Der Ruul-Konflikt 2: Nahende Finsternis
ebenfalls und falls nicht, dann werden sie es bald sein. Die Mission ist gescheitert.«
»Die Mission ist gescheitert, wenn ich sage, dass sie gescheitert ist. Wir anderen sind am Leben und das werden wir auch bleiben. Und wir haben ein Ziel vor Augen. Es ist immer noch unsere Aufgabe, herauszufinden, was mit den Asalti passiert ist. Und Informationen zu sammeln, um Hoffers Angriff zu unterstützen. Die Mission ist keineswegs vorbei.«
Esteban hob flehend die Hände. »Um Himmels willen, mach doch die Augen auf. Das ist Wahnsinn.«
Scott sah auffordernd in die Runde. Bisher hatte sich das Team sorgfältig darum bemüht, nicht aufzufallen, um nicht in den Streit hineingezogen zu werden. Doch das würde Scott nicht länger zulassen.
»Sagt alle eure Meinung«, forderte er sie auf. »Ist noch jemand Estebans Ansicht? Sollten wir tatsächlich den Planeten schnellstmöglich verlassen, damit Norman umsonst gestorben ist?« Diese Bemerkung war nicht ganz fair. Das war ihm schon klar. Er wollte seinen Leuten aber vor Augen führen, was auf dem Spiel stand. »Laura?«
»Du kennst mich. Ich bleibe auf jeden Fall bei dir.«
»Justin?«
»Selbst wenn ich Estebans Meinung wäre, wäre da immer noch das Problem, an ein Schiff zu kommen, das uns hier rausbringt. Die ruulanischen Landeplätze werden sicherlich gut bewacht. Die beste Vorgehensweise ist, so viel wie möglich über die ruulanischen Stellungen zu erfahren und zu beten, dass uns Hoffer rausholen kann, wenn er eintrifft.«
Das war zwar keine eindeutige Antwort, aber sie tendierte trotzdem so sehr zu seinen Gunsten, dass er es vertreten konnte, dies als Punkt für sich zu werten.
»Matt?«
Als einzige Antwort erhielt er ein Achselzucken, weshalb er davon ausging, dass es Matt egal war, was getan wurde, solange man sich schnell entschied.
»Und du Cam?«
Cameron zeigte eins seiner seltenen Grinsen. »Solange ich Ruul mit meinem Baby hier«, er tätschelte sein Gewehr, »abknallen kann, ist mir egal, was wir tun.«
»Nancy?«
»Bleibt uns denn etwas anderes übrig?«, erwiderte sie lahm.
»Noch Fragen?« Dabei sah er Esteban an, der die Hände hoch in die Luft warf und lauthals auf Spanisch fluchte.
»Ihr seid alle total verrückt«, sagte er schließlich, sobald er sich beruhigt hatte. »Dann bleibt mir wohl keine andere Wahl, als mich der Mehrheit zu fügen.«
»Doch, die hast du schon. Ich könnte dich wegen Befehlsverweigerung erschießen, wenn du weiterhin auf stur schaltest.«
Esteban sah schockiert auf. Bis er das amüsierte Funkeln in Scotts Augen wahrnahm und selbst grinsen musste. »Mach das nicht mit mir, okay?!«
»Werde mir Mühe geben.«
»Und?«, fragte Laura in die Runde. »Was tun wir also jetzt?«
Scott wurde schlagartig ernst. »Wie gesagt ist unser Plan immer noch der Gleiche. Unser Ziel ist die planetare Hauptstadt Singri. Sie dürfte nur etwa fünf oder sechs Meilen von unserer jetzigen Position entfernt sein. Wir klären die Stadt auf, finden alles Wissenswerte heraus und ziehen uns wieder zurück. Wenn uns Zeit bleibt, kümmern wir uns auch noch um den Auftrag der Leos und klären Engre auf. Aber das entscheiden wir, wenn es so weit ist.«
Als ihr Ziel endlich geklärt war, nahmen die ROCKETS ihre wenigen Habseligkeiten auf und verließen das Dorf so schnell wie möglich. Scott war der Letzte, der die Ortschaft verließ. Bevor er ging, warf er noch einen letzten Blick auf Normans Grab.
»Leb wohl, mein Freund«, flüsterte er. »Leb wohl.«
Scott irrte sich. Singri war sogar elf Meilen von ihrem Standort entfernt. Trotzdem schafften sie es, die Stadt vor Einbruch der Nacht zu erreichen. Eine überragende Leistung, wenn man die Gesamtumstände und ihre Verfassung in Betracht zog.
Wie sich herausstellte, war die Stadt fast eine perfekte Nachbildung des Dorfes, das sie verlassen hatten. Nur in sehr viel größerem Maßstab natürlich. Scott schätzte, dass Singri zu ihren besten Zeiten eine Bevölkerung von einer viertel Million Asalti gehabt haben musste.
Die Stadt bestand ähnlich wie das Dorf aus Kuppelbauten. Nur waren diese hier das Asaltiäquivalent von Wolkenkratzern. Die Gebäude ragten mehrere Dutzend Stockwerke in den Himmel. Singri war nicht ganz so glimpflich aus der Invasion hervorgegangen wie das verlassene Dorf. Die Ruul hatten in der einstmals prächtigen Stadt gehaust wie die Barbaren.
Schon von Weitem waren die gewaltigen Zerstörungen unübersehbar. Scott bezweifelte, dass die Asalti nennenswerten
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