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Der Ruf der Kiwis

Der Ruf der Kiwis

Titel: Der Ruf der Kiwis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Natürlich hatte sie auch auf ihre Söhne gebaut. Sam schien gut einzuschlagen, aber er war noch zu klein. Ben dagegen ... Ihr Ältester erinnerte sie mehr und mehr an seinen Vater. Genau so ein Weichei, genau so ein Versager. Universitätskarriere! Wie konnte man so was Karriere nennen? Caleb mit seinen Artikeln und Forschungen verdiente kaum genug zum Leben, erst recht nicht für ein Leben, wie es Florence vorschwebte. Die Mine dagegen florierte. Hier gab es Erweiterungsmöglichkeiten, hier konnte man Einsatz und Risikobereitschaft zeigen, wenn man sie denn hatte ... Wo steckte Ben überhaupt? Florence sah sich suchend um, während die anderen Gäste sich um Greenwood, Lambert und Gawain drängten und Glückwünsche und Fragen abfeuerten.
    Und wo war die kleine Lambert?
    Florence suchte nach ihrem Umhang. Ob auf der Suche nach Ben oder einfach zum Luftschnappen: Sie musste raus. Auch, bevor man ihr womöglich ansah, wie ärgerlich sie war. Sie wusste, dass Erregung ihrem Teint nicht guttat. Ihr Gesicht würde fleckig werden, ihr Mund verzog sich. Doch die Strategie befahl jetzt Lächeln und Glückwünsche.
    Florence verließ den Saal. Unauffällig, wie sie glaubte. George Greenwood sah sie jedoch aus dem Augenwinkel gehen und tippte Elaine an.
    »Lainie? Ich glaube, unsere wutschnaubende Mrs. Biller vermisst ihren Sohn.«
    Elaine hatte mit einem Glas Sekt in der Hand neben ihrem Mann gestanden, gelächelt und sich gelangweilt. Jetzt warf sie George einen irritierten Blick zu. »Na und? So weit kann er eigentlich nicht sein.«
    »Und du vermisst niemanden?«
    Elaine fasste sich an die Stirn. »O nein. Hat sie irgendwas gesagt, Onkel George? Egal, ich geh sie mal suchen. Bevor womöglich Florence fündig wird. Was denkt sich das Mädchen nur?«
    Mehr belustigt als beunruhigt machte Elaine sich auf den Weg nach draußen – und sah gerade noch, wie Florence Biller den Fond des Cadillacs aufriss und ihren Sohn aus dem Wagen zerrte.
    »Raus da, du ... du ... Da drinnen geht unser Geschäft den Bach herunter, und du verlustierst dich hier mit deiner kleinen Hure!«
    »Es ist nicht, wie du meinst ...«, stammelte Ben. Er vergewisserte sich möglichst unauffällig, dass seine Hose noch geschlossen war. Lilian hatte eben neugierig daran herumgespielt. »Und Sie, Mrs. Lambert ...« Ben sah Elaine hinter seiner Mutter auftauchen und versuchte eine Art Diener, um sie milde zu stimmen. »Ich kann das erklären, Mutter ... und Mrs. Lambert. Wir wollen heiraten!«
    Elaine starrte ihre Tochter sprachlos an. Lilian ordnete ihre Sachen und machte ebenfalls Anstalten, aus dem Auto zu steigen.
    »Haben Sie dazu nichts zu sagen?«, zeterte Florence. »Die kleine Hure ...«
    »Nicht in diesem Ton, Florence!«, fuhr Elaine sie an. »Meine Tochter ist keine Hure, auch wenn unsere Kinder die Grenzen der guten Sitten vielleicht ... nun ja, ein bisschen überschritten haben. Komm jetzt raus, Lily. Und richte dich halbwegs passabel her. Ihren Sohn schicken Sie vielleicht nach Hause, Florence. Ansonsten ist es wohl in unser aller Interesse, hier keinen Eklat zu veranstalten. Lilian, du wäschst dir das Gesicht und gehst wieder in den Saal! Florence, wir werden mit den beiden später reden müssen. Und vielleicht auch miteinander ...« Elaine bemühte sich um Ruhe.
    »Reden? Was gibt’s da zu reden? Aber das passt zu Ihnen! Die Tochter eines Barmädchens!« Florence schnaubte vor Wut.
    »Na, und Sie hatten keine Hemmungen, sich mit dem Meistbietenden ins Bett zu legen!«, gab Elaine zurück. »Irre ich mich, oder hat mein Mann Sie nicht auch kurz interessiert? Ein Krüppel mit Mine war doch aussichtsreich, oder? Schade nur, dass Tims Kopf immer gut funktionierte. Aber letztlich war ein warmer Bruder mit Mine ja das große Los.«
    »Lainie, ich glaube, das reicht jetzt!« Matthew Gawain schob sich mit bleichem Gesicht zwischen die beiden Frauen. »Und Sie beruhigen sich auch, Mrs. Biller, sonst sind Sie morgen Stadtgespräch. Dem Portier da drüben werden wir sein Schweigen sowieso schon vergolden müssen. Lilian ... dein Vater wartet auf dich. Und Mr. Greenwood möchte mit dir tanzen!«
    Elaine biss sich auf die Lippen. Sie ließ sich selten zu solchen Ausbrüchen hinreißen. Eigentlich war sie eher zu leicht einzuschüchtern. Aber Lilian »Hure« zu nennen, das ging zu weit!
     
    »Na, so Unrecht hatte sie da doch wohl nicht, oder?«, donnerte Tim Lambert. Es war spät, und es wäre zweifellos besser gewesen, die Sache mit Lilian und Ben erst

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