Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt

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handelt? Glaubst du nicht, wir hätten schon genug damit zu tun, den Wanderer zu töten? Immerhin schien er bis jetzt nicht sonderlich beeindruckt von unserer Kampfkraft zu sein. Es wäre mir lieber, du könntest mir ein paar zusätzliche Informationen über ihn geben; am besten darüber, wie man ihn töten kann. Hörst du, Tusfell ...?«
    Mogda musste feststellen, dass er sich mit einer Baumwurzel unterhielt. Die Trollschamanin und ihr Begleiter waren bereits verschwunden. Mogda vermutete, dass ihm Tusfell keine Antworten geben wollte; oder schlimmer noch, dass sie selbst keine hatte.
    Mogda schlich zu seiner Lagerstatt zurück und nutzte die letzten Stunden vor dem Aufbruch, um sich ein wenig auszuruhen.

52
Stollen des Vergebens
    »Wie können entkommen?«, schrie Rator.
    Außer sich vor Wut trat er gegen die verwaisten Ketten, die immer noch um den Stamm der Eiche hingen. Von der Trollschamanin und ihrem Beschützer fehlte jede Spur.
    »Wer gehen Wache?«, wollte der Kriegsoger wissen. Die ratlosen Gesichter von Kruzmak und Hagmu sprachen Bände. Mogda hatte sich in gebührendem Abstand zu den dreien gesellt und versuchte, eine möglichst erstaunte Miene aufzusetzen. Einen der Oger von letzter Nacht, Drachte, hatte er erkannt. Doch hielt er es für besser, diese Information nicht preiszugeben. Drachte war ein Oger aus dem Hinterland. Selbst für einen Oger war er etwas einfältig, hatte jedoch ein gutes Herz und bemühte sich sehr, alles richtig zu machen. Außerdem konnte Mogda ihn nicht verraten, da er sich sonst selbst verdächtig gemacht hätte.
    »Wir sollten lieber unseren Weg fortsetzen, statt uns über die Trolle Sorgen zu machen«, schlug Mogda vor.
    »Du wissen!«, fauchte Rator ihn an.
    »Ich? Nein, woher?«, heuchelte Mogda. »Ich habe die ganze Zeit geschlafen. Was gehen mich eure Gefangenen an? Du hättest sie gleich töten sollen, statt sie mit herumzuschleppen.«
    Mogda sah Rator an, dass dieser überlegte, wer entschieden hatte, die Trolle am Leben zu lassen; anscheinend wollte es ihm nicht mehr einfallen.
    »Du Recht«, sagte Rator schließlich. »Wichtiger finden Wanderer. Zwerge sollen führen Oger durch Berg.«
    Diese Anweisung schien auch Kruzmak und Hagmu weitaus besser zu gefallen als die Suche nach einem Schuldigen. Immerhin hatte die Verantwortung bei ihnen gelegen, und somit bestand die Möglichkeit, dass sie die Nächsten wären, die Wache schieben mussten.
    »Ich gebe Dranosil Bescheid, dass er und seine Männer sich zum Aufbruch bereit machen sollen«, erklärte Mogda und machte sich zu den Bärtigen auf.
    Die Zwerge waren ziemliche Morgenmuffel, was sie in Mogdas Augen sehr sympathisch machte. Das kleine Volk saß dicht beisammen und schwieg sich ausgiebig an. Ein heißes Gebräu mit tiefbrauner Farbe wurde in einem Tonkrug herumgereicht und mit vorsichtigen Schlucken getrunken.
    »Hm, das sieht aber lecker aus«, verkündete Mogda aufgeräumt, um die allgemeine Übellaunigkeit zu vertreiben.
    »Ist es aber nicht«, brummte Dranosil. »Im Feuer geröstete Eicheln, zerstampft und mit heißem Wasser aufgegossen.«
    »Ein Zaubertrank?«, fragte Mogda vorsichtig.
    »Nein, es hilft dabei, morgens ...«
    Dranosil hob den Kopf und schaute in die teils angsterfüllten und teils beschämten Gesichter seiner Kameraden.
    »... nicht schon Bier zu trinken«, vollendete er dann den Satz und schlug sich feixend auf den Oberschenkel. Die restlichen Zwerge stimmten einen Moment später erleichtert in das Gelächter ein.
    Mogda verstand zwar nicht, was daran so lustig war, doch er wollte die steigende Laune der Zwerge nicht dämpfen und stimmte mit ein.
    »Wir sollten uns beeilen, der Sturm scheint näher zu kommen«, sagte Mogda zu Dranosil, als dieser sich wieder beruhigt hatte.
    »Gegen Abend sind wir am Ziel, dann können uns Wind und Regen nichts mehr anhaben«, erklärte der Zwerg.
    Trotz erneut aufkommenden Regens und heftiger Windböen kam das Heer der Oger gut voran. Die Zwerge hatten die Führung übernommen und legten ein hohes Tempo vor. Laut singend schienen sie sich selbst zu Höchstleistungen anzustacheln. Am frühen Abend erreichten sie einen verlassenen Zwergenstollen. Mittlerweile hatten die ersten Oger bereits begonnen, die nicht gerade große Auswahl an zwergischen Trinkliedern mitzusummen.
    »Hier ist er, der Stollen des Vergebens«, verkündete Dranosil am Eingang zu dem Tunnelsystem.
    »Warum habt ihr ihn so genannt?«, wollte Mogda wissen. »Hat der Name etwas mit eurem Gott