Der Ruul-Konflikt 2: Nahende Finsternis
Kommandosoldat warf die Leiche beiseite und grinste ein wenig verlegen vor sich hin. »So kann man die Sache auch anpacken«, sagte er zu Scott. Scott wollte etwas sagen, aber Peters Blick wurde plötzlich von Schmerzen verzerrt. Ein herzzerreißendes Stöhnen entrann sich seiner Kehle. Mit dem nächsten Atemzug kam ein Schwall Blut aus seinem Mund und lief ihm über das Kinn. Sein glasig werdender Blick glitt nach unten. Scotts Augen folgten. Aus seiner Brust ragte die Klinge eines ruulanischen Schwerts. Scott schrie vor Wut auf. Ein fast schon tierischer Laut, der den Ruul ablenkte. Für einen Moment zeichnete sich so etwas wie Überraschung und Unsicherheit auf dessen Gesicht ab. Dann hämmerte ihm Scott das eigene Schwert in den Leib. Peter sank zu Boden. Scott ließ sein Schwert fallen und fing den gefallenen Freund auf. Sein Körper war so schwer, dass er mit ihm zu Boden glitt. Die ganze Zeit über versuchte er, den Blutschwall aus Peters Brust mit den Händen abzudrücken, doch die Verletzung war zu stark. Es spielte auch keine Rolle mehr. Peter war bereits tot. Die starren Augen blickten gebrochen zum Himmel über Asalti III.
Der Teamführer der ROCKETS weinte ungehemmt. Ein weiterer Freund war gefallen. Noch ein Brief, den er an Angehörige schreiben musste. Eine weitere Lücke, die in seinem Herzen wie eine offene Wunde klaffte.
Peters Tod kostete ihn beinahe das Leben. Er lag auf dem Boden. Seinen blutenden Freund in den Armen. Ungeschützt. Unbewaffnet. Vielleicht hatte er sich in diesem kurzen, verletzlichen Moment den eigenen Tod gewünscht und ein Ruul war nur zu gern bereit, ihm diesen Wunsch zu erfüllen.
Der Slug legte seine Blitzschleuder an. Dann geschahen mehrere Dinge gleichzeitig. Laura erkannte die Gefahr für Scott und rannte los. Estrada zog ein Kampfmesser aus dem Gürtel und warf es. Die Klinge traf den Slug an der Kehle, einen Sekundenbruchteil bevor er feuerte. Die Waffe verzog sich nur um ein paar wenige Millimeter.
Laura stieß Scott mitsamt Peters Leiche beiseite und der Kommandosoldat rollte über den Rücken davon, aber damit hatte sich seine Kameradin selbst in die Schusslinie gebracht. Nur Estradas Messerwurf war es zu verdanken, dass sie nicht voll am Kopf getroffen wurde. Stattdessen streifte der Kugelblitz ihre Schläfe und schleuderte sie gegen den Stingray. Blutend und mit verbranntem Gesicht, rutschte sie am Metall herab.
Scott sprang auf und rannte zu ihr. Nahm sie in den Arm. Wiegte sie. Doch sie rührte sich nicht mehr. Ihr Gesicht wies Brandblasen und schwarze Verbrennungsflecken auf. Er merkte es kaum, als Estrada und die beiden Marines ihn, Lauras leblose Gestalt und Peters Leiche in den Stingray hievten und das Schiff abhob.
Kapitel 21
»Die letzten Transporter haben soeben abgehoben«, vermeldete Andrews die erlösende Nachricht.
Hoffer atmete erleichtert auf. »Na endlich. Formation einnehmen. Orbit verlassen. Kurs auf die südliche Nullgrenze nehmen. Volle Kraft voraus. Wir nehmen die Transportschiffe in die Mitte. Nichts wie weg hier.«
Die Jägerangriffe ebbten nicht ab. Die Ruul beabsichtigten, sein Kommando zu zermürben, und diese Taktik ging leider auf. Die Slugs verloren unzählige Jäger, aber mit jeder Attacke hatte er weniger Schiffe zur Verfügung, mit der er die Angriffe zurückschlagen konnte. Und die Hauptstreitmacht der Slugs hatte noch nicht mal in den Kampf eingegriffen.
Andrews betrachtete die in der Ferne wartenden Großkampfschiffe der Ruul. »Was glauben Sie? Ob sie uns so einfach abziehen lassen?«
»Sie träumen wohl, Thomas«, schnaubte Hoffer und benutzte erstmals den Vornamen seines XO. Andrews warf ihm einen erfreuten Blick zu, widmete sich aber augenblicklich wieder seinen Aufgaben.
Das tragbare Datenterminal meldete sich erneut zu Wort. Als er die Anzeigen überflog, zog er die Stirn in besorgte Falten. »Die ruulanische Flotte bewegt sich. Sie verfolgen uns.«
»Natürlich tun sie das«, sagte Hoffer und rieb sich erschöpft die Augen. »Zeit bis äußerste Feuerdistanz?«
»Zweiundsechzig Minuten.«
»Zeit bis zur Nullgrenze?«
»Einundachtzig Minuten.«
Hoffer versuchte, sich seine Enttäuschung und Verzweiflung nicht anmerken zu lassen. Doch das fiel ihm zunehmend schwerer. Immer, wenn ein Silberstreif am Horizont auftauchte, passierte etwas, das ihren Vorteil gleich wieder negierte. Eigentlich war er kein besonders religiöser Mensch, aber wenn sie hier lebendig herauskamen, würde er in der
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