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Der Ruul-Konflikt 2: Nahende Finsternis

Der Ruul-Konflikt 2: Nahende Finsternis

Titel: Der Ruul-Konflikt 2: Nahende Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Burban
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taten es ihm gleich. Nur Scott setzte sich etwas abseits, stützte sich mit den Händen auf dem Fenstersims ab und starrte in die Nacht hinaus. Das würde eine verdammt lange Nacht werden.
    Er schreckte überrascht hoch, als ihn eine sanfte Hand an der Schulter berührte. Aber es war nur Laura, die sich ihm leise genähert hatte. Ihre Augen strahlte Besorgnis aus, als sie ihn musterte. Scott sah schnell an ihr vorbei, um sich zu vergewissern, ob die anderen noch wach waren. Aber die rhythmischen Atemgeräusche beruhigten ihn. Sein Team schlief tief und fest.
    »Du solltest dich auch hinlegen. Was ich vorhin gesagt habe, war kein Scherz. Morgen wird ein schwieriger Tag.«
    »Ich weiß, aber ich wollte vorher noch mit dir reden.«
    Bei dem Unterton in ihrer Stimme legte er den Kopf schief. »Über?«
    »Norman und Esteban.«
    Mit einem wütenden Ruck, der heftiger ausfiel, als er beabsichtigt war, schüttelte er ihre Hand von seiner Schulter und drehte sich wieder zum Fenster um. Laura ließ sich aber nicht so schnell aus der Ruhe bringen und schlang ihre Arme um seine Hüfte. Sanft schmiegte sie sich an seinen Rücken. Er genoss das Gefühl ihrer Nähe mehr, als er einzugestehen bereit war. Für gewöhnlich unterließen sie derlei Vertraulichkeiten während eines Einsatzes. Es war hinderlich. Gelinde gesagt. Und mitunter konnte es eine gefährliche Ablenkung sein. Eine Ablenkung, die Leben kosten könnte.
    Trotzdem ließ er die Umarmung zu. Spürte ihren Atem in seinem Nacken. Ihre Hände, die über seine Brust strichen. Es war kein Verlangen in ihren Liebkosungen. Nur der Wunsch, zu trösten.
    »Was willst du denn?«, fragte er heiser.
    »Dass du ehrlich zu mir bist.«
    »Was meinst du?«
    Sie seufzte. »Wir hatten seither keine Gelegenheit, um zu reden. Seit Normans …«
    »Ausfall«, half er ihr weiter.
    »Tod«, verbesserte sie ihn mit einem Anflug von Schärfe in der Stimme.
    »Tod«, wiederholte er und gab sich damit geschlagen. »Und was willst du mir damit jetzt sagen?«
    »Dass du nicht den starken Mann spielen musst.«
    Er drehte sich halb um und sah sie fragend an. In ihren Augen glitzerte es feucht und Mitgefühl und Trauer wechselten sich in ihrem hübschen Gesicht ab.
    »Ich kann dir nicht ganz folgen«, log er.
    »Normans Tod hätte nicht verhindert werden können. Nichts, was du getan hast oder hättest tun können, hätte an dem Angriff und seinem Ergebnis etwas ändern können.«
    »Wie kommst du darauf, dass ich das denke?« Er drehte sich wieder von ihr weg, damit sie nicht sah, wie sich seine Augen ebenfalls mit Tränen füllten.
    »Weil ich dich sehr gut kenne. Vielleicht besser, als du ahnst. Es war aber nicht deine Schuld.«
    »Aber ich habe das Kommando«, widersprach er. »Jeder Mann und jede Frau, die unter meinem Befehl stirbt, verliert sein oder ihr Leben, weil ich versagt habe. Es ist meine Aufgabe, jeden von euch wieder sicher nach Hause zu bringen. Und nun muss ich einen Brief an Normans Familie schreiben, sobald wir zurück sind. Ich muss einer liebenden Mutter und einem liebenden Vater erklären, warum ihr Sohn nie wieder nach Hause kommt.«
    »Du bist aber nicht allmächtig. Das ist einfach der Krieg. Wenn du wütend bist, sei auf die Ruul wütend. Aber nicht auf dich.«
    »Woher wusstest du eigentlich, was in mir vorging?«, versuchte er das Thema zu wechseln.
    »Esteban.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Du bist sehr ungnädig mit ihm umgegangen, als er heute Mittag ein wenig ausgetickt ist. Du warst weniger auf ihn sauer als mehr auf dich und wolltest es an jemandem auslassen. Egal, an wem.«
    »Ausgetickt ist gut. Er war dafür, dass wir den Schwanz einziehen und verschwinden.«
    »Und du fragst dich gar nicht wieso?«
    »Nun … wenn ich ehrlich bin … dafür war bisher gar keine Zeit.«
    »Er ist wegen Norman ausgetickt. Norman war sein Freund. Sein Tod hat ihn aus der Bahn geworfen. Uns alle übrigens. Nur geht jeder von uns anders damit um.«
    Er schwieg und dachte angestrengt über ihre Worte nach. Aus diesem Blickwinkel hatte er es noch gar nicht betrachtet.
    »Ist dir an Nancy gar nichts aufgefallen?«, fragte sie weiter.
    »Sie ist stiller geworden. Abwesender.«
    Er konnte Laura nicht sehen, aber er spürte, wie sie hinter ihm nickte. »Norman ist in ihren Armen gestorben. Ihre Hände waren mit seinem Blut besudelt. Buchstäblich. Ist dir nie in den Sinn gekommen, dass sie sich vielleicht selbst die Schuld an seinem Tod gibt. Ganz so wie du es auch machst? Oder wie es für

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