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Der Ruf der Kiwis

Der Ruf der Kiwis

Titel: Der Ruf der Kiwis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Soldaten in die Schlacht schickte.
    »In diesem Alter glaubt man noch an die eigene Unsterblichkeit!« Schaudernd erinnerte sich Jack an eine Standpauke seiner Mutter Gwyneira, bei der dieser Satz gefallen war. Er musste um die dreizehn Jahre alt gewesen sein, als ein Blitz in die Rinderställe auf Kiward Station einschlug. Jack und sein Freund Maaka hatten sich todesmutig ins Feuer begeben, um die tobenden Zuchtbullen zu retten. Den Jungs war das sehr heroisch vorgekommen, aber Gwyneira hatte entsetzlich geschimpft.
    Die Männer in den Landungsbooten schätzte Jack auf höchstens achtzehn. Zwar nahm die Armee Freiwillige erst ab einundzwanzig an, aber so genau prüfte das niemand nach. Die Landetrupps lachten und winkten mit ihren Gewehren. Schwere Rucksäcke hingen über ihren Schultern, Ruder glitten lautlos durchs Wasser.
    Jack wandte die Augen ab und ließ den Blick über den dunklen Strand und die Klippen schweifen. Es war vier Uhr neunundzwanzig. Um vier Uhr dreißig sollte der Angriff beginnen. Auf einmal leuchtete auf einem der Hügel ein gelbes Licht auf, das nach einigen Sekunden wieder verlosch. Einen Moment lang herrschte Totenstille in der Bucht, dann sah man die Silhouette eines Mannes auf einem Plateau über ihnen. Jemand schrie etwas, eine Kugel wurde abgefeuert und schlug auf dem Meer auf.
    Dann brach die Hölle los.
    Die Kriegsschiffe der Briten feuerten von einem Moment zum anderen aus allen Rohren, die Türken stürmten den Strand. Einige schossen direkt vom Ufer aus, andere von den Klippen, die dreihundert Fuß und höher waren. Jack sah die Männer am Strand fallen, niedergemäht von den Feuerstößen der 
Queen Elizabeth
, der 
Prince of Wales
 und der 
London
. Aber die Maschinengewehrnester in den Bergen waren nicht so leicht auszumachen. Und natürlich nahmen sie die anlandenden Ruderboote sofort unter Feuer.
    »Mein Gott, sie ... sie schießen ...«, flüsterte Roly.
    »Was hast du denn gedacht?«, fuhr Greg ihn an.
    Roly antwortete nicht. Seine ohnehin schon großen Kinderaugen schienen sich noch mehr zu weiten. Vom Land aus wurden die Soldaten in den Booten reihenweise niedergemäht, dennoch erreichten immer mehr das Ufer, sprangen an den Strand und versuchten, schnell hinter den Felsen in Deckung zu gehen. Die Türken feuerten auf die zurückrudernden Seeleute. Andere nahmen die Boote in Schlepp, deren Skipper gefallen waren.
    »Ich kann da nicht raus, verdammt.« Bobby O’Mally zitterte.
    »Müssen wir auch ...?«
    »Nein«, sagte Jack ruhig. »Wir sind erst später dran. Mit den Sanitätern, vielleicht sogar noch später. Dankt Gott dafür, dass wir besser graben können als schießen.«
    Doch zu Jacks Verwunderung waren die meisten seiner Leute immer noch Feuer und Flamme dafür, sich möglichst bald in den Kampf am Ufer zu stürzen. Ungeduldig warteten sie, bis sich die Angreifer bis zu einem Plateau im Inland, vielleicht eine Meile vom Strand entfernt, durchgekämpft hatten. Von dort aus gaben sie den neu anlandenden Truppen Deckung oder versuchten es jedenfalls. Nach wie vor lag der Strand unter Beschuss, und auch die Neuseeländer erhielten ihre Feuertaufe. Jack und seine Leute sicherten das Ausladen des Feldlazarettes. Letzteres war dringlich, die Verwundeten füllten bereits den Strand. Commander Beeston gab Befehl, dort gleich die Zelte aufzustellen.
    »Und seht zu, dass der Beschuss hier aufhört!«, brüllte er den Neuseeländern zu. »Ich kann nicht arbeiten, wenn mir die Kugeln um die Ohren fliegen!«
    Lieutenant Keeler formierte seine Männer für den Vorstoß ins Inland. Jack und die anderen hatten die Feldspaten geschultert. Ein Bataillon Australier machte sich bereit, ihnen Feuerschutz zu geben.
    »Wir beginnen etwas hinter der vordersten Linie mit dem Ausheben von Schützengräben«, befahl Keeler. »Dann arbeiten wir uns weiter vor. Drei-Gräben-System, Sie wissen schon: Einer für Reservetruppen, ein Reisegraben und einer an vorderster Front ... ich würde mal sagen, fünfundsechzig Yards Zwischenraum ... «
    Jack nickte. Das war das typische britische Verteidigungssystem. Der vorderste Graben war dabei nicht ständig voll bemannt, sondern vor allem in den Morgen- und Abendstunden, wenn die Kämpfe am heftigsten tobten. Im mittleren, dem Reise- oder Unterstützungsgraben, spielte sich das Leben der Verteidiger größtenteils ab, und im dritten konnten sich Reservetruppen sammeln, wenn eine Offensive anstand.
    Jack und seine Männer schaufelten zuerst den

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