Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
Vom Netzwerk:
immer weiter aus dem Boden empor. Die drei Oger ließen von ihm ab und betrachteten das Gefüge aus Steinen und Magie beinahe mit Ehrfurcht. Plötzlich knickte der Arm ein und stieß mit dem Ellenbogen herab. Rator zog Mogda am Gürtel zur Seite und riss seinen Kameraden zu Boden, gerade noch rechtzeitig, um nicht von den Steinen zerquetscht zu werden. Gnunt rette sich mit einem Sprung in einen Felshaufen. Die Erde bebte. Der Erdkoloss zertrümmerte herumliegende Felsen und ließ Gesteinssplitter wie Geschosse durch die Luft sausen. Dann streckte sich der Arm erneut und schlug mit der Faust auf seine Gegner ein. Ein Oger wurde unter ihr begraben, einem anderen wurden die Beine gebrochen. Mogda sah, wie Blut zwischen den steinernen Fingern der Faust hervorsickerte – Drachtes Blut. Dessen Körper hing leblos in der Umklammerung der riesigen Finger.
    Dranosil und seine beiden Begleiter stürmten vor und schlugen mit ihren Werkzeugen auf die Faust ein. Unter der Wucht der Schläge splitterte ein größerer Brocken ab. Sofort setzten die Zwerge nach. Mit ihren Steinmeißeln hebelten sie den entstandenen Zwischenraum weiter auf. Sie schafften es, den kleinen Finger von der Faust abzuspreizen. Dranosil holte mit seinem Hammer zum Schlag aus. Ein Ruck fuhr durch den Fels, dann brach der Finger mit lautem Getöse ab und landete auf dem Boden.
    Der steinerne Arm schoss hoch. Die Faust öffnete sich und gab den toten Drachte frei. Die Hand mit der fehlenden Gliedmaße drehte sich wie vor den Augen eines unsichtbaren Betrachters. Suchend fuhr sie durch die Luft, bis sie schließlich die gespreizten Finger in einen Geröllhaufen steckte.
    Unterdessen hatten die meisten Oger begonnen, auf den Erdkoloss einzuschlagen, doch die Angriffe blieben wirkungslos. Als die Hand wieder aus dem Geröll zum Vorschein kam, hatte sich der fehlende Finger erneuert.
    Mogda sah Gnunt aus dem Geröllhaufen hervorkrabbeln. Er kroch auf allen vieren, die schwere Stachelkeule hinter sich herziehend und das Signalhorn um seinen Hals tragend.
    Mogda verließ der Mut, doch seinen Kameraden schien es anders zu ergehen. Sie würden so lange kämpfen, bis alle durch die Hand des Gottes gefallen waren. Keiner würde einem Aufruf zur Flucht folgen. Das Wort Flucht oder Rückzug kannten sie nicht – doch sie kannten das Signal.
    Mogda lief auf Gnunt zu und wollte nach dem Horn greifen, aber Gnunt war schneller und hielt es fest umklammert.
    »Was wnollen?«, brüllte der Oger ihn an.
    »Wir müssen uns zurückziehen. Sonst werden wir alle getötet.«
    »Gnunt Horntnäger. Gnunt nicht Befehl Nückzug. Gnunt nufen Verstnärkung.
    »Nein!«
    Es war zu spät. Gnunt hatte das Horn bereits an die Lippen gesetzt und blies hinein. Zwei lang gezogene, dumpfe Töne hallten durch den Berg. Die erfahrenen Kriegsoger, mit Ausnahme von Rator, reagierten sofort. Umsichtig zogen sie sich aus dem Kampf zurück und suchten den Ausgang im Norden der Höhle. Die unerfahrenen Krieger und die Hand voll Zwerge folgten ihnen. Einzig Gnunt, Rator und Mogda blieben zurück. Der Kriegsoger starrte die beiden mit zornigem Blick an, doch seine Wut musste warten, denn der Erdkoloss ließ sich davon nicht aufhalten.
    »Ihr Befehle gehört!«, schrie Rator. »Durchbruch. Angriff aus Flanke!«
    Mit verschämter Miene überreichte Gnunt Mogda das Horn. Dann folgten sie Rator.
    Es dauerte Stunden, bis sie das Tunnelende erreichten. Rator nutzte die Zeit, um Gnunt und Mogda seine Verachtung zu zeigen. Zu ihrer Verteidigung konnten die beiden lediglich anführen, dass Mogdas falsche Entscheidung durch Gnunts falsches Signal zum richtigen Ergebnis geführt hatte. Das wusste auch Rator, doch er konnte oder wollte es nicht zugeben.
    Außer ihnen hatte auch die zweite Gruppe das Signal vernommen, war durch die Höhle gestürmt und schloss schnell zu ihnen auf. Was aus den übrigen geworden war, wussten sie nicht. Keiner von ihnen erreichte den nördlichen Tunnelausgang.
    Als sie ins Freie treten wollten, tobte der übernatürliche Sturm direkt über ihnen. Starke Böen peitschten den Regen waagerecht durch die Luft. Dazwischen prasselten Hagelkörner, groß wie Hühnereier, zu Boden. Wasser lief in Sturzbächen vom Gebirge herab und überschwemmte das nahe Grindmoor. Blitze zuckten vom Himmel und tauchten die Berge für kurze Zeit in gleißendes Licht.
    Mit argwöhnischen Blicken drängten sich die Oger am Ausgang der Mine zusammen. Rator bahnte sich grob den Weg durch die Reihen seiner Kameraden

Weitere Kostenlose Bücher