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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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niederzutrampeln, wenn er nicht beiseite sprang. Er blieb stocksteif stehen, in der Annahme, niemand wäre dumm genug, um einen Oger mit seinem Pferd zu Fall bringen zu wollen.
    »Du brauchst keine Angst zu haben«, murmelte er, wobei er selbst nicht wusste, ob die Worte Usil oder ihm selbst galten. »Das werden sie nicht wagen, es wäre so verrückt, wie zu versuchen, jemanden mit einem Kürbis zu erschlagen.«
    Er sollte Recht behalten. Die Männer rissen einer nach dem anderen die Zügel hoch, drängten ihre Pferde haarscharf an ihm vorbei und wendeten ihre Tiere hinter ihm. Dann ritten sie in immer enger werdenden Kreisen um ihn herum. Sie versuchten, ihren Radius immer kleiner werden zu lassen, um ihn zu verängstigen, doch Mogda blieb ruhig. Es gab keinen Grund, um in Panik zu geraten. Die Reiter waren zwar mit Armbrüsten bewaffnet, aber soweit Mogda sehen konnte, hatte nur ein einziger einen Bolzen eingelegt, und in diesem Durcheinander einen gezielten Schuss abzugeben war unmöglich. Auch die Annahme, die Pferde würden ihn einschüchtern, war falsch. Kein Oger hatte Angst davor, von seiner Lieblingsspeise eingekreist zu werden. Da ihr Plan nicht aufging, begannen die Reiter wild durcheinander zu schreien und sich gegenseitig Mut zu machen. Es waren zu viele Stimmen, um herauszuhören, was sie wirklich wollten. Nur Bruchstücke drangen an Mogdas Ohr.
    »Das ist er. Er war auch dabei. Das ist der Anführer. Wir nehmen ihn gefangen. Lasst ihn uns töten.«
    Gerade die letzte Aussage war es, die Mogda davon überzeugte, dem ganzen Firlefanz ein Ende zu setzen. Er fixierte den Reiter mit der geladenen Armbrust. Der Mann schien der älteste der Reiter und ihr Anführer zu sein, aber was ihn für Mogdas Zwecke besonders geeignet erscheinen ließ, war, dass er ein zweites Pferd an seinen Sattelknauf angebunden hatte und sein eigenes äußerst jung und bestimmt schmackhaft war. Mogda hatte schon lange kein Pferdefleisch mehr gegessen. Der Handel mit den Menschen versorgte sie zwar gut, aber Pferde waren den Menschen zu kostbar, um sie an die Oger zu verfüttern – so gab es meistens nur alte Rinder oder Hammel als Tauschobjekte.
    Der Zeitpunkt war gekommen. Mogda packte zu und griff dem Pferd mit einer Hand unter die Vorderläufe, und mit der anderen drückte er gegen die Kehle des Tieres. Unfreiwillig bäumte sich das Reittier auf. Der Mann im Sattel geriet in Panik, verlor das Gleichgewicht und drohte, vom Rücken des Tieres zu rutschen. Mit letzter Kraft konnte er sich am Sattelknauf festhalten und drückte sich fest gegen den Hals des Pferdes. In seiner Verzweiflung oder aus Versehen schoss er dabei den Bolzen ab. Das Geschoss trat in den Hals seines Reittieres ein und bohrte sich tief in dessen Brust. Das Pferd war auf der Stelle tot, doch es brach nicht zusammen, da Mogda seinen Griff nicht löste, und die Vorderflanken des Tieres weiterhin hochhielt. Die anderen Reiter stoben auseinander und hatten alle Hände voll zu tun, ihre Pferde unter Kontrolle zu bringen. Zwei stürzten und rannten hinter ihren Pferden her, ein weiterer verfing sich in seinem Steigbügel und wurde von seinem durchgehenden Gaul mitgeschleift.
    Nachdem Mogda sich vergewissert hatte, dass das Beipferd noch fest am Sattelknauf vertäut war, ließ er das tote Tier zur Seite wegsacken. Stattdessen griff er sich den Mann, der sich noch an den Rücken des Tieres klammerte, und hielt ihn, am Hals baumelnd, in die Höhe.
    »Was wollt ihr von mir? Was habe ich euch getan?«, fauchte Mogda ihn an.
    »Du, du hast Briftalon getötet«, stotterte er.
    »Briftalon? Ich kenne keinen Briftalon. Wovon redest du?«
    Mogda sah, wie sich der Zügel des zweiten Pferdes vom Knauf lockerte. Er wollte es auf keinen Fall entkommen lassen, es würde ihm noch gute Dienste leisten. Er ließ den Mann zu Boden fallen und griff die Zügel des Tieres kurz hinter seinen Nüstern. Dann zog er das Pferd zu Boden und zwang es dazu, sich hinzulegen. Mit seinem Fuß trat er auf das lederne Zaumzeug und wendete sich wieder dem Mann zu. Der hatte die Situation genutzt und Reißaus genommen. Er war schon zu weit entfernt, um ihn gefahrlos greifen zu können, ohne dabei das Pferd zu verlieren, so entschloss Mogda sich dazu, ihn laufen zu lassen. Anscheinend war das alles ohnehin nur eine Verwechslung, versicherte sich der Oger selbst.
    Ein Dutzend berittener, aufgebrachter Hüttenbauer zu vertreiben, erwies sich als einfacher, als ein unwilliges Pferd vor einen Karren zu

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