Der Ruul-Konflikt 2: Nahende Finsternis
Kirche eine Kerze anzünden.
»Das ist noch nicht das Schlimmste«, fuhr Andrews unheilverkündend fort.
»Schießen Sie los. Nur immer drauf. Ich habe ja einen breiten Rücken.«
»Der Großteil der ruulanischen Flotte nimmt einen Verfolgungskurs zu uns ein. Aber ein kleiner Teil – etwa hundert Schiffe, vielleicht auch etwas mehr – ist dabei, uns zu umgehen. Sie steuern die südliche Nullgrenze an. Sie sind dabei, unseren Fluchtweg abzuschneiden.«
»Das hat mir noch gefehlt.« Der Admiral überlegte kurz. »Wer hat das Kommando über die zwei Geschwader, die wir zurückgelassen haben?«
Andrews musste überraschenderweise sein Terminal nicht konsultieren. Er hatte die Antwort sofort parat. »Commodore Natascha Sokolow.«
»Rufen Sie sie.«
Nach einer kurzen Verzögerung erschien auf Hoffers Plot das Bild einer attraktiven, blonden Frau mit hohen Wangenknochen, grauen Augen und markanten Gesichtszügen.
»Ja, Admiral?«, begrüßte sie ihren Vorgesetzten zackig.
»Wir haben ein Problem, Commodore.«
»Ist mir schon aufgefallen. Wie können wir helfen?«
»Zu ihnen sind ein paar feindliche Geschwader unterwegs«, erklärte Hoffer in knappen Worten. »Ich will, dass Sie ihnen entgegenfliegen und auf ihrem Weg jeden Widerstand niederkämpfen. Wir können uns nicht gleichzeitig um die Feinde hinter und vor uns kümmern. Sie müssen uns den Weg frei räumen.«
»Ich verstehe.« Um ihre Mundwinkel zuckte es verräterisch, als sie versuchte, ein erfreutes Schmunzeln zu unterdrücken. Hoffer konnte sie durchaus verstehen. Er war schon oft genug in ihrer Situation gewesen. Es war schwer, aus der Entfernung dabei zuzusehen, wie Kameraden kämpften und ihr Leben verloren. Die Aufgabe, die er ihr zuteilte, war wichtig und bot ihr zugleich die Möglichkeit, in den Kampf einzugreifen.
»Ich will ehrlich zu Ihnen sein, Natascha. Der Gegner ist ihren Einheiten zahlenmäßig überlegen. Der einzige Vorteil, den sie haben, ist unser technischer Vorsprung. Das ist alles.«
Das Zucken um Sokolows Mundwinkel weitete sich zu einem ehrlichen Lächeln aus. »Sie können die Sache getrost uns überlassen. Wir kümmern uns darum.«
»Viel Glück, Commodore.« Hoffer kappte die Verbindung und hoffte, dass sie der Lage tatsächlich Herr werden konnte. Sonst musste sich die Flotte in beide Richtungen verteidigen. Ein Zweifrontenkrieg war niemals eine kluge Entscheidung.
»Und jetzt, Admiral?«
»Jetzt, Thomas? Jetzt können wir nur noch warten.«
Die Schiffe der Ruul schlossen schnell zu den flüchtenden Koalitionstruppen auf. Der einzige Lichtblick war, dass das riesige Flaggschiff des Gegners zurückblieb. Ein Schiff dieser Größe konnte nicht die Beschleunigungswerte anderer Schiffe erreichen. Damit blieb Hoffer ein Schlagabtausch mit diesem Monster erspart, den er sicher verloren hätte.
Sokolows Einheiten hatten inzwischen ihre Position verlassen und hielten auf die Slug-Schiffe zu, die vorhatten, Hoffers Weg abzuschneiden. Er wünschte ihr alles Glück dieses Universums.
Die Besatzungen unter seinem Kommando nutzten die kurze Kampfpause, um sich so gut man dies vermochte auf das bevorstehende Gefecht vorzubereiten. Auch wenn es nicht mehr viel zu tun gab. Die Jäger kehrten zu ihren Schiffen zurück. Sie hatten ihre Aufgabe mit Bravour gemeistert, doch bei einem Rückzugsgefecht waren sie nutzlos. Die Reaper kehrten ihrerseits zu den eigenen Linien zurück und eskortierten die ruulanischen Kriegsschiffe. Wie es aussah, wollten die Slugs es auf ein Langstreckenduell ankommen lassen.
»Äußerste Feuerdistanz erreicht, Admiral«, meldete Andrews fast eine Stunde später. Kaum hatte er ausgesprochen, spielten sämtliche Frühwarnsysteme auf der Brücke verrückt. Auf unzähligen Konsolen blinkt rote Warnlampen und durchdringende Pieptöne buhlten um die Aufmerksamkeit der Crew.
»Feindliche Feuerleitsysteme haben uns erfasst«, berichtete der taktische Offizier. »Der Gegner eröffnet das Gefecht.«
»Die Til-Nara-Schiffe sollen sich zurückfallen lassen. Zerstörer und Fregatten näher an die Großkampfschiffe. Eigene Salve vorbereiten. Mündungsklappen achteraus öffnen. Trägerschiffe weiter nach vorn. Wir müssen sie aus der Schusslinie nehmen.« Hoffers Befehle erfolgten automatisch und in knappen Stichworten, ohne dass er lange darüber nachdenken musste. Als unterlegener Part mitten im Raum sah er keine andere Wahl, als die verletzlichsten Einheiten möglichst aus dem Gefecht herauszuhalten und den Beschuss
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