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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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Mine hatten die Zwerge auch keine Loren mehr verwendet und den Abraum anscheinend von Hand nach draußen befördert.
    »Wir sind da«, verkündete Dranosil feierlich.
    Neugierig hoben die Zwerge ihre Fackeln, um am Ende des Tunnels in die Dunkelheit einer Höhle zu leuchten. Offenbar war Dranosil der Einzige, der von der Existenz und der Geschichte dieses Bauwerks wusste.
    »Was ist das?«, fragte Mogda und reckte seinen Kopf über die Zwerge hinweg in das Gewölbe.
    »Von hier aus wollten wir die Angriffe gegen die Elfen führen. Grothak, der Erschaffer, Gott der Erde und Behüter aller Unterirdischen, hat die Höhle für uns aus dem Fels gerissen, um die hochnäsigen Elfen ein für alle Mal aus Nelbor zu vertreiben. Leider kamen wir zu spät. Die feigen Spitzohren nahmen Reißaus und betrogen uns um einen ehrenhaften Sieg.«
    »Ihr hattet vor, sie alle zu töten?«, fragte Mogda fassungslos. »Warum?«
    Dranosil griff nach der Fackel eines Gefolgsmanns und schleuderte sie weit in das Innere der Höhle. Dreißig Fuß tief stürzte das Licht hinunter, bis es mit einem Funkenregen am Höhlenboden aufschlug. Dutzende, mehrere Fuß große Achatscheiben warfen das Licht zurück und verteilten es gleichmäßig über das Höhleninnere.
    »Diese Frage ausgerechnet aus dem Munde eines Ogers?«, fragte Dranosil verdutzt. »Seit Anbeginn aller Zeiten seid ihr die Kriegsknechte Tabals, die ohne Anlass gegen jeden und alles Krieg führen. Ihr braucht keinen Grund, um zu töten. Wir haben einen, doch du würdest ihn nicht verstehen.«
    Mogda fühlte sich beschämt. Der Zwerg hatte Recht. Sechs Jahre erst war der Sinneswandel der Oger her, und schon begann er mit Fingern auf jene zu zeigen, deren Krieg viel älter war.
    »Dort die Stufen hinab«, sagte Dranosil und machte Mogda damit klar, dass er ihr Gespräch für beendet hielt.
    Mit schlechtem Gewissen trottete Mogda hinter den Zwergen her. Die natürliche Höhle war nur wenig kleiner als der Drachenhorst. Wenn es zwischen den Zwergen und den Elfen tatsächlich Krieg gegeben hätte, hätten hier tausend und mehr schwer bewaffnete Zwergenkrieger Platz gefunden.
    Nach und nach folgten die Oger der grob behauenen Steintreppe bis auf den Grund der Höhle. Am östlichen Ende hatte man den Abraum des Tunnelbaus gelagert. Felsbrocken, die zu groß waren, um sie mit Muskelkraft nach draußen zu befördern, und kleinere Gesteinsmassen, für die man eine Lore gebraucht hätte, waren dort aufgeschüttet worden.
    »Höhle gut für Kriegslager«, rief Rator aus. Der Hall seiner Stimme wurde mehrfach von den Wänden zurückgeworfen.
    »Ich würde vorschlagen, wir legen eine kleine Pause ein«, sagte Dranosil.
    Ohne eine Antwort abzuwarten, machte er sich mit einigen anderen Zwergen zu der Geröllhalde auf. Dranosil wies seine Kameraden an, große Felsblöcke zur Seite zu schaffen.
    In Windeseile trugen sie die Felsen ab und schichteten sie an einer anderen Stelle wieder auf. Mogda wollte Rator gerade auf das wunderliche Verhalten des kleinen Volkes aufmerksam machen, als Dranosil auch schon voller Freude ein hölzernes Fass von der Größe eines Kürbisses hervorholte.
    »Wenn einem das Glück beim Suchen nicht gnädig ist, muss man eben mit List nachhelfen«, rief der Zwerg erfreut.
    Äußerst vorsichtig, als handle es sich um das Ei eines Drachen, schleppte er seinen Fund heran und legte ihn Mogda breit grinsend vor die Füße.
    »Welch ein Glück für uns, ein Fässchen Zwergenbier«, mutmaßte der Oger unbeeindruckt. »Wir füllen für jeden einen Fingerhut ab und schlafen die nächsten drei Tage unseren Rausch aus.«
    »Tut mir leid, dass du so wenig verträgst«, entgegnete Dranosil, »doch ich muss dich enttäuschen. Kein Bier, nicht einmal das beste Zwergenbier, würde fünfzehn Jahre überdauern. In diesem Schmuckstück aus feinstem Eichenholz ist der edelste Tropfen, den Nelbor je gesehen hat – Zuckerrübenrum. Zwar ziehen wir gegen den gleichen Feind zu Felde und haben schon mehrere Kämpfe gemeinsam bestritten, aber unsere Freundschaft ist nicht gefestigt genug, um so etwas mit euch Ogern zu teilen.«
    Mogda war auch gar nicht erpicht darauf, von dem Gebräu zu kosten. Etwas Fleisch oder sogar ein trockener Laib Brot wäre ihm bedeutend lieber gewesen.
    Die meisten Oger hatten es sich zwischen den schroffen Felsen der Höhle bequem gemacht und vertilgten die spärlichen Reste ihres Proviants. Die Zwerge waren unterdessen unermüdlich auf der Suche nach weiteren Fässern. Die

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