Der Ruul-Konflikt 3: In dunkelster Stunde
elektronischer Kriegführung ausgerüstet war und sowohl Sensoren als auch Zielerfassung feindlicher Waffen stören würde, doch der Gegner hatte Unmengen an Flaks. Zu viele, als dass auch nur ein nennenswerter Prozentsatz würde gestört werden können.
Alan hielt sich fest, als das Deck unter ihm einen Satz machte. Etwas hatte den Schiffsrumpf getroffen.
»Einsatzteam in die Gehäuse und Torpedos in Position bringen«, hallte es plötzlich blechern aus dem Lautsprecher an der Decke. Mit mulmigem Gefühl machte er noch ein paar Lockerungsübungen für seinen immer noch empfindlichen rechten Arm. Anschließend legte sich Alan der Länge nach auf den Rücken und zwei Techniker verschlossen das Gehäuse über ihm luftdicht. Das Letzte, das er sah, war Rachels Hand, die den Daumen nach oben streckte, um ihm Mut zu machen.
Nun war er allein mit seinen Gedanken. Zur Außenwelt nur über sein Headset verbunden. Schnell stülpte er sich die Sauerstoffmaske über Nase und Mund, bevor ihm die Luft ausgehen konnte. Sein Atem klang ihm furchtbar dumpf in den Ohren.
»Zweite Salve abgefeuert«, meldete Captain Martinez. Die Stimme des Offiziers vermittelte ruhige Professionalität. Der Torpedo, in dem sich Alan befand, bewegte sich. Er wurde erst einige Zentimeter in die Luft gehoben. Dann senkte er sich wieder ab und rastete in einer Vertiefung auf dem Deck ein. Alan versuchte, ruhig zu atmen. Was ihm immer schwerer fiel, bei dem Gedanken, was demnächst auf ihn zukam. Es war schlichtweg grausam, eingesperrt in einen metallenen Sarg nichts tun zu können und auf die Fähigkeiten anderer und schieres Glück angewiesen zu sein.
»Dritte Salve abgefeuert.«
Alans Torpedo wurde in Position geschoben. Das Torpedorohr hinter ihm verriegelt.
»Achtung, fertig machen zum Abschuss von Salve vier. Einsatzteam: viel Glück.«
Oh …
»Salve vier los!«
… Scheeeeeiße …
Obwohl er auf dem Rücken lag, war der Andruck fast mehr, als er ertragen konnte. Der Sauerstoff wurde ihm förmlich aus den Lungenflügeln gepresst und er japste verzweifelt nach Luft. Seine Glieder und Muskeln schmerzten, als würden Tausende Nadeln hineingestochen. Wie durch einen Schleier hörte er über das Headset die erschrockenen Rufe seiner Kameraden, unterbrochen vom einen oder anderen Schmerzensschrei. Die Trägheitsdämpfer waren sicherlich technologisch hoch entwickelt, aber sie vermochten es nicht, den Insassen der Torpedohülsen alle Schmerzen und Unannehmlichkeiten zu ersparen.
Alan erinnerte sich an seine Anweisungen. Entspannen, hatte der Techniker gesagt, der sie auf den Flug in den Torpedos vorbereitet hatte. Entspannen ist das A und O. Der Flug dauert etwa sechs Minuten. Viel Zeit, wenn man Schmerzen hat. Ihre Muskeln zu entspannen, macht Ihnen einiges leichter.
Gegen seinen natürlichen Instinkt versuchte Alan, seine Muskeln zu entspannen. Dass er in absoluter Dunkelheit lag, verstärkte seine Beklemmung nur noch. Trotzdem versuchte er es. Und tatsächlich. Der Druck von seinem Körper ließ nach. Zuerst fast unmerklich. Dann etwas mehr. Schließlich sank das Schmerzniveau auf ein erträgliches Maß und er bekam sogar besser Luft. Gierig sog er den Sauerstoff in seine malträtierte Lunge.
Der Flug schien unendlich lange zu dauern. Viel länger, als die angekündigten sechs Minuten. Über Funk hörte er nur vereinzelte Laute seiner Kameraden. Sein Torpedo begann plötzlich, auf und ab zu hüpfen. Dann machte die Hülse einen Satz nach oben. Er wurde in dem engen Gefährt gegen sämtliche Wände geschleudert. Stieß sich den Kopf, beide Ellbogen und ein Knie. Das konnte nur eines bedeuten. Sie waren im Bereich der feindlichen Flakbatterien angelangt. Jetzt konnte es nicht mehr lange dauern.
Alan versuchte, sich nicht auszumalen, was ein einziger Beinahetreffer der Flakgranaten mit ihm anstellen würde. Das einzig Positive an der Vorstellung war, dass er kaum genug Zeit haben würde, etwas vom Einschlag mitzubekommen.
Weitere Granaten schlugen rings um ihn ein. Er bildete sich ein, die Explosionen zerstörter Torpedos wahrzunehmen. Das war natürlich Unsinn. Im All gab es keine Atmosphäre und somit keinen Schall.
Er begann sich schon zu fragen, wann dieser endlose Flug endlich ein Ende nehmen würde, doch die Antwort auf diese Frage wurde ihm von der Physik abgenommen. Der Torpedo schlug auf etwas auf. Auf etwas sehr Widerstandsfähiges. Um genau zu sein, auf etwas enorm Widerstandsfähiges.
Vor Schreck biss er sich auf die Lippe
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