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Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Titel: Der Ruf der Finsternis - Algarad 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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jede Erinnerung ausgemerzt sein.
    Tenan lehnte sich über die Reling und blickte den Überresten hinterher. Die Skelette trieben im Segeltuch einige Zeit in der aufgewühlten See, fast sah es so aus, als seien sie lebendig und bewegten sich schlängelnd vorwärts. Doch schließlich verschwanden sie zwischen den Wellenbergen und sanken in ihr nasses Grab.

30
    In der Admiralskajüte der Acheron wartete Drynn Dur regungslos vor dem magischen Spiegel. Es war die Stunde, in welcher der oberste Befehlshaber der Gredows gewöhnlich neue Anweisungen von seinem Herrn Achest empfing; niemand auf dem Dronth-Brecher würde es jetzt wagen, ihn zu stören.
    Drynn Dur beugte sich vor, als der Cerele plötzlich seine Farbe und Oberflächenbeschaffenheit veränderte. Das Abbild einer in eine graue Kutte gehüllten Gestalt erschien in dem magischen Spiegel. Schon wollte Drynn Dur zu einer unterwürfigen Verbeugung ansetzen, da erkannte er, dass es nichtsein Gebieter war, der vor ihm im Cerele erschien. Er hielt inne und richtete sich auf.
    »Seid gegrüßt, edler Drynn Dur«, erklang die jugendliche Stimme des Schülers, wie er von Achest Todesfürst schlicht genannt wurde.
    Der wahre Name und die Identität des Schülers waren Drynn Dur unbekannt, nur Achest wusste, wer sich unter der Kutte verbarg. Dem Admiral war es ohnehin gleichgültig, wer er in Wahrheit sein mochte, für ihn war er lediglich ein Mittel zum Zweck, ein Spion im Umkreis des Hochkönigs, der für die Sache seines Meisters arbeitete und ihn mit wichtigen Botschaften versorgte. Als er das letzte Mal mit ihm gesprochen hatte, hatte sich der Schüler ihm gegenüber äußerst ungebührlich und respektlos verhalten und – angeblich im Auftrag Achests – seine Fähigkeiten als Heerführer angezweifelt; seitdem war der Admiral nicht gut auf ihn zu sprechen, er trug sich mit dem Gedanken, ihn aus dem Weg zu schaffen, sobald er seinen Auftrag erledigt hatte und von keinem weiteren Nutzen mehr war.
    »Willst du mich wieder über meine Pflichten aufklären oder meine militärische Taktik in Frage stellen?«, fragte er brüsk, ohne die Begrüßung zu erwidern. Er konnte sehen, wie sich die Lippen des anderen unter der weiten Kapuze zu einem dünnen Lächeln verzogen.
    »Ich sehe, Ihr seid seit unserem letzten Gespräch verstimmt, edler Drynn Dur. Ich kann es Euch nicht verdenken, denn auch mich würde es maßlos verdrießen, von meinem Meister gerügt zu werden – noch dazu berechtigterweise.«
    Der Gredow-Admiral knurrte, verzog aber keine Miene. »Beenden wir den Austausch von Höflichkeiten und kommen wir zur Sache. Was hast du mir zu berichten?«
    Die Gestalt auf der anderen Seite des Spiegels nickte leicht. »Diesmal habe ich Nachrichten, die Euch erfreuen werden. Wenn Ihr jetzt das Richtige zur richtigen Zeit tut, wird Euch das in der Gunst unseres Meisters einen großen Schritt voranbringen.«
    Drynn Durs Augen verengten sich. »Die Gunst meines Meisters ist mir so sicher wie eh und je. Achest kann sich auf mich und meine Krieger verlassen.«
    »Der Todesfürst braucht Euch nur so lange, bis er wieder im Besitz des Meledos ist, das wisst Ihr ganz genau. Leider habt Ihr selbst und der Bash-Arak kläglich versagt, als Ihr die Gelegenheit hattet, das Siegel zurückzuholen. Noch einmal wird Achest nicht so nachsichtig sein. Deshalb könnt Ihr Euch so glücklich über meine Botschaft schätzen. Wenn Ihr tut, was ich sage, werdet Ihr einen schnellen Sieg über den Hochkönig und seine Dan-Ritter davontragen und den Bash-Arak ausbooten.«
    Drynn Dur reckte das Kinn vor. »So denn, ich höre!«
    Der Schüler legte die Fingerspitzen aneinander, als müsse er sich besinnen. »Die Dinge kommen in Bewegung. Zahlreiche Dronth-Brecher befinden sich auf hoher See, um die Inseln Algarads mit Krieg zu überziehen. Die Flotte wird überall Tod und Zerstörung bringen. Die Dan-Ritter glauben, sie könnten Gondun befreien und Caithas Dun angreifen, doch sie werden in einem Krieg an zahlreichen Fronten aufgerieben werden. Unser Meister ...«
    »Du brauchst mir davon nichts zu erzählen, ich selbst habe die Befehle übermittelt«, unterbrach ihn Drynn Dur schroff. »Sag mir lieber, wie Achests Pläne für den Angriff auf die Schwimmende Festung aussehen! Meine Krieger brennen darauf, endlich loszuschlagen.«
    Die verhüllte Gestalt machte eine bedeutungsschwere Pause. »Admiral, wir haben Kenntnis davon, dass sich der Hochkönig auf dem Weg nach Garadin befindet. Er wird in einigen Tagen

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