Der Ruf der Finsternis - Algarad 2
Stiefel, das von den Felswänden widerhallte und sich rasch von vorn näherte. Raue Stimmen unterhielten sich in der gutturalen Sprache der Gredows.
Osyns Gedanken rasten fieberhaft. Wo befand sich doch gleich die Abzweigung des anderen Gangs, die er vorhin passiert hatte? Sie war viel zu weit weg, dennoch gab es eine kleine Hoffnung. Schnell wendete er das Orn-Tier und trieb es zurück zu einer Eisentür, die er beim Vorbeigehen bemerkt hatte. Er rüttelte am Griff, aber natürlich war die Tür verschlossen.
Nun war Schnelligkeit gefragt. Leise murmelte er einen Zauberspruch, während er das vertraute Kribbeln in seinen Händen wahrnahm, welches die Zunahme der magischen Kraft ankündigte. Er hielt die Handflächen in geringem Abstand zueinander. Zwischen ihnen bildete sich eine blau schimmernde Kugel, die er anwachsen ließ. Als sie die Größe eines faustgroßen Balles erreicht hatte, umfasste er sie mit den Händen und schleuderte sie gegen die Eisentür, während er das Zauberwort flüsterte: »Hagath!«
Funken sprühten auf, es krachte und dicker schwarzer Rauch nahm ihm für einen kurzen Augenblick die Sicht. Mit lautem Krachen fiel die Tür nach hinten und gab den Blick auf einen Gang frei. Osyn unterdrückte einen Fluch – der Lärm hatte sicherlich die Aufmerksamkeit der Gredows auf sich gezogen. Er riss am Zügel und drängte das störrische Orn-Tier mit dem bewusstlosen Lord Iru durch die Tür. Dann lauschte er in den Gang hinaus; noch war nichts von den Kriegern zu hören. Osyn seufzte und blickte in die Finsternis des Tunnels, der sich hinter der Tür geöffnet hatte und bestimmt nur ein weiterer Stollen war, der lediglich tiefer in das Labyrinth führte. Er hatte schon lange die Hoffnung verloren, einen Weg nachdraußen zu finden. Diesmal würde er sich den Gredows stellen müssen, schließlich konnte er nicht ewig vor ihnen fliehen.
Er schob das Orn-Tier an die Tunnelwand, damit es nicht im Weg stand, und holte den Com-Stab hervor, der vertraut in seiner Hand lag. Ein kurzer gemurmelter Spruch, und sofort blitzte der kleine Kristall an der Spitze rot auf. Der Comori lächelte kurz, als er daran dachte, wie sich Tenan an dem Feuerzauber versucht hatte, damals, vor einer kleinen Ewigkeit. Fast hätte er mit seiner Unkenntnis die Hütte abgebrannt.
Die herannahenden Schritte der Gredows und das flackernde Licht ihrer Fackeln ließen das Lächeln von Osyns Lippen verschwinden. Rasch löschte er das Licht des Com-Steins. Den Stimmen nach zu urteilen, waren die Gredows zu zweit. Sie verstummten, als sie die zerstörte Eisentür erreichten. Osyn strengte sich an, um zu verstehen, was sie sagten.
»Was ist das? Die verdammte Tür war verschlossen, als ich das letzte Mal daran vorbeikam«, knurrte der eine von ihnen.
»Ucek, sieh her! Da sind Rußspuren!«, rief der andere. »Bei Achests Verderbnis, was ist hier passiert?«
Zwei behelmte Köpfe schoben sich vorsichtig um die Ecke des Eingangs, ihre roten Augen leuchteten aus den Sehschlitzen. Osyn ging unwillkürlich in Angriffsstellung. Noch hatten sie ihn und das Lasttier im Halbdunkel nicht entdeckt, denn das Licht der Fackeln reichte nicht weit genug. Osyn drückte sich gegen das Orn-Tier und hoffte inständig, es würde sich nicht bewegen oder einen Laut von sich geben.
Der eine Gredow schnupperte argwöhnisch in der Luft. »Hier riecht es nach Menschenfleisch«, knurrte er. »Riechst du es nicht auch, Gomm?«
Der andere nickte. »Ja, nach Menschenfleisch und dem Gestankeines Orn. Glaubst du, der entflohene Dan hält sich hier in der Nähe auf?«
Der Krieger namens Ucek hob die Schultern, der andere grinste. Sie traten unter den zerstörten Türbogen. »Wenn es so ist, dann kommt er nicht weit. Der Gang führt direkt in die Halle, wo die Umoli gezüchtet werden. Die kleinen Biester machen ihm das Leben zur Hölle, wenn sie ihn entdecken.«
Sie lachten gehässig.
»Mir will bloß nicht in den Kopf, wie dieser verfluchte Dan-Ritter aus seiner Zelle fliehen konnte«, murmelte Ucek. »Er war doch schon halbtot.«
Sein Kamerad, Gomm, schüttelte den Kopf. »Was weiß ich? Vielleicht war's Zauberei?«
»Kaum möglich«, widersprach Ucek. »Der Dan-Ritter konnte sich kaum noch auf den Beinen halten, wie sollte er da Magie wirken können?«
»Vielleicht hat ihm jemand geholfen?«
»Und wie sollte dieser Jemand in die Festung gelangt sein?«, schnaubte Ucek verächtlich. »Du weißt doch selbst genau, dass Nagatha nur auf einem Weg betreten
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