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Der Ruf Der Walkueren

Der Ruf Der Walkueren

Titel: Der Ruf Der Walkueren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Kunz
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Bruchstücke erinnern. Es hatte mit Feuer zu tun, einer Waberlohe oder dergleichen, er wusste es nicht mehr genau. In letzter Zeit stellte er immer öfter fest, dass sein Gedächtnis Lücken aufwies.
    Der kühle Wald zog ihn an. Mit raschen Schritten ging er hangaufwärts, bis er in den Schatten der Bäume eintauchte. Sobald ihn niemand mehr beobachten konnte, fiel alles Gezwungene von ihm ab und machte einem glücklichen Grinsen Platz. Er konnte sich überall einfügen, aber nur unter dem Laubdach des Waldes fühlte er sich wirklich Zuhause. Hier war er keinen Zwängen unterworfen, hier musste er nicht versuchen, die verwickelten Gedankengänge anderer Menschen nachzuvollziehen, hier konnte er sein, wer er war: ein einfacher Mann. Tief sog er den harzigen Geruch der Bäume in seine Nase und berührte die Stämme der Eichen und Buchen, ohne zu wissen, warum. Er wusste nur, dass es sein Herz mit Frieden erfüllte. Seine Brust wurde zu eng für seine Gefühle und gab ein übermütiges Lachen frei. Mit diesem Lachen auf seinen Lippen schritt Sigfrid tiefer in den Wald.
     
    Aus dem Schatten eines Baumes trat Hagen hervor und sah ihm mit eigentümlichem Blick nach. Er fühlte sich seltsam angezogen von der lichten Seite Sigfrids. Auch wenn er es ungern zugab, empfand er doch eine widerwillige Sympathie für den Sachsen, vielleicht gerade weil sie beide so gegensätzlich waren wie zwei Seiten einer Münze, er mit seiner düsteren Verschlossenheit, der Sachse mit seinem fröhlichen Optimismus. Sympathie, ja   … und Neid. Sigfrid fiel alles in den Schoss. Mühelos erlangte er Zugang zu den Herzen der Menschen und erreichte, was immer er sich vornahm, ohne auch nur darüber nachdenken zu müssen. Hagen wusste, dass seine Eifersucht ein kleinlicher Zug war, aber er grollte dem Sachsen dafür, dass er ein Liebling der Götter war. Erbittert zog er sein Wolfsfell enger um die Schultern und stapfte in die entgegengesetzte Richtung davon.
     
    Gislher schreckte aus dem Halbschlaf und hob den Kopf. War er eingenickt? Benommen schaute er sich um. Etwas stimmte nicht. Es dauerte eine Weile, bis er begriff, dass es die unnatürliche Stille war, die ihm auffiel. Der Gesang der Vögel war verstummt, die Luft drückend und schwül. Irgendein intensiver Geruch hing in der Luft. Der Wald schien auf etwas zu warten. Aber worauf?
    Wie zur Antwort brach plötzlich ein Unwetter los, es krachte und donnerte, kalter Wind fuhr aus dem Nichts zwischen die Bäume, und dann barsten die Dämme des Himmels. Die Wilde Jagd, dachte Gislher furchtsam und kauerte sich am Fuße des Baumes zusammen. Wenn Wodan mit seinen Einheriern, den in der Schlacht Gefallenen, der Kampfekstase nachgab, war verloren, wer sich ihnen in den Weg stellte.
     
    Die Jagdgesellschaft war beim Zusammenpacken gewesen, als es plötzlich finster wurde. Wolken türmten sich auf, in Windeseile zog sich der Himmel zu. Die Jagdhunde verkrochen sich und winselten. Ein Hase rannte über einen Hügel und verschwand in seinem Bau.
    Hagen begriff als Erster und stieß eine Verwünschung aus. »Die Wilde Jagd!«
    Gunter war verblüfft. Er hatte noch nie erlebt, dass die Geister der Verstorbenen im Sommer durch die Lüfte ritten; der Winter war die Jahreszeit der Toten. »Beeilt euch!«, trieb er seine Männer an. »Wir müssen zusehen, dass wir von hier fortkommen.« Es war ein unnötiger Befehl, jeder packte, als ginge es um sein Leben, zumal sich jetzt die Schleusen des Himmels öffneten. »Wo ist Gislher? Noch im Wald?«
    Hagen griff nach seinem Schwert. »Reitet in die Burg, ich kümmere mich um ihn!« Schon lief er davon. Nicht Gislher, dachte er. Nicht auch noch er! Genügte es nicht, dass er einmal versagt und zugelassen hatte, dass König Aldrian getötet wurde?
    Sigfrid rannte hinter dem Waffenmeister her. Auch er machte sich Sorgen um Gislher, der ihm wie ein Bruder ans Herz gewachsen war.
    Am Waldrand bemerkte Hagen seinen Begleiter. »Ich sagte, Ihr sollt in die Burg zurückreiten!«, fauchte er.
    »Ich bin nicht Euer Gefolgsmann, dem Ihr befehlen könnt.«
    Feindselig standen die Männer sich gegenüber.
    »Ich brauche Eure Hilfe nicht, mischt Euch nicht ein!«, schrie Hagen.
    Sigfrids erste Reaktion auf das überraschende Verhalten des Waffenmeisters war Zorn, doch dann wurde ihm bewusst, dass sie wertvolle Zeit vergeudeten. »Spart Euren Atem für das Laufen!«, rief er und eilte weiter, ohne sich um seinen Kontrahenten zu kümmern.
    Hagen knirschte mit den Zähnen und

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