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Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Galbraith
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Untersuchung?«
    »Ja«, sagte Bristow und tupfte sich die Nasenspitze mit dem feuchten Taschentuch ab. »Nun, ich will nicht leugnen, dass Lola Probleme hatte. Tatsächlich ist Mum ihretwegen durch die Hölle gegangen. Alles fing ungefähr zu der Zeit an, als unser Vater starb – aber wahrscheinlich ist Ihnen auch das bereits bekannt. Darüber wurde weiß Gott ausführlich in den Medien berichtet … Sie wurde mehrfach wegen Drogenkonsums von der Schule geworfen und haute nach London ab, wo sie mit ein paar Süchtigen auf der Straße lebte. Mum holte sie zurück. Aber die Drogen zogen ihre geistige Gesundheit in Mitleidenschaft. Sie floh aus einer therapeutischen Einrichtung; es folgten endlose Streitereien und Dramen. Schließlich wurde eine bipolare Störung bei ihr diagnostiziert. Mit den richtigen Medikamenten verhielt sie sich – solange sie sie einnahm – unauffällig; niemand hätte je bemerkt, dass mit ihr irgendetwas nicht stimmte. Selbst der Untersuchungsrichter musste einräumen, dass sie ihre Medikamente eingenommen hatte. Das konnte bei der Obduktion zweifelsfrei nachgewiesen werden. Trotzdem sahen sowohl der Untersuchungsrichter als auch die ermittelnden Beamten in ihr nur eine junge Frau mit psychischen Problemen. Sie behaupteten, sie sei depressiv gewesen, aber ich kann Ihnen versichern, dass Lula nicht im Geringsten depressiv war. Ich traf sie am Morgen ihres Todestages. Sie war bester Laune. Es lief glänzend für sie, ganz besonders was ihre Karriere anging. Sie hatte gerade einen Vertrag bekommen, der ihr innerhalb von zwei Jahren fünf Millionen eingebracht hätte. Sie hatte mich gebeten, den Vertrag für sie zu prüfen – und es wäre ein verdammt gutes Geschäft gewesen. Somé, der Modedesigner, war ein guter Freund von ihr; Sie haben sicher schon von ihm gehört. Lula war auf Monate ausgebucht. Ein Shooting in Marokko stand kurz bevor, und sie reiste doch so gern. Sie hatte also nicht den geringsten Grund, sich das Leben zu nehmen.«
    Strike nickte höflich, war insgeheim aber wenig beeindruckt. Seiner Erfahrung nach waren Suizidgefährdete wahre Meister darin, in schillerndsten Farben eine Zukunft auszumalen, an der sie jedoch letztlich überhaupt kein Interesse hatten. Landrys goldglänzende, rosige Morgenstimmung konnte im Lauf des Tages und der halben Nacht, die ihrem Tod vorausgegangen waren, durchaus in finstere, hoffnungslose Verzweiflung umgeschlagen sein. Das hatte er schon einmal erlebt, bei einem Lieutenant des King’s Royal Rifle Corps. Er war in der Nacht nach seiner eigenen Geburtstagsfeier, auf der er allen Beteiligten zufolge das blühende Leben gewesen war, aus dem Bett gestiegen und hatte einen Abschiedsbrief geschrieben. Darin hatte er seine Familie gebeten, die Polizei zu rufen und nicht in die Garage zu sehen. Der von der Decke hängende Leichnam wurde von seinem fünfzehnjährigen Sohn gefunden, der den Brief nicht bemerkt hatte, als er durch die Küche gestürmt war, um sein Fahrrad aus der Garage zu holen.
    »Aber das ist noch nicht alles«, fuhr Bristow fort. »Es gibt Beweise, stichhaltige Beweise. Tansy Bestigui zum Beispiel.«
    »Die Nachbarin, die behauptet hat, einen Streit in der Wohnung über ihr gehört zu haben?«
    »Exakt. Sie hörte einen Mann schreien, unmittelbar bevor Lula vom Balkon fiel. Die Polizei schenkte ihrer Aussage keine Beachtung, einzig und allein weil sie … Nun ja, sie hatte Kokain genommen. Aber das bedeutet doch nicht zwangsläufig, dass sie sich das alles nur eingebildet hat! Tansy beteuert bis heute, dass Lula nur Sekunden vor ihrem Tod mit einem Mann gestritten hat. Das weiß ich, weil ich erst kürzlich mit ihr darüber gesprochen habe. Unsere Kanzlei vertritt sie in ihrem Scheidungsprozess. Ich könnte sie bestimmt dazu bewegen, sich mit Ihnen zu treffen. Außerdem«, sagte Bristow, während er Strike mit bangem Blick beobachtete, als versuchte er seine Reaktion einzuschätzen, »wären da noch die Aufnahmen der Überwachungskameras. Zwanzig Minuten vor Lulas Tod geht ein Mann in Richtung Kentigern Gardens. Und nach ihrem Sturz rennt derselbe Mann in die entgegengesetzte Richtung davon, als wäre der Teufel hinter ihm her. Die Polizei hat nie herausgefunden, wer das war. Man konnte ihn nicht aufspüren.«
    Mit verschwörerischer Miene zog Bristow einen unbeschrifteten, leicht verknitterten Briefumschlag aus der Innentasche seines Jacketts und hielt ihn Strike hin.
    »Ich habe alles aufgeschrieben. Sämtliche Zeiten, Orte und so

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