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Der Ruf der Kiwis

Der Ruf der Kiwis

Titel: Der Ruf der Kiwis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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am nächsten Morgen zu diskutieren. Aber Tim hatte natürlich etwas mitbekommen. Georges Flüstern mit Elaine, danach mit Matthew, wobei er alarmiert gewirkt hatte. Dann Elaines aufgelöste Miene bei der Rückkehr, die Tränenspuren in Lilians Gesicht, Florence’ und Bens Verschwinden ... Elaines Mann war nicht dumm. Immerhin hatte die ganze Familie Lambert sich eisern beherrscht, bis der Abend im Hotel überstanden war. Erst zu Hause fiel Tim über Lily her.
    »Wenn ich es richtig verstanden habe, hat der kleine Mistkerl dir das Kleid hochgezogen und ...«
    »Es ist gar nichts passiert!«, verteidigte sich Lilian. »Wir haben nur ein bisschen gekuschelt ...«
    »Mit seinen Fingern unter deinem Kleid?«
    »Wir wollen doch heiraten!«
    Tim verdrehte die Augen. »Das darf einfach nicht wahr sein! Heiraten! Wie alt seid ihr? Das ist hanebüchener Unsinn! Deine Mutter mag es ja als Schwärmerei abtun, aber es geht entschieden zu weit, dass du in meinem Auto die Beine für ihn breit machst ...«
    Tim Lambert hätte seine Tochter am liebsten verprügelt. Ein solcher Eklat, gerade am Abend seines großen Tages! Florence Biller würde von jetzt an noch intensiver versuchen, ihm Steine in den Weg zu legen. Vor allem ging ihnen die Biller-Mine als wichtiger Kunde für die Kokerei verloren. Garantiert saß Florence eben über den Plänen für eine eigene Anlage, und wenn sie sich dabei ruinierte!
    »Ich ...«
    »Sieh es doch mal nüchtern, Tim«, kam Elaine ihr zu Hilfe. »Wenn das heute nicht plötzlich wieder aufgeflammt ist – und Lilian hat mir versichert, dass dies nicht der Fall war –, geht das mit den Kindern jetzt über fast zwei Jahre. Vielleicht passen sie ja wirklich ganz gut zusammen. Florence muss doch einsehen ...«
    »Florence muss gar nichts. Und wir auch nicht. Abgesehen davon, dass es mir geboten erscheint, Lilian schleunigst wegzuschicken. Wie wäre es mit deinen Eltern, Lainie? Sie könnte im Warenhaus helfen, für so etwas hat sie Geschick. Und dein Vater wird auf sie aufpassen. Der hat schließlich bei dir gesehen, wohin es führt, blind verliebten Mädchen den Willen zu lassen ...«
    »Was hat das jetzt mit mir zu tun?«, fuhr Elaine auf.
    Lilian schluchzte. In groben Zügen kannte sie die Geschichte von Elaines erster Ehe, aber ihre Mutter ließ sich sichtlich ungern daran erinnern. Nun konnte man sich in Liebesdingen zweifellos irren, wenn man sehr jung war. Lilian sah das ein. Aber sie selbst irrte sich nicht!
    »Ich liebe Ben!«, rief sie heroisch. »Und ich lasse mich nicht wegschicken. Wir heiraten und ...«
    »Du hältst den Mund!«, befahl Tim.
    »Eigentlich kannst du ins Bett gehen«, meinte Elaine, deutlich gelassener. »Wir werden das morgen weiter besprechen.«
    »Da gibt’s nichts zu besprechen!«, kommentierte Tim.
    Lilian floh in ihr Zimmer und weinte sich in den Schlaf, während ihre Eltern sich erbittert stritten. Das kam äußerst selten vor, aber in dieser Nacht kreuzten sie die Klingen, versöhnten sich erst in den frühen Morgenstunden – und verschliefen, einer in die Arme des anderen geschmiegt, den Regen von Steinchen, mit dem der verzweifelte Ben Biller ziemlich ungeschickt auf Lilians Schlafzimmerfenster zielte.
    Lilian reagierte sensibler. Als der erste Stein endlich traf, erwachte sie, riss das Fenster auf und duckte sich unter dem nächsten Hagel.
    »Vorsicht, leise!«, flüsterte sie, verwundert, aber auch entzückt von der Situation. »Weck meine Eltern nicht auf!«
    »Ich muss mit dir reden!« Ben klang erstickt, ganz und gar nicht so, als hätte er romantische Anwandlungen. »Kannst du runterkommen?«
    Lilian warf einen Morgenmantel über, in dem sie sich draußen sicher zu Tode fror, aber es war der hübscheste, den sie besaß. Das leuchtende Grasgrün betonte ihre Augenfarbe. Schade nur, dass man das im Dunkeln nicht erkennen würde ... Lilian verlor sich Sekundenbruchteile in ihrem Abbild im Spiegel, aber dann riss sie sich los. Sie traf Ben im Garten unter ihrem Fenster. Der Junge verbarg sich im Gebüsch.
    »Hast du Ärger gekriegt?«, fragte sie mit einem Blick auf sein verstörtes Gesicht. »Mein Vater ist fast geplatzt! Stell dir vor, er ...«
    »Sie wollen mich wegschicken!«, unterbrach Ben. »Meine Mutter jedenfalls, mein Vater ist gar nicht zu Wort gekommen ...«
    Lilian kicherte. »Mein Vater auch nicht! Nach Queenstown. Aber ich gehe natürlich nicht ...«
    »Ich soll auf die Nordinsel«, flüsterte Ben. »Verwandte von uns haben da ein Bergwerk. Und

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