Der Ruf Der Trommel
gut«, sagte er. »Ich bin nur ziemlich müde, aye?«
»Beweg die Arme«, befahl ich und ließ seine Hand los. »Schlag sie auf und ab. Kannst du deine Beine wenigstens ein bißchen bewegen?«
Er seufzte erschöpft, als zöge er sich selbst aus einem klebrigen Sumpf, und murmelte etwas auf Gälisch vor sich hin, doch er begann ganz langsam, seine Arme hin und her zu bewegen. Nach weiteren anspornenden Worten gelang es ihm, die Knöchel anzuspannen - obwohl jede weitere Bewegung sofort in Rückenkrämpfen resultierte -, und er begann sehr zögerlich, mit den Füßen zu wackeln.
Er hatte große Ähnlichkeit mit einem Frosch, der fliegen wollte, doch mir war nicht nach Lachen zumute. Ich wußte nicht, ob er wirklich zu erfrieren drohte, doch ich ließ es nicht darauf ankommen. Unter ständigen Ermahnungen, die ich mit wohlgezielten Stößen begleitete, hielt ich ihn in Bewegung, bis ich ihn völlig wach bekommen hatte und er zitterte. Nebenbei hatte er auch durch und durch schlechte Laune, doch das störte mich nicht.
»Beweg dich weiter«, wies ich ihn an. Ich stand unter Schwierigkeiten auf, denn dadurch, daß ich mich so lange über ihn gebeugt hatte, war ich völlig steif geworden. »Beweg dich, habe ich gesagt!«
fügte ich scharf hinzu, als er Anzeichen eines Durchhängers zeigte. »Wenn du aufhörst, stelle ich mich mitten auf deinen Rücken, das schwöre ich dir!«
Ein wenig erschöpft sah ich mich um. Es schneite immer noch, und es war schwierig, mehr als ein paar Meter weit zu sehen. Wir brauchten einen Unterschlupf - mehr, als uns der Fels allein gewähren konnte.
»Hemlock«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Ich sah zu ihm herab, und er wies mit dem Kopf auf eine Baumgruppe in der Nähe. »Nimm das Beil. Große… Äste. Zwei Meter. V-vier Stück.« Er atmete schwer, und in seinem Gesicht zeigte sich ein Hauch Farbe. Trotz meiner Drohungen hatte er aufgehört, sich zu bewegen, doch er hatte die Zähne zusammengebissen, weil sie klapperten; ein Zeichen, das mich mit Freude erfüllte.
Ich bückte mich und tastete erneut unter seinem Umhang herum, diesmal auf der Suche nach dem Beil, das er am Gürtel befestigt hatte. Ich konnte dem Drang nicht widerstehen, meine Hand in den Halsausschnitt seines fransenbesetzten Wolljagdhemdes gleiten zu lassen. Warm! Gott sei Dank, er war immer noch warm; seine Brust fühle sich durch den Kontakt mit dem feuchten Boden zwar äußerlich kühl an, doch sie war immer noch wärmer als meine Finger.
»Gut«, sagte ich, zog die Hand heraus und stand mit dem Beil auf. »Hemlocktannen. Du meinst zwei Meter lange Äste?«
Er nickte unter heftigem Zittern, und ich setzte mich augenblicklich in Richtung der Bäume in Bewegung, auf die er gezeigt hatte.
In dem stillen Hain hüllte mich sogleich der Duft der Hemlocktannen und Zedern in einen Nebel von Harz und Terpenen, ein kalter, scharfer Geruch, klar und belebend. Viele der Bäume waren enorm groß, und ihre unteren Äste begannen weit über meinem Kopf, doch hier und dort standen auch kleinere Bäume. Ich erkannte sofort den Vorteil dieser Baumsorte - unter ihnen lag kein Schnee, da die fächerartigen Zweige den fallenden Schnee wie Schirme auffingen. Ich hackte auf die unteren Zweige los, hin- und hergerissen zwischem dem Drang zur Eile und der begründeten Angst davor, mir versehentlich ein paar Finger abzuschlagen; meine Hände waren taub vor Kälte und daher ungeschickt.
Das Holz war grün und elastisch, und es dauerte eine Ewigkeit, die zähen, federnden Fasern durchzuhacken. Schließlich hatte ich dennoch vier ausladende Äste mit weitverzweigten, dichten Nadelfächern. Sie malten sich weich und schwarz wie große Federbüschel auf dem frischen Schnee ab; es war fast eine Überraschung, wenn man sie anfaßte und harte, kalte stechende Nadeln zu spüren bekam.
Ich zog die Äste zum Felsen zurück und sah, daß Jamie es geschafft hatte, um sich herum noch mehr Laub aufzuhäufen; unter einer hohen, grauschwarzen Verwerfung am Fuß des Felsens war er fast nicht zu sehen.
Unter seiner knappen Anleitung lehnte ich die Hemlockzweige mit den Spitzen nach oben an den Felsen und steckte die abgehackten Enden schräg in den Boden, so daß darunter eine kleine, dreieckige Höhle entstand. Dann ergriff ich erneut das Beil und schlug noch ein paar kleine Kiefern- und Fichtenzweige ab, schob vertrocknetes Gras zusammen und häufte das Ganze gegen die Hemlockwand. Schließlich kroch ich, vor Erschöpfung
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