Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Rubin im Rauch

Der Rubin im Rauch

Titel: Der Rubin im Rauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
Vom Netzwerk:
„Was ist passiert? Oder ist es - "
„Er ist der Bruder, Sally. Hör mal -- ich muß sofort zurück. Die
andere Hälfte der Familie ist noch dort und muß sich rausreden -- aber
da ist 'n scheußlicher Kraftmeier im Haus -- und ich hab die Droschke
nehmen müssen, um die beiden herzuschaffen -- das ist übrigens
Adelaide. Sie wird bei uns bleiben."
    Er legte den Seemann auf den Boden und rannte hinaus. Die
Droschke fuhr sofort mit ihm ab.
Viel später kehrte er zurück. Vikar Nicholas war bei ihm und hatte
ein blaues Auge.
„Das war vielleicht 'ne Schlägerei!" sagte Frederick. „Sally, du
hättest es sehen sollen! Da war nicht mal Herkules dagegen
angekommen. Bin grade noch rechtzeitig zurückgekommen - "
„In der Tat", bestätigte der Vikar. „Aber wie geht's Matthew?"
„Er ist im Bett und schläft. Aber - "
    „Wie geht's Adelaide?" fragte Frederick. „Ich konnte sie nicht dort
lassen. Sie war völlig verschreckt."
„Sie ist bei Trembler. Ihr Auge, Mr. Bedwell! Das sieht ja
schrecklich aus -- kommen Sie, setzen Sie sich. Lassen Sie mich mal
sehen. Was ist denn nur passiert?"
Sie gingen in die Küche, wo Adelaide und Trembler Tee tranken.
Trembler goß jedem eine Tasse Tee ein, während der Vikar erzählte,
was geschehen war.
„Ich hab sie mit Reden hingehalten, während die anderen
verschwunden sind. Dann hat sie mich wieder ins Bett gebracht. Hab
so getan, als sei ich wirr im Kopf. Sie ist rausgegangen, um nach
Adelaide zu schauen, und da bin ich aufgestanden und hab versucht
abzuhauen, aber da hat sie dann den großen Kerl auf mich gehetzt."
„Er ist 'n Monster", sagte Frederick. „Aber er hat ganz schön was
zu beißen gehabt an Ihnen. Ich hab den Krach auf der Straße draußen
gehört und hab mich dann reingekämpft. Das war vielleicht 'ne
Schlägerei!"
„Er war stark, aber das war auch alles. Weder schnell noch schlau.
Auf der Straße draußen oder im Boxring hätte ich ihn ganz schön
zusammengeschlagen, aber da drin war nicht genügend Platz; wenn er
mich eingekreist hätte, wäre ich nicht lebend rausgekommen."
„Und was war mit Mrs. Holland?" fragte Sally.
Die beiden Männer schauten sich an.
„Sie hatte 'ne Pistole", sagte Frederick.
„Garland hat dem großen Kerl mit 'nem Stück Holz vom
zerbrochenen Geländer eine übergebraten, und da is er wie 'n Sack
umgefallen. Und dann hat Mrs. Holland ihre Pistole rausgeholt. Sie
hätte mich erschossen, wenn sie ihr das Ding nicht aus der Hand
geschlagen hätten", fügte er zu Frederick gewandt hinzu.
„'ne kleine Pistole mit perlenbesetztem Griff", sagte Frederick.
„Hat sie immer eine Pistole bei sich?" fragte er Adelaide.
„Weiß nich", flüsterte das Kind.
    „Auf jeden Fall hat sie gesagt...", er brach ab und machte ein
unglückliches Gesicht, dann fuhr er fort: „Sie hat gesagt, daß sie dich
findet, Sally, egal wo du bist, und daß sie dich umbringen wird. Das
soll ich dir ausrichten. Ob sie weiß, wo du bist, oder ob sie's nur
vermutet, weiß ich nicht. Aber sie weiß nicht, wer ich bin oder wo wir
wohnen -- das ist unmöglich. Du bist in Sicherheit hier und Adelaide
auch. Sie wird euch niemals finden."
„Doch", flüsterte Adelaide.
    „Wie soll sie denn?" fragte Trembler. „Du bist hier so sicher wie
die Bank von England sicher ist. Hör mal zu -- ich bin auch auf der
Flucht, genauso wie Miss Sally und du, und mich ham sie auch noch
nich gefunden. Wenn du hier bei uns bleibst, wird alles in Ordnung
kommen."
    „Sind Sie Miss Lockhart?" fragte Adelaide Sally.
„Richtig", antwortete Sally.
„Sie wird mich finden", flüsterte Adelaide. „Da könnt ich im Meer
    liegen und sie würd mich finden. Ganz bestimmt." „Wir lassen es
einfach nicht zu", sagte Sally. „Aber sie ist auch hinter Ihnen her,
oder? Sie hat gesagt, daß sie Sie umbringen wird. Henry Hopkins hätt
'n Unfall machen sollen, aber dann is er umgebracht worden."
„Henry Hopkins?"
    „Sie hat wollen, daß er Ihnen irgend so'n Papier stiehlt. Und dann
hätt er 'n Unfall machen sollen und Sie um die Ecke bringen."
„Daher hat sie also die Pistole", sagte Sally schwach. „Meine
Pistole..."
„Na, na", sagte Trembler wenig überzeugend. „Sie wird Sie hier
nich finden, Miss."
„Doch", wiederholte Adelaide. „Sie weiß alles. Sie weiß alles und
kennt alle. In ihrer Tasche hat sie 'n Messer, mit dem hat sie das andre
kleine Mädchen zerstückelt. Hat sie mir gezeigt. Sie weiß alles und
kennt alle. Die ganzen Straßen in London und

Weitere Kostenlose Bücher