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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Satz versilberter Knöpfe aufpoliert worden, in deren Mitte jeweils eine kleine Blume eingraviert war.
    »Hübsch«, sagte ich und faßte einen der Knöpfe an.
    »Hat mir der Goldschmied geliehen«, sagte er. »Aber sie werden genügen. Das hier auch, denke ich.« Er zog ein schmutziges Taschentuch aus der Tasche und zauberte aus den Falten eine schmale Goldkette hervor.
    »Er hatte nur Zeit für eine ganz schlichte Fassung«, sagte er und runzelte konzentriert die Stirn, während er die Kette um meinen Hals befestigte. »Aber so ist es vielleicht auch am besten, oder?«
    Der Rubin hing glitzernd genau über meinem Busen und warf einen zartrosa Schimmer auf meine weiße Haut.
    »Ich bin froh, daß du den ausgesucht hast«, sagte ich und berührte sanft den Stein. Er hatte Jamies Körperwärme angenommen. »Er paßt viel besser zu dem Kleid als der Saphir oder der Smaragd.« Die Schneiderin stand mit offenem Mund da. Sie blickte von mir zu Jamie, und ihr Eindruck von unserer gesellschaftlichen Position verbesserte sich offensichtlich sprunghaft.
    Jamie hatte sich endlich die Zeit genommen, den Rest meiner Aufmachung zu betrachten. Sein Blick wanderte langsam von meinem Kopf bis zu meinem Rocksaum, und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.

    »Du bist’ne sehr dekorative Schmuckschachtel, Sassenach«, sagte er. »Ein wunderbares Ablenkungsmanöver, aye?«
    Er blickte aus dem Fenster, wo ein blasser Pfirsichton den diesigen Abendhimmel färbte, dann wandte er sich mir zu und verbeugte sich. »Dürfte ich beim Abendessen um das Vergnügen Eurer Gesellschaft bitten, Madame?«

7
    Große Pläne mit kleinen Haken
    Ich wußte zwar, wie bereitwillig die Menschen im achtzehnten Jahrhundert alles aßen, was sich überwältigen und an einen Tisch zerren ließ, doch ihre Manie, Wild so zu servieren, als sei es vor seinem Erscheinen beim Abendessen nicht erst getötet und gekocht worden, war nicht mein Fall.
    Demzufolge betrachtete ich den riesigen Stör, dem ich Augapfel in Augapfel gegenübersaß, mit deutlicher Appetitlosigkeit. Man hatte dem neunzig Zentimeter langen Fisch nicht nur die Augen, sondern auch die Flossen, die Schuppen und den Schwanz gelassen, und er thronte majestätisch auf Wellen aus Rogen in Aspik, verziert mit Unmengen kleiner gewürzter Krebse, die man ganz gekocht und kunstvoll auf der Servierplatte verstreut hatte.
    Ich trank noch einen großen Schluck Wein und wandte mich an meinen Tischgenossen, wobei ich versuchte, nicht in die glasigen Glupschaugen des Störs zu blicken.
    »…ein überaus impertinenter Mensch!« sagte Mr. Stanhope gerade über einen Herrn, dem er auf dem Weg von Wilmington zu seinen Besitztümern in New Bern in einer Poststation begegnet war.
    »Also wirklich, wir nahmen gerade Erfrischungen zu uns, da fing er von seinen Hämorrhoiden an und welche Qual ihm die ständigen Stöße der Kutsche verursachten. Und der Teufel soll mich holen, wenn er dann nicht ein über und über mit Blut beflecktes Taschentuch aus der Tasche zog, um es den Anwesenden zu beweisen! Hat mir vollständig den Appetit verdorben, das versichere ich Euch, Madam«, sagte er zu mir und stopfte sich mit Hühnerfrikasse voll. Er kaute langsam und betrachtete mich mit blaßblauen, hervorquellenden Augen, die mich unangenehm an die des Störs erinnerten.
    Auf der anderen Seite des Tisches zuckte Phillip Wylies Mund belustigt.
    »Paßt auf, daß Euer Gesprächsthema nicht dieselbe Wirkung hervorruft, Stanhope«, sagte er und deutete auf meinen unberührten
Teller. »Obwohl ich ja zugeben muß, daß die oft ungehobelte Gesellschaft zu den Unannehmlichkeiten öffentlicher Verkehrsmittel gehört.«
    Stanhope zog die Nase hoch und strich sich die Krümel aus den Falten seines Halstuches.
    »Braucht Euch gar nichts einzubilden, Wylie. Nicht jeder kann sich eine Kutsche leisten, schon gar nicht bei all diesen neuen Steuern. Kaum wendet man sich ab, schon hat man eine neue am Hals - ich muß schon sagen!« Er fuchtelte erbost mit der Gabel. »Tabak, Wein, Brandy, schön und gut, aber eine Zeitungs steuer, hat man so was schon gehört? Der älteste Sohn meiner Schwester hat letztes Jahr seinen Abschluß an der Universität Yale gemacht« - er blies sich unbewußt auf und sprach ein kleines bißchen lauter als gewöhnlich -, »und dann mußte sie doch tatsächlich einen halben Schilling bezahlen, nur damit er einen offiziellen Stempel auf sein Diplom bekam!«
    »Das gibt es jetzt aber nicht mehr«, sagte Vetter

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