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Der Ruf Der Walkueren

Der Ruf Der Walkueren

Titel: Der Ruf Der Walkueren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Kunz
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hasste, aber angesichts ihrer rührenden Besorgtheit verbiss er sich eine Unmutsäußerung. »Hattest du keine Angst?«, wollte sie wissen.
    »Überhaupt nicht.«
    Sie sah ihn prüfend an, und nach einer Weile senkte er den Blick. Sie bemühte sich, ein Lächeln zu unterdrücken.
    »Ich verdanke Sigfrid und Hagen mein Leben«, sagte er, um sie abzulenken. »Ich war eingeklemmt, und ein brennender Baum drohte auf mich zu stürzen. Sigfrid hatte überhaupt keine Angst, sich Wodan entgegenzustellen.«
    Rote Flecken breiteten sich auf ihren Wangen aus, als ihr klar wurde, wie nahe er dem Tod wirklich gewesen war. Und Sigfrid, ihr Sigfrid hatte ihn gerettet! »Würdest du es begrüßen, wenn Jungherr Sigfrid für immer zu uns gehören würde?«, fragte sie.
    Gislher bekam große Augen. »Er will hierbleiben?«
    »Es könnte sein.«
    »Aber er ist der Sohn des Königs von Tarlungenland. Er wird nicht Gunters Gefolgsmann werden wollen.«
    Grimhild setzte eine verschwörerische Miene auf. »Was ich jetzt sage, muss unter uns bleiben. Es könnte sein   … versteh mich recht, ich bin nicht sicher, aber   … es könnte sein, dass Sigfrid mich bei Gunter zur Frau erbittet.«
    »Wärst du froh darüber?«
    Sie nickte zurückhaltend.
    »Dann wären wir von einer Sippe!«, rief Gislher aus. »Vielleicht könnte Sigfrid mir beibringen, so gut mit dem Schwert zu sein wie er.«
    Grimhild dämpfte seine Begeisterung. »Ich weiß nicht, wie Gunter darüber denkt. Vielleicht hält er Sigfrid nicht für würdig, um mich zu werben. Vielleicht hat er andere Pläne mit mir.« Obwohl sie kaum glaubte, dass ihr Bruder ihr einen Mann aufzwingen würde, und obwohl sie nicht vorhatte, es widerspruchslos hinzunehmen, falls er dergleichen plante, bestand selbstredend die Möglichkeit, dass er sie aufgrund einer politischen Überlegung jemand anderem geben wollte.
    Gislher legte ihr die Hand auf den Arm. »Überlass das mir! Ich rede mit Gunter.« Sie setzte zu einer Erwiderung an, doch er ließ sie nicht zu Wort kommen. »Sieh mich nicht so an, Schmiedeauge! Du kannst unbesorgt sein, ich werde ihm von unserem Gespräch nichts sagen. Ich werde bloß erwähnen, wie gut es wäre, jemanden wie Sigfrid zum Verbündeten zu haben.«
    Grimhild gab ihm einen Kuss. »Danke. Jetzt ist mein Herz wieder ruhig.« Noch einmal überzeugte sie sich, dass er auch wirklich keine Verletzung davongetragen hatte, dann ging sie zur Tür.
    Gislher nahm seine Axt wieder auf, doch es lag ihm noch etwas auf der Seele. Er konnte nicht besonders gut lügen, und am allerwenigsten wollte er seine geliebte Schwester anschwindeln. »Grimhild!«, rief er ihr nach.
    Sie drehte sich um.
    »Ein ganz kleines bisschen habe ich schon Angst gehabt.«
    Sie lächelte.
    »Nur ein ganz kleines bisschen.«
5
    Sigfrid hatte den Stallburschen fortgeschickt und sich eigenhändig um sein Pferd gekümmert. Nun, da Grane versorgt war, holte der Sachse sein Amulett hervor und betrachtete es nachdenklich. Er konnte die Kraft fühlen, die ihm entströmte. Es war aus geschmiedetem Eisen, erdmegin floss darin. Hatte Wodan sie wegen des Schutzzaubers verschont?
    Sigfrid war immer sicher gewesen, dass ihm alles im Leben gelingen würde. Wenn der Ase die schützende Hand über seine Sippe hielt, was brauchte er da zu fürchten? War sein Vater ihm nicht leibhaftig begegnet, damals, bei der Entscheidungsschlacht gegen einen feindlichen Sachsenkönig um den Besitz von Tarlungenland? Ein Fremder erschien plötzlich auf dem Schlachtfeld, so pflegte Sigmund zu erzählen, und ging furchtlos mitten durch die Krieger, ohne sich um Äxte oder Schwerter zu kümmern. Er war einäugig   – jedermann wusste, dass Wodan ein Auge hingegeben hatte, um Weisheit aus dem Mimirsbrunnen zu erlangen   – und wurde von zwei Raben und zwei Wölfen begleitet. Als der Sachsenkönig nach dem Ger schlug, den der Fremde gegen ihn hob, zerbrach sein Schwert in zwei Stücke. Da wich das Heil von ihm, und das Schlachtenglück wandte sich. Der König erlitt eine schmachvolle Niederlage und starb auf dem Schlachtfeld. Als Sigmund demütig vor dem Einäugigen niederkniete, hängte der ihm ein Amulett mit der Wodansrune um den Hals. Und Sigmund wusste, das Heil des Asen ward ihm gegeben.
    Das Knarren der Tür kündigte Besuch an. Hastig steckte Sigfrid das Amulett wieder ein, als hätte er etwas Verbotenes getan.
    Grimhild kam herein. Der Anblick des Sachsen machte sie befangen. Ihr Herz klopfte, ihre Knie zitterten. Es war nicht

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