Der Ruf des Abendvogels Roman
den Kopf. »Ich könnte Riordan niemals lieben. Mein Herz ... gehört längst einem anderen.« Ethan sah die Liebe in ihrem Blick, und sein Herz begann wie wild zu schlagen.
»Ich hatte nie damit gerechnet, hier draußen jemandem wie dir zu begegnen«, sagte er leise. »Und auch nicht damit, dass ich mich so ... zu dir hingezogen fühlen würde. Hingezogen ist nicht das richtige Wort – was ich für dich fühle, ist so mächtig, dass ich kaum noch klar denken kann.«
»Oh Ethan!«, murmelte Tara, und ein unbeschreibliches Glücksgefühl stieg in ihr auf.
Ethan schien kein Wort mehr herauszubringen. Stattdessen nahm er sie einfach in die Arme und küsste sie.
Tara war so überwältigt, dass sie glaubte, ohnmächtig zu werden. Als sie seine Lippen wieder auf ihren spürte, sank sie neben seinem Lagerfeuer zu Boden. Der Zauber des Lake Eyre hüllte die Liebenden ein, während die klagenden Töne des Didjeridoo und die Worte der jahrtausendealten Lieder der Aborigines über sie dahinwehten.
Die aufgehende Sonne über dem See war der wundervollste Anblick, den Tara je erlebt hatte. Mit jeder verstreichenden Minute änderten die riesigen Salzflächen ihre Farbe, von Silber zu Pink zu Blau, bis sie schimmerten wie eine weiße Firnschicht.
Tara lehnte sich an Ethans behaarte Brust. »Ich war noch nie so zufrieden«, sagte sie. »So seltsam es klingen mag, aber ich habe das Gefühl, nach Hause gekommen zu sein. Als ob ich jetzt genau da bin, wohin ich gehöre.«
Ethan schloss seine Arme fester um ihren halb nackten Körper. »Du weißt hoffentlich, das du mich jetzt heiraten musst, oder?«
Tara lächelte. »Ich kann mir kein schöneres Schicksal vorstellen.
»Macht es dir etwas aus, wenn dein Mann nicht jede Nacht zu Hause ist?« Er konnte sich zwar nicht vorstellen, irgendwo anders zu sein als an Taras Seite, aber er wusste, dass es nicht immer möglich sein würde.
Tara hatte vorerst nicht die Absicht, ihn wieder von sich fort zu lassen. »Es würde mich nicht stören, solange du nichts dagegen hast, in Tambora zu wohnen.«
Lächelnd meinte Ethan: »Das ist ein fairer Kompromiss.« Er fand den Gedanken beruhigend, dass Tara dann nicht mit den Kindern allein sein würde, wenn er fort musste. »Es gibt übrigens etwas, das ich dir früher hätte sagen müssen – viel früher, um genau zu sein.«
Tara wandte sich ihm zu und sah ihn forschend an. »Was ist es, Ethan?«
»Ich weiß nicht genau, wie ich es dir beibringen soll«, erwiderte er mit besorgter Miene.
»Ethan, du machst mir Angst! Was ist es? Sag es mir bitte, ehe ich vor Neugier sterbe!«
»Dieser Platz ist ein heiliger Ort der Aborigines.«
Tara starrte ihn verwirrt an. »Haben wir ihn entweiht?«
Er grinste. »Was wir die ganze Nacht über getan haben, würde ich nicht unbedingt ... entweihen nennen.«
Tara fühlte, wie sie errötete, als sie an ihre leidenschaftlichen Umarmungen dachte.
»Es ist ein Ort der Fruchtbarkeit. Männer und Frauenkommen hierher, um sich zu lieben und Kinder zu zeugen. An diesem Platz wirken besondere Kräfte.«
Tara schüttelte den Kopf und dachte an all die Jahre, die sie vergeblich versucht hatte, ein Kind zu empfangen. »Was für ein Unsinn, Ethan. Wie kann ein Ort einem Paar helfen, ein Kind zu zeugen?«
»Ich sage dir, es ist so. Und der Zauber dieses Ortes hat noch nie versagt – kein einziges Mal seit Tausenden von Jahren.«
Tara blickte sich um. Sie hörte den Wind sanft über die weiten Salzflächen und durch die Dünengräser streichen. Es war ein eigenartiges Geräusch ... Nun, vielleicht funktionierte es ja doch, mit einem Mann wie Ethan, der ihr Herz ebenso gefangen nahm wie ihre Seele, und am richtigen Platz, diesem magischen Ort ...
Sie lächelte, glücklicher und zufriedener als jemals in ihrem Leben. Ein Kind, wenn sie wirklich eines empfangen hatte, würde ein besonderer Segen sein, doch sie war absolut glücklich mit ihrem Sohn und ihrer Tochter.
»Ich liebe dich, Ethan Hunter«, sagte sie und küsste sanft seinen Mundwinkel.
»Und ich liebe dich, Tara Flynn, von ganzem Herzen und mit meiner ganzen Seele!«
Von Elizabeth Haran sind bei Bastei Lübbe Taschenbücher lieferbar:
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Im Land des Eukalyptusbaums
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Im Glanz der roten Sonne
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Über die Autorin:
Elizabeth Haran wurde in Simbabwe geboren. Schließlich zog ihre Familie nach England und wanderte von dort nach Australien aus. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren zwei Söhnen in Südaustralien,
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