Der Ruf Der Trommel
keuchend, neben ihm in den Unterschlupf.
Ich grub mich zwischen seinem Körper und den Felsen ins Laub, wickelte meinen Umhang um uns beide, legte meine Arme um seinen Körper und hielt ihn fest. Jetzt fand ich die Muße zu zittern. Nicht vor Kälte - noch nicht -, sondern vor Erleichterung und Angst.
Er spürte das und griff etwas umständlich hinter sich, um mich beruhigend zu tätscheln.
»Es wird schon gutgehen, Sassenach«, sagte er. »Wir zwei kriegen das schon hin.«
»Ich weiß«, sagte ich und lehnte meine Stirn an seine Schulter. Doch es dauerte lange, bis ich aufhörte zu zittern.
»Wie lange liegst du schon hier?« fragte ich schließlich.
Er setzte an, mit den Achseln zu zucken, und hielt dann stöhnend inne.
»Eine ganze Weile. Kurz nach Mittag bin ich von einem Felsen gesprungen. Er war nicht sehr hoch, aber als ich auf dem einen Fuß gelandet bin, hat es in meinem Rücken geknackt, und bevor ich mich versah, lag ich bäuchlings im Dreck. Ich kam mir vor, als hätte mir jemand einen Dolch in die Wirbelsäule gestoßen.«
Es war alles andere als warm in unserem Unterschlupf, langsam kam die Feuchtigkeit der Blätter durch, und der Felsen in meinem Rücken schien Kälte auszustrahlen wie eine Art umgekehrt funktionierende Heizung. Dennoch war es deutlich wärmer als draußen. Ich fing wieder an zu zittern, doch diesmal hatte es körperliche Ursachen.
Jamie spürte das und griff sich an den Hals.
»Kannst du mir den Umhang ausziehen, Sassenach? Leg ihn dir über.«
Es kostete uns einiges Hin und Her und einige unterdrückte Flüche, als Jamie versuchte, sein Gewicht zu verlagern, doch schließlich bekam ich den Umhang zu fassen und breitete ihn über uns beide. Ich
streckte die Hand aus und zog ihm sanft das Hemd hoch, um meine Hand auf seine kühle, bloße Haut zu legen.
»Sag mir, wo es weh tut«, sagte ich. Ich hoffte inständig, daß er keinen Bandscheibenvorfall hatte; die schreckliche Vorstellung, daß er für immer ein Krüppel sein könnte, schoß mir durch den Kopf, begleitet von pragmatischen Überlegungen, wie ich ihn den Berg herunterbekommen sollte. Würde ich ihn hier zurücklassen müssen und ihm täglich etwas zu essen bringen, bis er wieder gesund war?
»Genau hier«, sagte er und sog zischend den Atem ein. »Aye, da ist es. Ein gemeines Stechen, genau da, und wenn ich mich bewege, zieht es sich wie ein glühender Draht bis in die Rückseite meines Bein.«
Vorsichtig untersuchte ich ihn jetzt mit beiden Händen, tastete ihn ab, drückte zu, bat ihn, ein Bein zu heben, genau, jetzt das andere Knie… nein?
»Nein«, versicherte er mir. »Aber mach dir keine Sorgen, Sassenach. Es ist dasselbe, was ich schon einmal hatte. Es wird besser.«
»Ja, du hast gesagt, daß es schon einmal passiert ist. Wann denn?«
Er bewegte sich kurz und kam dann wieder zur Ruhe. Leise stöhnend preßte er sich gegen meine Handflächen.
»Och! Verdammt, das tut weh. Im Gefängnis.«
»Schmerzt es an derselben Stelle?«
»Aye.«
Ich konnte auf seiner rechten Seite einen harten Muskelknoten spüren, genau unterhalb der Niere, und eine Verdickung der langen Rückenstrecker, der Muskeln neben der Wirbelsäule. Nach seiner Beschreibung des früheren Vorfalls war ich mir ziemlich sicher, daß es nur ein schwerer Muskelkrampf war. Dagegen halfen Wärme, Ruhe und entzündungshemmende Mittel.
Von diesen Bedingungen konnten wir uns kaum weiter entfernen, dachte ich mit einigem Grimm.
»Ich könnte es vielleicht mit Akupunktur versuchen«, dachte ich laut. »Ich habe Mr. Willoughbys Nadeln in meiner Tasche, und -«
»Sassenach«, sagte er in gemessenem Tonfall. »Ich komme gut damit zurecht, daß ich Schmerzen habe, friere und hungrig bin. Ich werde aber nicht zulassen, daß meine eigene Frau mich in den Rücken sticht. Kannst du mir nicht statt dessen ein bißchen Mitgefühl und Trost bieten?«
Ich lachte, legte den Arm um ihn und preßte mich eng an seinen Rücken. Ich ließ meine Hand tiefer gleiten und ein Stück unter seinem Nabel vielsagend zur Ruhe kommen.
»Äh… und an welche Sorte Trost hattest du gedacht?«
Er ergriff hastig meine Hand, um weiteren Annäherungsversuchen zuvorzukommen.
»Diese nicht«, sagte er.
»Es lenkt dich vielleicht von den Schmerzen ab.« Ich wackelte einladend mit den Fingern, und sein Griff wurde fester.
»Ganz bestimmt«, sagte er trocken. »Ich sage dir, Sassenach, wenn wir erst zu Hause sind und ich in einem warmen Bett liege und ein heißes Abendessen
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