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Der Ruf des weißen Raben (German Edition)

Der Ruf des weißen Raben (German Edition)

Titel: Der Ruf des weißen Raben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanna Seven Deers
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Morris zu, ohne sich um die Konsequenzen zu kümmern. Sein Revolver fiel ihm aus der Hand. Die Männer stürzten zu Boden.
    Verbissen kämpfte Chad um sein Leben und damit zugleich um das von Myra und Emma. Mehrmals löste sich ein Schuss aus Morris’ Pistole und peitschte durch die Wildnis.
    »Chad!« Myra hatte das Gefühl, ihr Körper wäre schwer wie Blei.
    Plötzlich streifte eine Kugel Emma am Arm. Das Mädchen schrie auf.
    »Oh, Gott!«, stieß Myra entsetzt aus. Sie musste ihre Tochter in Sicherheit bringen! Sie drehte sich um und zog sie aus der Lichtung hinaus.
    Da wurden Schritte laut. Meghali, schoss es ihr durch den Kopf.
    Doch schon im nächsten Augenblick war ihre Hoffnung zerstört. Es war der Mann, der mit Emma im Wagen gewartet hatte. Wie Morris trug er einen schwarzen Anzug, und auch er hielt eine Pistole in der Hand. Der Mann stürmte an Myra und Emma vorbei, die wie angewurzelt stehen geblieben waren, und zielte auf Chad.
    Myra hielt entsetzt den Atem an.
    Ein jäher Schuss ertönte durch den Wald. Der Unbekannte sackte reglos zu Boden.
    Myra sah sich erstaunt um und entdeckte Meghali, die das Gestrüpp, das die kleine Lichtung umgab, auseinanderschob, Chads Revolver in der Hand.
    Myra beobachtete, wie Meghali verzweifelt versuchte, Chad zu helfen. Immer wieder zielte sie auf Morris, drückte aber nicht ab. Sie konnte es einfach nicht riskieren, Chad zu treffen!
    Abermals löste sich ein Schuss aus Morris’ Pistole, gefolgt von einem metallischen Klicken. Das Magazin war leer. Chad schöpfte neue Kraft.
    Doch dann hallten Schreie durch den Wald. Chad erkannte Myras Stimme und sah sich um.
    Sofort riss Morris seine Hand los und schlug Chad hart ins Gesicht. Mit einem überlegenen Grinsen wälzte er sich zur Seite, ergriff den am Boden liegenden falschen Talisman und drückte einige Sekunden lang auf den blauen Siegelring, den er auch heute an seiner rechten Hand trug. Im nächsten Augenblick hing eine große Staubwolke über der Stelle, an der Morris eben noch gelegen hatte. Morris selbst war verschwunden.
    Chad stand mühsam auf. Die Wunde an der Schulter, die Morris ihm auf dem Parkplatz von Squalath zugefügt hatte, brannte wie Feuer, und sein Kiefer schmerzte.
    »Chad, schnell!«, schrie Meghali, die stets so sanfte Stimme schrill vor Entsetzen, und sprang hinter dem Gebüsch hervor. »Es ist Myra!«
    »Dad! Dad! Mom braucht Hilfe!« Emmas verzweifelte Stimme drang durch die Stille der Wildnis. Sie kniete neben ihrer Mutter, die Hände blutverschmiert.
    Chads Herz krampfte sich zusammen. So schnell er konnte, lief er zu seiner Frau hinüber.
    Myra lag am Boden. Ihr Pullover war blutgetränkt, ihr Gesicht blass und schmerzverzerrt. Sie hatte die Augen geschlossen. Ihr Brustkorb hob und senkte sich in unregelmäßigen Abständen. Emma und Meghali waren über sie gebeugt.
    »Morris’ letzte Kugel hat Myra in die Brust getroffen«, schluchzte Meghali mit tränenerstickter Stimme. Sie sah Chad hilfesuchend an.
    Chad fiel neben Myra auf die Knie, das Gesicht starr vor Entsetzen.
    »Nein!« Chads markerschütternder Schrei echote durch die Wildnis.
    Myra öffnete langsam die Augen.
    Chad ergriff ihre Hand und blickte sie flehend an.
    »Myra«, hauchte er.
    Aber Myras Blick ruhte nur einen kurzen Augenblick auf Chad. Dann schweifte er suchend umher, bis er Meghali fand.
    »Erdis!«, flüsterte sie aufgeregt. »Du musst Runa schützen!« Sie nahm Emmas Hand und legte sie in Meghalis. »Sie weiß, wo der Talisman ist. Du musst ihr helfen, ihn zu hüten!«
    Eine Welle des Schmerzes überkam Myra, und sie schloss die Augen. Als sie sie wieder öffnete, suchte sie Chads Blick.
    »Ich habe diese Bilder gesehen«, hauchte sie. »Eine mächtige Schamanin aus längst vergangener Zeit … Sie ist die Hüterin des Talismans … Emma ist ihr Ebenbild und …« Ihre Stimme brach, und ihre Augen schlossen sich.
    Tränen liefen über Chads Gesicht. Liebevoll strich er Myra das schweißnasse Haar aus der kalten Stirn.
    »Wir brauchen einen Arzt!«, rief er.
    Meghali nahm ihr Handy und drückte mit zitternden Händen auf die Tasten. Sie ging ein paar Schritte zur Seite, um Myra nicht unnötig zu beunruhigen. Chad hörte, wie sie einen Notarzt anforderte.
    Myra atmete schwer. Sie fühlte den Schmerz in jedem Teil ihres Körpers. Die Kugel, die sie nahe am Herzen getroffen hatte, schien ihr alle Kraft zu rauben. Sie spürte, ihr blieb nicht mehr viel Zeit. Sie versuchte zu sprechen, aber es gelang ihr nicht. Sie

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