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Der Ruf des Kulanjango

Der Ruf des Kulanjango

Titel: Der Ruf des Kulanjango Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gill Lewis
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drängte. »Ich muss gehen. Hab ein paar Schafe verloren.« Ich drückte mich an ihm vorbei und rannte den Pfad hinunter. Als ich mich am Fuß des Berges umdrehte, konnte ich sehen, wie auch er den Hügel herunterkam. Ich rannte so schnell ich konnte zurück nach Hause. Mum und Dad und Hamish mussten das erfahren. Ich musste ihnen berichten, dass jemand auf unserem Land herumschnüffelte.
    Ich stürmte auf den Hof. Mum stand am Hintereingang, mit grimmiger Miene.
    »Gerade war Euans Dad am Telefon«, sagte sie. »Überall im Dorf treiben sich Journalisten und Fernsehreporter herum. Die wollen mit dir sprechen. Besser, wir gehen runter.«

Kapitel 37
    Dad hielt in der Straße hinterm Bürgerhaus. Der Parkplatz war voll von Kamerateams und Journalisten. Mrs Wicklow stand am Hintereingang und winkte uns herein. Mum, Dad, Graham und ich kletterten über den Zaun und gingen hinein.
    Es sah aus, als seien die Dorfbewohner vollzählig erschienen. Reporter klopften an die Tür.
    »Ist ’n großes Thema«, sagte Euans Dad. »Jedermann scheint was wissen zu wollen.« Er schüttelte den Kopf. »Und es kommen noch mehr Reporter hierher. Sogar ein Fernsehteam von CNN ist da. Jetzt ist es ’ne Weltnachricht.«
    »Tut mir leid«, sagte Euan.
    Mrs Wicklow legte die Hand auf meinen Arm. »Wir werden ihnen nichts vom Fischadler auf eurem Land erzählen.«
    Ich sah mich in der Runde der Leute um, die mich anstarrten.
    »Oh, wissen es also alle, ja? Da könnte ich ja jetzt auch noch die Reporter zum See führen.«
    »Aber sie wissen nicht, wo das Nest ist«, sagte Euan.
    »Und niemand von uns wird es ihnen zeigen«, verkündete Robs Dad.
    Ich blickte in die Runde. »Es dürfte nicht lange dauern, bis sie es rausgefunden haben. Iris wird hier nie mehr sicher sein.«
    Genau in diesem Augenblick krachte es und die Türen wurden aufgestoßen. Reporter und Kameraleute fluteten in den Saal.
    Euan fasste mich am Arm. »Sag kein Wort«, flüsterte er. »Rob und ich haben einen Plan. Warte auf uns. Sag kein Wort.« Ich beobachtete sie, wie sie sich ihren Weg durch die Menge bahnten und nach draußen gingen.
    »Hier ist er.«
    Ich drehte mich um und stand dem hochgewachsenen Reporter gegenüber, den ich oben am Berg getroffen hatte.
    Er streckte mir seine Hand entgegen. »Hier ist der Junge, der uns alles darüber erzählen kann.«
    Ich wich zurück. Plötzlich richteten sich alle Kameras auf mich. Mehr als zehn Leute löcherten mich mit Fragen, alle auf einmal. Die Dinge schienen sich zu verlangsamen und gleichzeitig zu beschleunigen. Ich konnte Mum hören, wie sie mich von hinten aus der Menge rief. Ihre Stimme klang weit entfernt. Eine Frau nahm mich sanft beim Arm und führte mich hinaus.
    »Hier entlang, Callum«, lächelte sie. Ich folgte ihr und quetschte mich an Jacken, Mänteln und Kameras vorbei.
    Plötzlich fand ich mich neben der lächelnden Lady vor einer Fernsehkamera stehen. »Wir sind auf Sendung, live im Fernsehen«, sagte sie. »Alle Zuschauer möchten deine bemerkenswerte Geschichte hören.«
    Die Kameras liefen und die Dame redete. Und ich erzählte ihr von Jeneba, über die Spendenaktion für die Operation hier im Land und über die Dorfbewohner in Gambia, die den Fischadler durch die Satellitensignale in den Mangrovenwäldern gefunden hatten.
    »Und dieser Fischadler«, sagte sie und lächelte immer noch, »wie hast du von ihm erfahren?«
    Mein Mund wurde trocken. Ich zögerte. Da waren die Mikrofone, die alle auf mich gerichtet waren. Aus dem Augenwinkel sah ich einen Wagen, der mit quietschenden Reifen auf dem Parkplatz hielt. Ich sah Rob und Euan und Hamish auf mich zurennen. Das alles schien in Zeitlupe zu geschehen.
    »Diesen Fischeradler«, wiederholte die lächelnde Lady, »hast du ihn hier im Tal gefunden?«
    Ich öffnete schon den Mund, um etwas zu sagen, als Hamish den Arm um mich legte und vor die Kamera trat.
    »Nein«, antwortete Hamish an meiner Stelle. »Callum und seine Freunde haben Fischadler verfolgt, die im Naturreservat leben, in dem ich arbeite. Wir hatten im vergangenen Sommer ein brütendes Pärchen. Wie Sie wissen, sind Fischadler eine gefährdete Vogelart. Deshalb benützen wir Überwachungskameras und Stacheldrahtumzäunungen, umsie zu beschützen. Und wenn Sie mir ins Reservat folgen wollen, kann ich Ihnen das Nest zeigen, jetzt sofort.«
    Ich versank in einem Sessel und fühlte mich total erschöpft. Selbst der letzte der Reporterwagen hatte den Hof inzwischen verlassen und war Hamish auf dem

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