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Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari

Titel: Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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geworden wäre. Sie standen mit riesigen geöffneten Rachen vor ihr, sodass sie weit in ihre blutgetränkten Schlünde blicken konnte. Schwarze Ohnmacht erlöste sie von diesem Albdruck. Als sie wieder zu sich kam, sah sie das Bild der jungen Buschmannfrau vor sich. Nur für einen Augenblick, dann war es wieder verschwunden. Seltsam. Auch in dieser
ausweglosen Situation fühlte sie, wie ihr das fremde Mädchen, das sie nur aus ihrer Vorstellung kannte, Kraft gab. Jella schüttelte ihre Visionen ab und versuchte sich auf den Weg zu konzentrieren. Noch war sie nicht tot. Und sie war fest entschlossen, es ihren beiden Feinden so schwer wie möglich zu machen. Bislang waren die beiden nahezu schweigend geritten. Grünwald vor Jella und Lucie hinter ihr. Doch als sie sahen, dass von Jella keinerlei Gefahr auszugehen schien, ließ ihre Aufmerksamkeit etwas nach, und Lucie schloss zu Grünwald auf.
    »Wenn wir weiterhin so langsam vorankommen, werden wir erst gegen Abend Erindi erreichen«, brummte Grünwald unzufrieden.
    »Ist das vielleicht meine Schuld?« Lucie reagierte gereizt. »Ich musste ihr so fest mit dem Knüppel auf den Kopf schlagen, sonst wäre sie entkommen!«
    »Sie kann sich kaum auf dem Pferderücken halten. Aber das wird ja bald keine Rolle mehr spielen.«
    Die Gleichgültigkeit, mit der Lucie und Grünwald über sie sprachen, ließ Jella nicht unberührt. Sie fühlte sich wie eine x-beliebige Katze, die der Bauer ertränkte, weil er zu viele davon besaß. Mitgefühl gehörte eindeutig nicht in das Gefühlsrepertoire dieser Menschen.
    »Wir könnten sie auch einfach in der Wüste aussetzen«, schlug Grünwald jetzt vor.
    »Und dann überlebt sie durch irgendeinen dummen Zufall und plaudert alles aus.« Lucie warf ihrem Partner einen abfälligen Blick zu. »Du vergisst, dass wir noch herausfinden müssen, wo die Diamanten herkommen. Solange du dich nicht mit diesen Buschmännern befasst hast, müssen wir auf dieser gottverdammten Farm bleiben. Du als Verwalter und ich als trauernde Witwe. Die Leute reden viel.«
    »Ich habe keine Lust mehr auf dieses ständige Versteckspiel.« Grünwald kniff Lucie in den Po.

    »Ich komme mir schon wie ein Dieb vor, wenn ich nachts aus meinem Schuppen zu dir ins Herrenhaus schleiche, um mir das zu holen, was mir als dein Mann auch zusteht.«
    Lucie stieß ihn neckisch vor die Brust.
    »Du musst an das Ende denken, Victor, nicht an den Augenblick. Wenn wir noch mehr von den Diamanten bekommen, dann steht uns die ganze Welt offen. Wir können ein Schiff ans Ende der Welt nehmen oder uns ein Schloss in Europa kaufen. Wir werden Minenbesitzer sein, bei denen das Geld aus dem Wasserhahn sprudelt! So nah waren wir noch nie vor dem Ziel!«
    »Bitte, Wasser!«, krächzte Jella. Sie konnte sich kaum noch auf dem Pferd halten. Lucie reagierte ungehalten, weil sie unterbrochen worden war.
    »Das können wir uns sparen«, meinte sie gnadenlos. Doch Grünwald schüttelte den Kopf. Er griff an seine Satteltasche und zog eine Wasserflasche hervor. Gleichzeitig ließ er sich neben Jella zurückfallen, um ihr etwas davon einzuflößen.
    Lucie protestierte, doch Grünwald ließ sich nicht beirren.
    »Das Mädchen kann sich trotz der Fesseln kaum noch auf dem Pferd halten. Wir müssen noch das Farmgelände von Paulsens durchqueren, bevor wir Erindi erreichen. Du wolltest doch nicht, dass sie vorher krepiert!«
     
    Noch bevor das Farmhaus von Owitambe in Sicht kam, ließ Fritz die Schutztruppensoldaten anhalten. Er gab den fünf Männern den Befehl, in zwei Gruppen auszuschwärmen, damit den Greenwoods jegliche Fluchtmöglichkeit versperrt wurde. Leutnant Bausch sollte mit zwei Männern das Farmgelände von hinten betreten, während Fritz mit den anderen beiden Soldaten den offiziellen Weg nahm.
    Das Farmhaus lag ruhig im frühen Morgenlicht. Seine Schatten hatten noch scharfe, dunkle Konturen. Fritz hörte jemanden
im Haus rumoren. Wahrscheinlich die Köchin, die den Herrschaften das Frühstück zubereitete. Fritz gab seinen Männern das Zeichen, sich umzusehen, während er von seinem Pferd stieg und die Treppenstufen zur Veranda hinaufsprang. Sein Herz klopfte wild, weil er inständig hoffte, Jella unversehrt vorzufinden. Er würde ihr viel zu erklären haben. Doch vorher musste er die Sache mit den Greenwoods klären. Ohne anzuklopfen und mit einer Pistole in der Hand öffnete er die Verandatür und trat ins Haus ein. Nancy hielt sich erschrocken die Hände vors Gesicht. Doch als sie

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