Der Ruul-Konflikt 2: Nahende Finsternis
Esteban war, seinen Freund sterben zu sehen und nichts tun zu können?«
»Warum sollte Nancy so etwas denken?«
Laura lachte ein heiseres Lachen voller Melancholie und Traurigkeit. »Für einen klugen Mann sagst du manchmal erstaunlich dumme Dinge.«
»Du redest immer noch in Rätseln.«
»Nancy hat getan, was sie konnte, und trotzdem ist Norman gestorben. Sie denkt, sie hätte versagt.«
»Aber das ist doch Unsinn«, begehrte Scott sofort auf und biss sich sogleich auf die Zunge. Er hatte fast geschrien vor Empörung. Aber ein Blick auf die Gruppe überzeugte ihn, dass er sie zum Glück nicht aufgeweckt hatte.
Laura schüttelte bekümmert den Kopf. »Der Verstand sagt ihr, dass sie nichts hätte tun können, um sein Leben zu retten. Aber ihr Herz sagt ihr etwas anderes. Dafür solltest du Verständnis haben. Dir geht es nämlich genauso.«
»Sie hat schon früher Verletzungen behandelt und auch Patienten verloren. Für solche Situationen ist sie ausgebildet.«
»Aber es war noch nie ein Freund. Das ist etwas grundlegend anderes.«
»Und nun? Was erwartest du von mir, dass ich tun soll?«
»Führen.«
Von allen Antworten, die sie hätte geben können, war dieses einfache Wort wohl die überraschendste von allen. Nun konnte er nicht anders und drehte sich ganz zu ihr um. Auffordernd sah er ihr in die Augen.
»Normans Tod hat uns alle geschockt. Aber du bist der Truppführer. Der Teamleiter des Panther-Trupps der ROCKETS. Du darfst dir nicht an jedem Todesfall die Schuld geben. Sonst zerbrichst du daran. Und du musst deinem Team Halt geben. Sonst zerbrechen nämlich sie.«
»Wenn du das sagst, klingt es alles so einfach«, erwiderte er und konnte nicht verhindern, dass sich ein bitterer Unterton in seine Stimme schlich.
»Wenn man darüber nachdenkt, ist es sogar sehr einfach. Von einem Truppführer erwartet der Trupp Stärke. Keine Frage. Aber das bedeutet nicht, dass du die Last solcher Verluste ganz allein tragen musst. Wir sind ein Team. Mehr noch. Wir sind Freunde. Und das bedeutet vor allem, dass wir füreinander da sind. Zu einhundert Prozent. Verstehst du, was ich damit sagen will?«
»Ich beginne zu verstehen«, meinte er zögernd. »Vielleicht hast du recht.«
Sie grinste. »Ganz sicher sogar. Ich habe immer recht.«
Er stimmte erschöpft in ihr Grinsen ein. »Das sind ja ganz neue Töne.«
Ihr Lächeln verblasste etwas, als sie ihn fragte: »Geht es dir jetzt besser?«
»Ein wenig«, gestand er. »Ich muss zugeben, dass ich mir nicht so viele Gedanken gemacht habe, wie es den anderen geht. Ich war mehr oder weniger mit mir beschäftigt.«
»Habe ich bemerkt. Und bewusst oder unbewusst, die anderen bestimmt auch.«
Nun konnte Scott es nicht mehr verhindern, dass ihm dicke Tränen über die Wangen rollten. Zu weinen war er nicht gewohnt. Und vor anderen schon gar nicht. Es war ihm ein wenig peinlich. Andererseits musste er sich vor Laura nicht verstellen und es war eine Wohltat, einfach für den Moment den Gefühlen freien Lauf zu lassen.
»Er fehlt mir«, flüsterte er.
»Mir auch«, antwortete sie und nahm ihn fester in die Arme.
»Im Augenblick würde ich alles dafür geben, wenn ich einen seiner blöden Sprüche hören könnte.«
Laura kicherte. »Erinnerst du dich noch an Captain Fletcher von der Montreal und wie Norman sich gleich nach der Ankunft bei ihr unbeliebt gemacht hat.«
»So was hat auch nur er fertiggebracht. Entweder man hat ihn auf Anhieb gehasst oder man hatte ihn gern.«
Ohne Vorwarnung beugte sich Laura nach vorn. Ihre Lippen suchten und fanden sich. Scott fühlte ihre suchende Zunge tastend in seinem Mund und ließ sich auf das Spiel ein. Der Kuss endete nach einer viel zu kurzen Zeit, wie Scott fand, aber er musste sich zusammenreißen. Entschlossen schob er sie von sich.
»Hör bitte auf.«
»Wieso?«, fragte sie. Erstaunlich war, dass sie die Frage heiser aussprach. Heiser, wie Laura nur in Augenblicken äußerster Erregung war.
»Du solltest mich nicht heißmachen. Vergiss nicht, wo wir hier sind. Auf einem feindlichen Planeten. Ach und falls es dir entfallen sein sollte, unser ganzes Team liegt da drüben.«
»Für den Augenblick sind wir in Sicherheit«, schmunzelte sie. »Lass es für den Augenblick einfach gut sein. Du hast es auch mal verdient, ein wenig die ganzen Probleme zu vergessen.« Noch während sie das sagte, gingen ihre Hände auf Wanderschaft. Scott spürte Verlangen nach ihr in sich aufsteigen.
»Ich bin auf Wache«, wagte er einen
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