der Soldat.
    Mogda erinnerte sich mit einigem Widerwillen an die beiden altersschwachen Maultiere, die sie mit in die Stadt gebracht hatten, behielt die Erkenntnis jedoch für sich.
    Plötzlich hatte Rator den Soldaten an der Rüstung gepackt und hielt ihn über den Karren. Mit dem Gesicht nach unten ließ er ihn über der blutigen Ladefläche hängen.
    »Wie viele Beine Esel hat«, brüllte er.
    Das hilflose » Was?« des jungen Mannes trug diesem ein hartes Aufschlagen auf dem hölzernen Karren ein. Ungehalten wiederholte Rator seine Frage. Die übrigen Wachen zogen eher zögerlich ihre Waffen blank.
    »Vier«, krächzte der Soldat.
    »Wie viel Keulen gebracht?«, setzte Rator sein Verhör fort.
    »Zwei?«, antwortete der Mann verunsichert.
    »Wo sein andere Bein von Esel?«
    »Die Vorderläufe? Wir haben sie weggeworfen. An ihnen ist kein Fleisch, man kann sie nicht essen«, mischte sich ein anderer Soldat ein.
    Rator schaute seinen Kumpanen unsicher an. Zögernd nickte Mogda. Wortlos stellte Rator den Soldaten wieder auf die Füße, und sofort wollte dieser mit seinem Trupp das Weite suchen. Mogda konnte die Flucht gerade noch verhindern.
    »Was ist mit der Belagerung?«, wollte er wissen.
    Der Soldat schüttelte den Kopf.
    »Die Elfen lagern immer noch zu Tausenden am Waldrand. Es gibt keine Hinweise, dass sie sich auf eine Erstürmung der Stadt vorbereiten. Sie haben einen Einzelnen als Späher vorgeschickt. Er steht einsam und verlassen eine halbe Meile vor der Stadtmauer. Vielleicht wollen sie sehen, wie weit sie sich herantrauen können.«
    Rator reagierte als Erster. Seit Tagen wartete er auf die Meldung über einen einzelnen Mann. Einen Mann ohne Schuhe, der bereit war, sich einem ganzen Heer zu stellen.
    »Wie aussehen Mann?«, fragte Rator den Soldaten und hob ihn dabei wieder an seiner Rüstung hoch.
    »Ich weiß nicht«, stotterte der Soldat. »Wir laufen nur Patrouille. Wir sind nicht als Turmwachen eingeteilt.«
    »Du zeigen Mann.«
    »Das geht nicht. Man kann ihn nur von der Stadtmauer aus sehen, und um dorthinzugelangen, müsstet ihr quer durch Turmstein hindurch.«
    Mogda verstand den Einwand, doch er bezweifelte, dass Rator ähnlich einsichtig war, wenn es um den Wanderer ging. Als einzige Hoffnung blieb, dass der andauernde Regen die Leute von der Straße vertrieben hatte.
    »Bringen zu Stadtmauer!«, befahl Rator.
    Der Ton, den er dabei anschlug, ließ keinen Zweifel aufkommen, wie ernst er es meinte. Auch der Soldat erkannte, dass eine Weigerung nur dazu führen würde, leblos in der Ecke zu landen.
    »Wir geleiten euch bis zum Nordturm«, lenkte der junge Mann ein.
    Rator zeigte sich zufrieden. Er setzte den Wachsoldaten wieder ab und gab ihm mit einer Handbewegung zu verstehen, er solle vorgehen. Unter den verängstigten Blicken seiner Kameraden übernahm der Soldat die Führung. Neben Rator, Mogda und Gnunt machte sich auch Wulbart auf den Weg, der sich den anderen schweigend anschloss.
    Sie überquerten den Arenaplatz und folgten den Stufen bis hoch zu den Tribünen. Die Soldaten öffneten ein eisernes Gatter, um in den Innenhof zu gelangen, der

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