Der Ruf Der Trommel
Finger im Augenblick lila, was ich höchst dekorativ finde.
Dienstag, 20. Sept.
Heute war ich sehr damit beschäftigt, den Pferch zu reparieren und zu verstärken, in dem wir nachts unsere paar Kühe, Schweine etc. halten,
um sie vor den Raubzügen der Bären zu schützen, die sehr zahlreich sind. Als ich heute morgen zum Abort ging, habe ich einen großen Pfotenabdruck im Schlamm erspäht, der genausolang war wie mein eigener Fuß. Das Vieh kam mir nervös und verstört vor, was ich ihm kaum zum Vorwurf machen kann.
Ich bitte Dich, mach Dir um uns keine Sorgen. Die Schwarzbären in diesem Land nehmen sich vor den Menschen in acht und hassen es, selbst einem einzelnen Mann gegenüberzutreten. Außerdem ist unser Haus stabil gebaut, und ich habe es Ian verboten, nach Anbruch der Dunkelheit noch unterwegs zu sein, es sei denn, er ist gut bewaffnet.
Was unsere Bewaffnung angeht, so hat sich unsere Situation sehr verbessert. Fergus hat aus High Point ein gutes Gewehr von der neuen Sorte und einige exzellente Messer mitgebracht.
Außerdem einen großen Kochkessel, dessen Erwerb wir mit einer Riesenportion leckerem Eintopf gefeiert haben, der aus Hirschfleisch, wilden Zwiebeln aus dem Wald, getrockneten Bohnen und einigen getrockneten Tomatenfrüchten vom letzten Sommer bestand. Keiner von uns ist nach dem Genuß dieses Eintopfes gestorben oder krank geworden, also hat Claire wahrscheinlich recht, Tomaten sind nicht giftig.
Mittwoch, 21. Sept.
Der Bär ist wieder dagewesen. Ich habe heute große Fußspuren und Kratzer in Claires frisch umgegrabenem Garten gefunden. Das Tier mästet sich wohl für seinen Winterschlaf und will sicher in der frischen Erde nach Maden graben.
Ich habe die Sau in unsere Vorratskammer umquartiert, da sie kurz vor dem Ferkeln steht. Weder Claire noch die Sau waren über dieses Arrangement besonders glücklich, doch das Tier ist wertvoll, denn ich habe Mr. Quillan drei Pfund dafür bezahlt.
Heute sind vier Indianer gekommen. Sie gehören zu der Art, die man Tuscarora nennt. Ich bin diesen Männern schon mehrfach begegnet und habe sie sehr freundlich gefunden.
Nachdem die Wilden ihren Entschluß verkündet hatten, unseren Bären zu jagen, habe ich ihnen etwas Tabak und ein Messer geschenkt, worüber sie erfreut schienen.
Sie haben fast den ganzen Morgen unter dem Dachsims des Hauses gesessen, geraucht und sich miteinander unterhalten, doch kurz vor Mittag sind sie zu ihrer Jagd aufgebrochen. Ich erkundigte mich, ob es angesichts der Vorliebe des Bären für unsere Gesellschaft nicht
am besten wäre, wenn sich die Jäger in der Nähe verstecken in der Hoffnung, daß das Tier hierher zurückkehrt.
Man hat mich informiert - mit der allerfreundlichsten Herablassung, die man in Worten und Zeichen ausdrücken kann - daß das Aussehen des Bärendungs ohne jeden Zweifel anzeigte, daß er die Gegend verlassen habe und zu einem Vorhaben im Westen aufgebrochen sei.
Da ich nicht vorhatte, mich mit solchen Experten anzulegen, wünschte ich ihnen Glück und habe sie freundlich verabschiedet. Ich konnte sie nicht begleiten, da ich hier noch dringend zu tun habe, doch Ian und Rollo sind mit ihnen gegangen, wie schon öfter.
Ich habe mein neues Gewehr geladen und bereitgestellt, falls unsere Freunde sich in ihrer Einschätzung der Absichten des Bären geirrt haben.
Donnerstag, 22. Sept.
Letzte Nacht weckte mich ein fürchterlicher Krach aus dem Schlaf. Es war ein lautes Kratzen, welches in den Holzbalken der Wand widerhallte, begleitet von so lautem Klopfen und Heulen, daß ich in der Überzeugung aus dem Bett fuhr, daß das Haus über unseren Köpfen einstürzen würde.
Die Sau, die die Nähe eines Feindes spürte, schoß durch die Tür der Vorratskammer (ich gebe zu, daß sie nichtsehr stabil gebaut war) und flüchtete sich unter unser Bett, wo sie ohrenbetäubend quiekte. Ich begriff, daß der Bär da war, nahm mein neues Gewehr und rannte nach draußen.
Es war eine mondhelle Nacht, wenn auch bedeckt, und ich konnte meinen Gegner deutlich sehen, eine große, schwarze Gestalt, die, auf den Hinterfüßen stehend, fast so groß zu sein schien wie ich selbst und (in meinen angsterfüllten Augen) etwa dreimal so breit, denn er stand nicht weit von mir entfernt.
Ich feuerte auf ihn, worauf er sich auf alle viere fallen ließ und mit erstaunlicher Geschwindigkeit Schutz im nahen Wald suchte. Er verschwand, bevor ich zu einem weiteren Schuß kam.
Als es Tag wurde, suchte ich den Boden nach
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