Der Ruul-Konflikt 3: In dunkelster Stunde
und spürte warmes Blut über sein Kinn laufen. Er versuchte, sich an etwas festzuhalten, aber da war nichts. Alan konnte nur abwarten, bis der Torpedo seine Bewegungsenergie verbraucht hatte und zum Stillstand kommen würde. Die Fahrt erinnerte an eine Achterbahn. Das Gehäuse drehte sich mehrmals um die eigene Achse, überschlug sich zweimal, bevor sie endlich zum Stehen kam.
Was Alan nicht wissen konnte, er hatte bis dahin die Außenhülle der Tiamat, drei verstärkte Wände zweier verschiedener Decks und nicht weniger als fünf Druckschotten durchschlagen.
Am liebsten hätte er sich ausgeruht, bis sich die Welt wieder beruhigt hatte, die sich in den Kopf gesetzt hatte, sich um ihn zu drehen. Nur ging das leider nicht. Es würde nicht lange dauern, bis Ruul auftauchten. Vermutlich Krieger. Mindestens aber Techniker, die den entstandenen Schaden begutachten wollten. Keine Zeit zum Faulenzen.
Er öffnete mit zitternden Fingern die Verriegelung und stieß sie auf. Er versuchte aufzustehen, doch seine Knie gaben nach, als wären sie aus Pudding. Er ignorierte das Gefühl und stemmte sich aus dem Metallgehäuse hoch. Ihm wurde schwindlig und er hielt sich am zerstörten Druckschott fest, in das sich der Torpedo verkeilt hatte. Die Zeit verstrich, in der er ungeduldig darauf wartete, dass die Welt aufhörte, sich um ihn zu drehen. Als er sicher war, sich nicht übergeben zu müssen, öffnete er eine Comverbindung.
»Hier Foulder. Alle Einheiten bitte melden.«
Niemand antwortete. Vor seinem geistigen Auge sah er sich selbst schon ganz allein auf der Tiamat, während das übrige Einsatzteam von den gegnerischen Flaks abgeschossen worden war. Doch dann knackte es in seinem Ohr.
»Hier Rachel Kepshaw. Ich bin halbwegs in Ordnung.«
»Eleanore Bimontaigne hier.«
»Craig Hasker. Bin noch am Leben.«
»Isoru Kazumi hier. Und ich sehe Lopez und Yates ganz in meiner Nähe. Sie scheinen unverletzt zu sein.«
»Bonatelli hier. Bin okay.« Kurzes Schweigen folgte. »Aber Seekton könnt ihr von der Einsatzliste nehmen.«
»Bonatelli? Hier Foulder. Was ist mit Erin?«
Als der MAD-Offizier antwortete, wirkte seine Stimme bedrückt. »Ich stehe gerade neben ihrem Gehäuse. Die Trägheitsdämpfer haben versagt. Sie muss schon gestorben sein, kurz nachdem wir die Waterloo verlassen haben.«
Alan schloss von Trauer überwältigt kurz die Augen. Was für eine Art zu sterben. Ohne Trägheitsdämpfer war Erin den Kräften, die auf sie eingewirkten schutzlos ausgeliefert gewesen. Keine schöne Art, abzutreten. Falls es so etwas überhaupt gab.
»Weitere Meldungen?«
»Olafsson hier.«
»Jonois. Am Leben und einsatzbereit.«
Einer fehlte noch.
»Chen? Chen, bitte kommen?!«
Keine Antwort.
»Hat jemand Chen gesehen?«
Wieder antwortete niemand.
Dann musste er tot sein. Der MAD-Offizier hätte sich gemeldet, wenn er dazu noch in der Lage gewesen wäre. Die Mission hatte bereits die ersten zwei Opfer gefordert. Dennoch war Alan insgeheim zufrieden. Es hatten mehr geschafft, als er zu hoffen gewagt hatte. Viel mehr. Vielleicht gab es doch eine Chance für sie. Er öffnete eine Vertiefung an der Unterseite des Gehäuses, in der seine Waffen untergebracht waren. Zwei schnelle Handgriffe förderten eine Laserpistole samt Schulterholster, eine schallgedämpfte Maschinenpistole und ein Dutzend Magazine hervor. Außerdem noch einen Beutel mit Sprengsätzen, den er sich über die Schulter warf, sowie einen kleinen Taschencomputer von der Größe eines PDAs.
»Teams, schließt euch zusammen. Der Einsatz beginnt. Ziele wie geplant aufspüren und verminen. Und viel Glück, Leute.«
»Das Einsatzteam ist angekommen«, meldete Martinez zufrieden. Das Abwehrfeuer des ruulanischen Flaggschiffs hatte in den letzten vier Minuten extrem zugenommen. Bereits zweiundzwanzig Schiffe waren ausgefallen: zerstört oder kampfunfähig geschossen. Auch die Waterloo hatte gehörig einstecken müssen. Wohingegen das riesige Schiff nur oberflächlichen Schaden erlitten hatte. Aber Schaden anzurichten, war auch gar nicht Sinn und Zweck der Aktion. Nur wussten das die Slugs nicht.
»Haben es alle geschafft?«, mischte sich Nogujama ein.
»Eines der Gehäuse wurde durch Flakfeuer zerstört. Keine Ahnung, wen es erwischt hat. Der Rest ist jedoch durchgekommen.«
»Dann sollten wir jetzt besser abdrehen, Captain.«
Martinez nickte. »Susan, Befehl an alle überlebenden Schiffe. Rückzug zur Nullgrenze, dort neu formieren und weitere Befehle
Weitere Kostenlose Bücher