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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Gitarrenmusik und laute Männerstimmen drangen an sein Ohr.
    Bunte Wohnwagen standen im Kreis am Rand der Lichtung, in deren Mitte ein Feuer brannte, das die Gesichter in der Runde mit seinem warmen Schein erhellte.
    Die Augen der Zigeuner glänzten wie schwarze Opale und bildeten einen lebhaften Kontrast zum strahlenden Weiß ihrer Zähne und dem metallenen Glitzern ihrer Messer. Die Wärme der Nacht und die Hitze des Feuers verliehen ihrer Haut einen bronzenen Schimmer.
    Riordan versteckte sich vorsichtig zwischen den Pferden der Zigeuner, und als er sicher sein konnte, nicht beobachtet zu werden, rannte er zu den Wohnwagen hinüber und versteckte sich zwischen den Rädern.
    Er fand sich neben schlafenden Welpen wieder, die reichlich von Flöhen besiedelt zu sein schienen. Es stank nach Hundekot, altem Urin und faulenden Essensresten, doch Riordan wagtenicht, sich zu bewegen, weil er fürchtete, sonst entdeckt zu werden.
    Über sich hörte er das Geräusch polternder Schritte und eine wütende Männerstimme, das Schreien eines Babys und das leise Summen einer Mutter, die versuchte, ihr Kind zu beruhigen.
    Riordan ließ seinen Blick über das Lager wandern. Die Schatten auf den Gesichtern der Männer wirkten im Feuerschein düster und verzerrt. Er konnte den Schweiß auf ihren Körpern riechen und die säuerlichen Ausdünstungen der Überreste des Festes. Ihre Hemden lagen eng an ihren schlanken Körpern an, und die meisten trugen schwarze Hosen mit breiten, nietenbeschlagenen Gürteln.
    Fast alle hatten sie lange, ölig wirkende Haare, und einige trugen Tätowierungen an den Oberarmen. Als Riordan sich vorstellte, wie sie Tara berührten, stieg kalte Wut in ihm auf und lag ihm wie ein schwerer Stein im Magen.
    Ihm wurde bewusst, dass er nicht einmal einen Plan hatte, wie er vorgehen sollte. Blind und töricht war er seinen Gefühlen gefolgt.
    Abrupt brach die Gitarrenmusik ab. Mit großer Spannung wartete Riordan auf das, was nun geschehen würde.
    Ein paar Augenblicke später durchbrach das leise Schellen von Tambouringlöckchen die Stille, die sich über das Lager gelegt hatte. Er hörte die Anfeuerungsrufe der Männer, als eine Frau langsam mit schwingenden Hüften in den freien Raum am Feuer trat und das Tambourin, das sie hoch über ihrem Kopf hielt, mit aufreizenden Bewegungen zum Klingen brachte.
    Riordan konnte nur ab und zu einen Blick auf die Frau erhaschen, weil die zusammenströmende Menge ihm teilweise die Sicht versperrte. Er kroch vorwärts, bis er das Geschehen wieder besser sehen konnte, und starrte erschrocken auf die langen, kupferfarbenen Haare der Frau, die ihr bis über die Taille reichten.
    Auch Taras Haare waren von der Farbe polierten Kupfers, abersie hätte doch sicher niemals für ihre barbarischen Entführer getanzt!
    Die Frau bewegte sich weiter um das Feuer herum. Sie hatte ihm den Rücken zugewandt. Ihr Rock hing in bunten Streifen von den Hüften herab und ließ ihre langen, gebräunten Beine sehen. Ihre enge, rote Bauernbluse spannte sich über ihren Brüsten, und goldrote, im Feuerschein glänzende Haarsträhnen fielen ihr über die nackten Arme.
    Nach allem zu urteilen, was Riordan von ihr sah, war sie eine Schönheit.
    Als die Frau sich umwandte und er zum ersten Mal ihr Gesicht sah, erstickte er fast bei dem Versuch, den Ausruf des Erschreckens zu unterdrücken, der in ihm aufstieg. Denn was er am allerwenigsten zu sehen erwartet hatte, war der Anblick von Tara als Tänzerin vor den Menschen, die sie angeblich gefangen hielten. Man hatte ihn doch glauben gemacht, die Zigeuner hätten sie im Dunkel der Nacht aus der Geborgenheit ihres Elternhauses verschleppt.
    Er kam zu dem Schluss, dass man sie wahrscheinlich zwang zu tanzen. Sein Zorn wuchs, als er an die Demütigung dachte, die Tara fühlen musste, während sie wie ein dressiertes Tier vorgeführt wurde.
    Vollkommen gebannt beobachtete er, wie sie mit aufreizenden Bewegungen hin und her wirbelte. Sie schien wie hypnotisiert, und er fragte sich, ob sie vielleicht mit einem Zaubertrank gefügig gemacht worden war. Doch dann sah er ihr strahlendes Lächeln, als sie mit rhythmischen Schritten um das Feuer tänzelte.
    Sie machte absolut nicht den Eindruck, als zwinge man sie zu dem, was sie tat. Obwohl jede Faser in Riordan sich dagegen sträubte, musste er zugeben, dass ihre erotische Ausstrahlung ihr offensichtlich angeboren war.
    Doch wer hatte sie gelehrt, so aufreizend zu tanzen, wer hatte ihr beigebracht, ihren Körper so

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