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Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Galbraith
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plötzlichen Stille, die auf das Verstummen des Presslufthammers folgte, war Bristows Stimme mit einem Mal laut und klar zu verstehen.
    Nur zum Spaß – und aus der ausgelassenen Stimmung dieses Freudentages heraus – hatte Robin versucht, in die Rolle von Strikes ständiger Sekretärin zu schlüpfen und Bristows Freundin zu verheimlichen, dass sie erst seit einer halben Stunde für den Privatdetektiv arbeitete. Deshalb unterdrückte sie auch, so gut es ging, jeden Anflug von Überraschung oder Nervosität angesichts des Wutausbruchs nebenan. Rein intuitiv war sie auf Bristows Seite, worum immer es bei dieser Auseinandersetzung auch gehen mochte. Strikes Beruf und sein blaues Auge besaßen einen gewissen schäbigen Glamour; sein Betragen ihr gegenüber hatte jedoch sehr zu wünschen übrig gelassen. Außerdem tat ihr die linke Brust immer noch weh.
    Seitdem das Rattern des Presslufthammers von den Stimmen der Männer übertönt worden war, hatte Bristows Freundin den Blick nicht von der geschlossenen Tür genommen. Die stämmige Frau mit dem dunklen, schlaffen Bob und den Augenbrauen, die einen durchgehenden schwarzen Balken unter dem Pony bilden würden, sobald sie aufhörte, sie regelmäßig zu zupfen, wirkte von Natur aus mürrisch. Robin hatte schon häufiger die Beobachtung gemacht, dass Menschen mit annähernd gleichem Attraktivitätsgrad sich zu Liebespaaren zusammenfanden. Natürlich konnten andere Faktoren – wie beispielsweise Geld – dabei helfen, einen Partner von bedeutend besserem Aussehen zu finden. Robin fand es daher äußerst liebenswert, dass Bristow, der mit seinem Maßanzug und seiner angesehenen Kanzlei durchaus Chancen bei einer wesentlich hübscheren Kandidatin gehabt hätte, sich für diese Frau entschieden hatte, die sicher warmherziger und freundlicher war, als es der Anschein vermuten ließ.
    »Möchten Sie wirklich keinen Kaffee, Alison?«, fragte sie.
    Die Frau drehte ruckartig den Kopf, als wäre sie überrascht, angesprochen zu werden; als hätte sie vergessen, dass Robin sich ebenfalls im Raum befand.
    »Nein danke«, sagte sie mit einer tiefen und verblüffend melodiösen Stimme. »Ich habe gleich gewusst, dass er sich wieder aufregen würde«, fügte sie mit einer merkwürdigen Genugtuung hinzu. »Ich habe versucht, es ihm auszureden, aber er wollte einfach nicht auf mich hören. Klingt ganz so, als würde dieser sogenannte Detektiv sein Angebot ablehnen. Ist auch besser so.« Anscheinend stand Robin die Verwirrung ins Gesicht geschrieben, da Alison leicht ungeduldig weitersprach: »Es wäre besser für John, wenn er den Tatsachen endlich ins Auge blicken würde. Sie hat sich umgebracht. Seine Familie hat sich längst damit abgefunden. Wieso nur kann er es nicht einfach auf sich beruhen lassen?«
    Robin konnte unmöglich so tun, als wüsste sie nicht, wovon die Frau sprach. Jeder wusste über Lula Landrys Schicksal Bescheid. Robin konnte sich sogar noch genau daran erinnern, wo sie gewesen war, als sie erfahren hatte, dass das Model in einer eiskalten Januarnacht in den Tod gestürzt war. Sie hatte am Spülbecken in der Küche ihres Elternhauses gestanden. Als sie die Nachricht im Radio hörte, rannte sie mit einem kleinen Schrei der Überraschung hinaus, um Matthew – der das Wochenende über zu Besuch gekommen war – davon zu berichten. Wie konnte einem der Tod einer Fremden, der man noch nie begegnet war, so nahegehen? Robin hatte Lula Landrys Schönheit zutiefst bewundert und sie auch ein wenig darum beneidet. Ihre eigene Milchmädchenblässe fand sie nicht sonderlich attraktiv. Das Model hingegen war dunkelhäutig, strahlend, zartgliedrig und wild gewesen.
    »Es ist doch noch gar nicht so lange her, oder?«
    »Drei Monate«, antwortete Alison und wedelte mit dem Daily Express . »Taugt der Kerl was?«
    Robin war Alisons verächtliche Miene, mit der sie den unbestreitbar heruntergekommenen und reinigungsbedürftigen Zustand des kleinen Vorzimmers zur Kenntnis genommen hatte, nicht entgangen. Außerdem hatte sie im Internet gerade Bilder des makellosen, palastartigen Büros bewundern dürfen, in dem ihr Gegenüber arbeitete.
    »Oh ja«, sagte sie kühl und eher aus Stolz als aus dem Verlangen, Strike in Schutz zu nehmen. »Er ist einer der Besten.«
    Mit dem Gebaren einer Frau, die sich tagaus, tagein mit Problemen herumschlug, die in ihrer Komplexität und Faszination Alisons Horizont weit überstiegen, öffnete sie einen rosafarbenen, mit Kätzchen bedruckten

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