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Der Ruf der Kiwis

Der Ruf der Kiwis

Titel: Der Ruf der Kiwis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Auseinandersetzung zwischen Vater und Tochter wusste Elaine schließlich nichts.
    Aber nun war Tim zur üblichen Zeit erschienen – offensichtlich bereit, seiner Tochter Daumenschrauben anzulegen. Er würde sich nur noch mehr aufregen, wenn er erfuhr, dass sie sich irgendwo herumtrieb, statt den am Morgen verhängten Hausarrest anzutreten. Elaine hatte ihn deshalb erst mal in den Garten gelotst, um Klarheit über die Geschehnisse zu gewinnen.
    »Na, warum wohl?«, fragte Tim. »Der guten Florence hat es natürlich auch jemand gesteckt! Solche Gerüchte verbreiten sich doch wie ein Lauffeuer! Ist mir ein Rätsel, warum du’s noch nicht mitgekriegt hast.«
    Elaine zuckte die Achseln. Sie verriet ihrem Mann lieber nicht, dass sie und Charlene sich an diesem Nachmittag mit Madame Clarisse, der Bordellbesitzerin, zum Tee getroffen hatten. Die drei Frauen pflegten ihre alte Freundschaft, Matt und Tim sollten von allzu persönlichen Beziehungen zwischen ihren Frauen und den Freudenmädchen besser nichts erfahren. Bei Madame Clarisse liefen am Abend natürlich alle Gerüchte zusammen, aber tagsüber, wenn die ehrbaren Frauen klatschten, pflegten die Schönen der Nacht noch zu schlafen.
    »Und ich denke mir, Florence regt sich mehr darüber auf als ich!«, sprach Tim weiter.
    »Noch mehr?«, fragte Lainie spöttisch.
    »Jedenfalls hat sie mich eben angerufen. Und wenn man Feuer und Schwert durchs Telefon schicken könnte, wäre mein Büro jetzt zerschlagen und verkohlt. Nach Aussagen ihres Chauffeurs hat unsere Lily wohl ihren Ben an den Haaren in ein Wäldchen gezerrt und dort ...« Er hielt inne.
    Elaine kicherte. »Der arme Junge!«
    »Lainie, bitte, nimm das ernst! Die angespannte Beziehung zu Biller ist alles andere als komisch, da muss Lilian es nicht noch schlimmer machen.« Tim setzte sich jetzt doch auf einen der Gartenstühle.
    »Aber Tim, was macht sie denn? Wenn ich dich jetzt richtig verstanden habe, hat sie den Jungen in Cambridge kennen gelernt. Sie haben ein bisschen geflirtet, und nun ist Lily hin und weg davon, dass der Zufall sie hier wieder zusammengeführt hat. Du kennst sie doch, sie hat es mit der Romantik. Daraus ein Drama zu machen ist völliger Unsinn. Im Gegenteil, das bringt sie nur dazu, sich in die Sache zu verrennen.«
    »Sie haben sich heimlich getroffen!«, beharrte Tim.
    »Am hellen Nachmittag hinter der Kirche«, spottete Elaine. »So heimlich, dass ihnen selbst die Anwesenheit von Mrs. Tanner entgangen ist.«
    »Das macht es ja gerade bedenklich«, brummte Tim. »Sie müssen sehr intensiv mit sich selbst beschäftigt gewesen sein ...«
    Elaine lachte. »Völlig normal bei junger Liebe. Glaub mir, Tim, das Beste ist, darüber hinwegzusehen. Und das Allerbeste wäre, die Freundschaft ganz offen zuzulassen. Wenn die zwei sich heimlich treffen, kommt dieses Romeo-und-Julia-Gefühl auf. Aber hätten die Capulets den kleinen Montague mal zum Abendessen eingeladen, hätte Julia schnell rausgekriegt, dass der Junge nur an Schwertkampf dachte und zu dusselig war, einfache Anweisungen auszuführen, ohne sich gleich zu erdolchen.«
    Tim musste wider Willen lächeln. »Die Capulets hätten das Dinner allerdings in einem Blutbad enden lassen«, gab er zu bedenken. »Zumindest, wenn sie so geartet waren wie Florence Biller. Deshalb ist es mehr oder weniger egal, wie wir dazu stehen, sie wird diese Freundschaft auf keinen Fall dulden. Und was mich angeht, so habe ich ihr versprochen, Lilian den Umgang mit ihrem Sohn zu verbieten. Strengstens.« Er stand mühsam auf, anscheinend um Autorität zu demonstrieren.
    Elaine verdrehte die Augen und stützte ihn. Eine abschließende Bemerkung konnte sie sich allerdings nicht verkneifen.
    »Na, dann sieh mal zu, wie weit du damit kommst.«
     
    »Ich bitte dich, Florence, was tut er denn Schreckliches?« Caleb Biller pflegte Auseinandersetzungen mit seiner Frau meist zu umgehen, aber in diesem Fall schien ihm das feige. Deshalb nippte er jetzt auch schon an seinem zweiten Whiskey. Den ersten zum Mutmachen, den zweiten, um sich im Zweifelsfall daran festhalten zu können. Als Florence in den Salon stürmte und mit Anschuldigungen gegen ihren Sohn Ben begann, hätte er das kostbare Kristallglas mit dem nicht minder wertvollen Malt allerdings beinahe fallen lassen. Florence Biller galt zwar als aufbrausend, war im Allgemeinen aber ein äußerst beherrschter Mensch. Wenn sie trotzdem pausenlos Angestellte zusammenstauchte, so deshalb, weil sie das für zwingend

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