Der Ruul-Konflikt 3: In dunkelster Stunde
abwarten.«
Die Waterloo schwenkte gehorsam ab. Nogujama konnte nur hoffen, dass die übrigen Schiffe dem Beispiel folgten. Dem Beschuss hätten sie nicht mehr lange standgehalten.
Je weiter sie sich von der Tiamat entfernten, desto schwächer wurde der Beschuss und der Admiral gönnte sich erstmals einen Augenblick, um aufzuatmen.
Martinez sah von seinem Sessel besorgt zu ihm auf. »Ein zweites Mal schaffen wir das nicht.«
»Müssen wir auch nicht. Das Einsatzteam hat Anweisung, als Erstes die Feuerleitzentrale und Energieversorgung der Tiamat auszuschalten. Wenn sie das Schiff wieder verlassen, dürfte es nicht mehr in der Lage sein, auf uns zu schießen. Das Abholen wird dann zum Kinderspiel.«
»Und wenn sie es nicht schaffen?«
»In diesem Fall dürfte die Feuerkraft der Tiamat unsere geringste Sorge sein.«
»Seht ihr? Der Angriff ist schon beendet.«
Orros versuchte, Zuversicht auszustrahlen. Doch unter der arroganten Oberfläche bemerkte Kerrelak winzige Risse in der aalglatten Fassade des Kriegsmeisters.
»Der Angriff der Menschen hätte gar nicht stattfinden dürfen«, stieß er seinen Finger direkt in die schwärende Wunde. »Wären unsere Eskorten hier gewesen, wären die nestral`avac gar nicht nahe genug gekommen, um auf uns schießen zu können.«
»Die meisten feindlichen Schiffe wurden vernichtet«, winkte Orros ungeduldig ab.
»Trotzdem haben sie Schaden angerichtet.«
»Unbedeutenden Schaden.«
»Schaden, der trotz allem vermeidbar gewesen wäre. Ruf unsere Eskorte baldmöglichst zurück.«
Orros wirbelte auf dem Absatz herum und fixierte Kerrelak mit vor Wut blitzenden Augen. »Du gibst hier keine Befehle, Kerrelak Ohnestamm.«
Kerrelak war nahe daran, seine Selbstbeherrschung zu verlieren. Nur der Gedanke, dass er alles verlieren würde, wenn er Orros jetzt angriff, hielt ihn zurück.
»Bei allem Respekt, Kriegsmeister. Deine Führung lässt zu wünschen übrig. Du schickst unseren Geleitschutz weg und gibst die Zerstörer der Völker einem Angriff preis. Und als wäre das noch nicht genug, weigerst du dich, deine Fehler einzusehen.«
»Wer bist du, mich zu kritisieren? Du bist ein Nichts. Ein Versager, den die Menschen nicht nur einmal, sondern gleich zweimal besiegt haben. Und du machst mir allen Ernstes Vorhaltungen? Ausgerechnet du?«
In gespielter Demut schlug Kerrelak die Augen nieder. »Meine Handlungen und Fehlschläge haben in der Vergangenheit große Schande über unser Volk gebracht. Etwas anderes habe ich nie behauptet. Aber, Orros, meine Fehlschläge können doch für dich keine Rechtfertigung sein, um deine zu verschleiern.«
Das löste Murren und Gemurmel unter den umstehenden Ruul aus. Die Patriarchen und Ältesten warfen sich gegenseitig unbehagliche Blicke zu. Die Gruppen, die zu den karis und esarro gehörten, durchbohrten Kerrelak fast mit ihrem Hass. Davon ließ er sich aber nicht einschüchtern. Denn er fühlte, er hatte bei den Ruul etwas ausgelöst. Und viele sahen eher nachdenklich aus denn wütend.
»Verschwinde von hier!«, herrschte ihn der Kriegsmeister an. »Geh in dein Quartier und bleib dort. Sonst vergesse ich mich. Setral, bringe ihn dorthin.«
Der Anführer der Erel`kai zuckte bei der Anweisung zusammen. Kerrelak konnte nur knapp ein Lächeln unterdrücken. Der Anführer der stolzen Erel`kai. Zum Haustier und Kindermädchen degradiert. Dieser Befehl würde Orros noch teuer zu stehen kommen.
Mit steifen Bewegungen griff Setral nach Kerrelaks Arm und führte ihn aus der Kommandozentrale. Der Anführer der Erel`kai sah dabei weder nach links noch rechts. Aber Kerrelak tat es. Und auf vielen Gesichtern der Ältesten und Patriarchen sah er Abbilder der eigenen Gefühle. Wut. Frustration. Unglaube. Und noch etwas sah er: Zustimmung.
Kapitel 14
Alan war das erste Mal an Bord eines ruulanischen Schiffes. Das diffuse Licht machte ein Vorankommen äußerst schwierig. Dass die Slugs bessere Augen als Menschen hatten, war ihm bekannt gewesen. Es zu wissen, war eine Sache, und mit den Lichtverhältnissen der Ruul zurechtzukommen, eine ganz andere. Hinzu kam, es war mindestens fünfzehn Grad wärmer, als es Menschen gemeinhin als angenehm betrachteten.
Die Korridore waren in Abschnitte von je etwa dreihundert Meter Länge unterteilt, die von automatischen Druckschotten im Notfall voneinander abgeschottet werden konnten. Er war sich ziemlich sicher, die Ruul hatten sich dies von menschlichen Schiffen abgeschaut, da es dort ähnlich
Weitere Kostenlose Bücher