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Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari

Titel: Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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kannte den Weg und benutzte sogar hin und wieder Abkürzungen, die er bei seinen vielen Streifzügen durch die Umgebung ausfindig gemacht hatte. Dabei hatte er sich Baumgruppen, Felsformationen oder Gebirgszüge und Riviere als markante Orientierungspunkte eingeprägt, innerhalb derer er sich auch im fahlen Licht der Himmelsgestirne zurechtfand. Nach einem zwölfstündigen Ritt waren sowohl die Pferde als auch die Männer erschöpft.
    Nur ungern gestattete Fritz den Schutztruppensoldaten abzusitzen. Er tat es mehr aus Sorge um die Pferde, die nur noch mühsam Schritt vor Schritt setzen konnten, als aus Fürsorge für die Soldaten. Von ihnen konnte er noch mehr verlangen; aus den Tieren hatten sie alles herausgeholt.
    Bis Owitambe waren es nur noch wenige Stunden Ritt. Fritz ärgerte sich, dass sie zu dieser Pause gezwungen wurden. Aus Sorge um Jella wäre er am liebsten zu Fuß weitermarschiert.
     
    »Los aufstehen!«
    Ein grober Fußtritt weckte Jella aus ihrem unruhigen Schlaf. Sie brauchte einen Augenblick, bis sie sich wieder ihrer Lage bewusst war. Hände und Füße waren immer noch auf dem Rücken zusammengebunden, sodass sie in äußerst unbequemer Position auf dem staubigen Boden des Geräteschuppens lag. Mit ein paar Schnitten seines Buschmessers befreite Grünwald sie aus ihrer Lage. Ihre Handgelenke band er vorn zusammen. Doch Jella war kaum fähig, sich zu bewegen. Erst als Grünwald ihr noch ein paar Tritte verpasste, biss sie die Zähne zusammen und brachte sich mühsam über die Knie in eine aufrechte Lage. Ihre Extremitäten fühlten sich taub und gefühllos an. Ihre Hände waren durch den Druck der Fesseln geschwollen und kaum zu gebrauchen. Die
Beine fühlten sich knochenlos an. Sie sackte mehrmals zusammen, bevor sie aufrecht zu stehen kam.
    Grünwald achtete nicht auf ihre Befindlichkeit. Er hatte ein Gewehr in der Hand und deutete damit auf den Ausgang.
    Draußen war es noch finster. Jella schätzte, dass es noch ein oder zwei Stunden bis zum Sonnenaufgang waren.
    »Wir machen einen Ausritt«, knurrte er unfreundlich. Jella lief es eiskalt den Rücken hinunter. Ihr war klar, dass es nicht Grünwalds Absicht war, sie von diesem Ausflug zurückkehren zu lassen. Während der langen Nacht hatte sie sich tausenderlei Fluchtgedanken gemacht. Doch dieses Mal hatte ihr Grünwald keinerlei Chance gegeben. Er hatte sie wie ein Paket mit Seilen umwickelt und jegliche Gegenstände, die ihr zur Flucht verhelfen konnten, entfernt. Irgendwann hatte sie sich notgedrungen mit ihrer Lage abgefunden und begonnen, ihr Leben Revue passieren zu lassen. Trotz allem haderte sie nicht mit ihrem Schicksal. Es war wohl Teil ihres Lebens, dass sie immer zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war und doch immer wieder das Beste daraus gemacht hatte. Sie war dadurch vielen guten Menschen begegnet, allen voran ihrer Mutter, die sie zu einer selbstständigen, freiheitsliebenden Frau erzogen hatte. Doch diese Selbstständigkeit hatte auch ihren Preis. Sie hatte ihre große Liebe gefunden und sie aus Eigensinn und Angst um ihre Unabhängigkeit aufs Spiel gesetzt.
    Fritz.
    Jedes Mal, wenn sie den Namen nur dachte, klopfte ihr Herz und tat gleichzeitig unendlich weh. Nun würde sie nie wieder Gelegenheit bekommen, ihm zu sagen, wie sehr sie ihn liebte.
     
    Mit dem Gewehrlauf im Rücken drückte Grünwald sie durch die Tür hinaus auf den Hof vor den Stallungen. Weißes Mondlicht beleuchtete die Gebäude von Owitambe und gaukelte einen Frieden vor, der hier schon lange nicht mehr herrschte. Jella war immer
noch nur zu kleinen Schritten fähig. Ihre Arme hingen wie bei einer willenlosen Gliederpuppe hinab. Grünwald reagierte unwirsch und versetzte ihr einen stärkeren Stoß. Dabei verlor sie das Gleichgewicht und schlug hart auf dem Boden auf. Sofort setzte wieder der stechende Schmerz in ihrem Kopf ein und vernebelte ihr die Sicht. Unter Stöhnen richtete sie sich wieder auf. Sie hatte Angst vor weiteren Schlägen. Mühsam schleppte sie sich vor den Pferdestall, vor dem drei Pferde angebunden waren.
    »Wo bleibt ihr denn?«, fragte Lucie ungeduldig. »Ich habe keine Lust, dass uns einer der Schwarzen davonreiten sieht.«
    »Das Mädchen ist ziemlich mitgenommen«, meinte Grünwald verächtlich. »Wieso erledigen wir sie nicht gleich hier? Das erspart uns eine Menge Arbeit!«
    »Wie oft soll ich dir noch sagen, dass wir sie hier auf der Farm nicht so leicht verschwinden lassen können?«, keifte Lucie. »Wir machen es so, wie

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