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Der Ruf der Kiwis

Der Ruf der Kiwis

Titel: Der Ruf der Kiwis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Vorschläge zu machen – und Florence rügte ihn nicht, sondern nahm seine Worte auf wie Manna vom Himmel. Die männlichen und weiblichen Klatschmäuler von Greymouth begannen zu reden, und Caleb warf Terrence misstrauische Blicke zu. Der junge Mann erwiderte sie voller Arroganz – mit ein bisschen Sensibilität hätte Florence die sich aufbauende Spannung in den Büros spüren müssen, die sie damals noch pro forma mit Caleb teilte. Zum letztendlichen Eklat kam es allerdings an einem Wochenende, das Caleb bei einem befreundeten Maori-Stamm verbringen wollte. Der Stamm gehörte eigentlich in die Gegend von Blenheim, befand sich zu der Zeit aber auf einer Wanderung. Caleb rechnete damit, ihn in der Gegend von Punakaki anzutreffen, aber tatsächlich erwarteten ihn seine Freunde bereits bei Runanga: viel weiter südlich und näher an Greymouth. Insofern bestand für Caleb kein Grund, die Nacht im Zelt zu verbringen, nachdem er mit den Maoris Geschenke getauscht, Erinnerungen an frühere Besuche geteilt und musiziert hatte. Caleb spielte inzwischen mehrere Maori-Instrumente und nutzte jede Gelegenheit, sich dabei weitere Instruktionen von den 
tohunga
 der Stämme zu holen. Während sie erzählten, sangen und tanzten, kreiste natürlich der Whiskey, und Caleb war nicht mehr ganz nüchtern, als er zu fortgeschrittener Stunde heimkam. Sein Gehör funktionierte allerdings noch hervorragend, und die Geräusche, die aus Florence’ Räumen drangen, waren kaum falsch zu interpretieren.
    Caleb überlegte nicht lange, sondern stieß die Tür auf. Es kam selten vor, dass ihn wirklich blinde Wut erfasste, aber der Anblick von Florence in den Armen ihres impertinenten kleinen Sekretärs – hier in seinem eigenen Haus! – ließ sein alkoholangereichertes Blut kochen. Natürlich wurde er dabei nicht tätlich. Caleb war ein Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle. Kurze Zeit stand er wie erstarrt im Türrahmen, während Florence sich errötend aufsetzte und Terrence versuchte, sich wie schützend vor sie zu schieben.
    »Mr. Bloom, Sie werden mein Haus und meine Firma sofort verlassen«, sagte Caleb ruhig, doch mit vor Wut bebender Stimme. »Ich möchte Sie in Greymouth nicht wiedersehen. Falls jemand anders daran denkt, Sie einzustellen, werde ich meinen Einfluss geltend machen. Das wäre sehr kompromittierend für Sie, weil ich natürlich behaupten müsste, Sie hätten sich auch in ... sagen wir, finanzieller Hinsicht an meiner Familie bereichern wollen. Sollten Sie allerdings sofort verschwinden, wird meine Frau Ihnen zweifellos ein gutes Zeugnis nachsenden.«
    Terrence Bloom blickte nach dieser Rede ebenso verblüfft wie Florence; dann aber beeilte er sich, das Bett zu verlassen. Caleb würdigte ihn keines Blickes, als er an ihm vorbeihastete, seine Kleidung an sich gedrückt.
    »Und nun zu dir, Florence ...« Caleb atmete tief durch. Dies hier war schwierig, und er wusste nicht, ob er es wirklich zu Ende führen konnte, ohne sich gänzlich lächerlich zu machen. »Liebst du diesen Kerl, oder geht es um ... Zucht?« Er spie ihr das letzte Wort entgegen.
    Florence ließ sich nicht einschüchtern. Sie blitzte ebenso wütend zurück. »Du wirst mir doch wohl keinen Erben verweigern?«, fragte sie. »Dein Vater jedenfalls wäre sehr enttäuscht, wenn sich herausstellen würde, dass du ...« Sie warf einen vielsagenden Blick auf Calebs Unterleib.
    Caleb sog scharf die Luft ein. Der Abend mit den Maoris hatte ihn nicht nur in künstlerischer Hinsicht befriedigt, sondern auch anderes Begehren geweckt. Wie immer, wenn er die Männer ihre Kriegs-
haka
 tanzen sah, fühlte er sein Geschlecht erstarken, und meist wählte er sich einen der Kämpfer aus, dessen Bild er später vor seinem inneren Auge heraufbeschwor, wenn er sich selbst befriedigte. Er versuchte nun, das Bild des bunt bemalten, muskelbepackten Tänzers mit Macht vor den gedrungenen, unbekleideten Körper Florence’ zu schieben.
    »Ich werde weder ihn noch dich enttäuschen«, sagte Caleb und öffnete seine Hose. Florence durfte jetzt bloß keine Diskussion beginnen. Wenn er ihre Stimme hörte ... wenn sie weitere Beleidigungen ausstieß ...
    »Halt den Mund!« Caleb drückte seine Hand auf Florence’ Gesicht, als sie etwas sagen wollte. Er warf sich über sie und zwang sie mit Händen und Knien, ruhig zu liegen, während er sich über sie zum Stoß erhob. Caleb versuchte, sich auf den stampfenden Rhythmus des 
haka
 zu konzentrieren, das Muskelspiel der Tänzer zu sehen

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