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Der Rubin im Rauch

Der Rubin im Rauch

Titel: Der Rubin im Rauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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mühle hinter Wapping High Street
führte seine Angebetete aus, ein Dienstmädchen aus Fulham. Er hatte
mit einem von Mrs. Hollands Mietern Geschäfte leicht krimineller Art
gehabt (es ging um aus Lagerhallen entwendeten Tabak) und erinnerte
sich daran, daß besagte Dame eine Belohnung ausgesetzt hatte für
den, der ihr Adelaides Aufenthaltsort nennen konnte. Er war ein
junger Mann mit guter Beobachtungsgabe, und er erkannte sie sofort.
Er führte seine Angebetete vom Weg, auf dem sie gerade gingen, weg
und begann Adelaide und Trembler zu folgen.
„He", sagte das Dienstmädchen. „Was machst du denn?"
„Benimm dich normal", sagte der junge Mann. „Ich hab meine
Gründe."
„Deine Gründe kenn ich", sagte das Dienstmädchen. „Mit dir geh
ich nicht in die Büsche. Gib's auf!"
     
„Tschüs denn", sagte er und ließ sie verblüfft auf dem Pfad zurück.
    Er folgte ihnen aus dem Park heraus und zum Trafalgar Square. Am
Ende der St. Martin's Lane verlor er sie aus den Augen und stieß dann
    in Cecil Court fast mit ihnen zusammen, wo sie ins Schaufenster eines
Spielzeugladens starrten. Bis zum Britischen Museum hielt er mit
ihnen Schritt, verlor sie in der Coptic Street fast aus den Augen,
versuchte, weiter entfernt und außer Sichtweite zu bleiben, da die
Menschenmenge hier nicht mehr so dicht war, und dann mußte er
wieder näher an sie heran, weil es dunkel wurde, und sah dann
schließlich, wie sie in die Burton Street einbogen. Als er hinkam,
waren sie verschwunden -- aber die Tür eines Photoladens schloß sich
gerade.
Na, das ist wenigstens etwas, dachte er und eilte nach Wapping
zurück.
KING JAMES TREPPE
    Der Mann von der Druckerei Chainey kam am Montag, wie Sally es
in die Wege geleitet hatte. Frederick, der gut eingeübt hatte, was er zu
sagen gedachte, bestand auf einer Tantieme von zwanzig Prozent, die
nach dem Verkauf von zehntausend Stück auf fünfundzwanzig
Prozent ansteigen sollte. Der Drucker war darüber überrascht, er hatte
erwartet, mit einer einmaligen Zahlung die Bilder sofort kaufen zu
können. Aber Sally hatte auch daran gedacht und Frederick
eingeschärft, nicht nachzugeben. Der Drucker übernahm schließlich
die ,Historischen Szenen', die ,Berühmten Morde' und Szenen aus
Shakespeare-Stücken. Er stimmte auch zu, daß die Bilder unter dem
Namen Garland und nicht Chainey laufen sollten, daß sie zu einem
Preis von 2/6 Pennies pro Serie verkauft werden sollten, und daß sie,
die Druckerei, für die Werbekosten aufzukommen hätte.
    Leicht verwirrt ging der Drucker wieder -- aber nicht ohne zuvor
eine Vereinbarung unterschrieben zu haben. Frederick rieb sich die
Augen, er war nicht in der Lage zu glauben, was er da gemacht hatte.
    „Das war goldrichtig!" sagte Sally. „Ich hab zugehört. Du bist
bestimmt aufgetreten und hast genau gewußt, was du sagen willst. Das
ist der Anfang! Jetzt kann's so richtig losgehn!"
    „Ich bin ein Nervenbündel", sagte Frederick, „ich bin zu
empfindsam für dieses ganze finanzielle Gerangel. Warum machst
du's nicht?"
    „Ich mach's auch, sobald ich alt genug bin, daß man mich ernst
nimmt."
„Ich nehm dich ernst."
Sie schaute ihn an. Sie waren allein im Laden; die anderen waren
aus verschiedenen Gründen außer Haus. Er saß auf dem Ladentisch;
sie stand etwa einen Meter weit entfernt, die Hände hatte sie auf das
hölzerne Regal gelegt, das Trembler gemacht hatte, um die
stereographischen Aufnahmen aufzubewahren. Und plötzlich war sie
sich der Situation sehr bewußt. Sie blickte zu Boden.
„Als Geschäftsfrau?" fragte sie und versuchte, dies lässig zu sagen.
„Als alles Mögliche. Sally, ich - "
Die Tür ging auf, und ein Kunde kam herein. Frederick sprang vom
Ladentisch und bediente ihn, während Sally in die Küche ging. Ihr
Herz klopfte heftig. Was sie für Frederick empfand, war so verwirrend
und stark, daß sie es gar nicht aussprechen konnte; sie wagte sich
kaum auszumalen, was er hätte sagen wollen. In der nächsten Minute
hätte sie es vielleicht herausgefunden. Aber dann wurde an der
Küchentür geklopft, und herein kam Jim.
„Jim! Was machst du denn hier? Bist du denn nicht bei der Arbeit?"
„Bin gekommen, um mein Geld abzuholen", sagte er. „Du weißt
doch, daß ich mit dem Meister 'ne Wette gemacht hab? Ich hab sie
gewonnen. Der alte Selby ist tot!"
„Was?"
Frederick kam gerade herein und blieb abrupt stehen.
„Was machst du denn da, du Hornochse?" fragte er.
„Ich hab 'ne Neuigkeit für

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