Der Ruul-Konflikt 4: Verschwörung auf Serena (German Edition)
Der Blaurücken-Offizier stand auf und glättete seine Uniform, bevor er das Wort ergriff.
»Mein geschätzter Kollege ist sich wohl des Ernstes der Lage nicht bewusst. Wir verhandeln hier keine Bagatelle. Es geht vielmehr um drei sehr schwere Anschuldigungen. Die Behandlung des Angeklagten ist somit gerechtfertigt. Wir haben es schließlich mit einem sehr gefährlichen Individuum zu …«
»Die Schuld meines Mandanten muss erst einmal unumstößlich geklärt werden«, unterbrach Fitzgerald ihn. »Und die Schuld Lieutenant Colonel Coltors beurteilt das Gericht am besten am Ende der Verhandlung, jedoch nicht an deren Anfang. Die Behandlung meines Mandanten ist eine gezielte Vorverurteilung und ein beabsichtigter Einschüchterungsversuch der Verteidigung.«
»Als Nächstes spricht Commander Fitzgerald wohl noch von einer Verschwörung.«
»Vielleicht sollte ich das tatsächlich, Captain Kalnados«, versetzte der Anwalt scharf. »Einem vernünftigen Menschen könnte durchaus dieser Eindruck entstehen.«
»Was wollen Sie damit andeuten, Commander?«, mischte sich Maxwell wieder ein und breitete spöttisch die Arme aus. »Dass es sich bei uns nicht um vernünftige Menschen handelt?« Der Tonfall des Generals verdeutlichte, dass sich Fitzgerald seine nächsten Worte besser gut überlegen sollte.
Der Anwalt räusperte sich verhalten. Es war nur eine kurze Geste, doch Rachel erkannte, unter welchem Druck Fitzgerald stand. Und wie sehr er an sich halten musste, um dem aufgeblasenen Maxwell nicht seine wahren Gedanken zu offenbaren.
»Selbstverständlich lag es nie auch nur entfernt in meiner Absicht, so etwas anzudeuten, Euer Ehren.« Die Worte Euer Ehren klangen in Rachels Ohren hohl und nichtssagend. Maxwell schien ihre Gedanken zu spüren, denn er fixierte sie erneut mit einem brennenden Blick, bevor er sich wieder auf Davids Anwalt konzentrierte.
»Das will ich sehr hoffen, Fitzgerald.«
»Vielleicht sind die Ketten und die Wachen wirklich etwas zu viel des Guten«, meldete sich Land endlich zu Wort. Der Admiral bemühte sich, seine Ungeduld zu verbergen, doch Rachel erkannte an dem verkniffenen Zug um die Mundwinkel, dass Land mit Maxwells Handhabung der Situation ganz und gar nicht zufrieden war.
»Die Ketten und Wachen bleiben. Das ist mein letztes Wort!«, blaffte Maxwell zurück, ohne Land auch nur einen Blick zuzuwerfen.
»Sie vergreifen sich im Ton, General! Ich bin keiner Ihrer Untergebenen, der Ihnen jeden Wunsch von den Lippen abliest.«
»Ich bin hier vorsitzender Richter des Tribunals …«
»Dadurch sind Sie noch nicht allmächtig. Sie sind nur ein Richter von dreien.«
»Meine Herren, bitte …«, bot sich Stuck als Schlichter an und wurde prompt von beiden Offizieren ignoriert.
Diese waren gerade in einem Ich-wende-den-Blick-ganz-sicher-nicht-zuerst-ab-Spiel vertieft.
»Wollen Sie sich etwa tatsächlich mit mir anlegen, Land?«, zischte der General dem anderen Offizier zu. Allerdings unabsichtlich so laut, dass jeder im Saal die Worte deutlich verstand. Im Publikum hinter Rachel sogen mehrere Personen scharf die Luft ein.
»Das ist keine Frage von anlegen, sondern von richtig oder falsch. Sie überschreiten Ihre Befugnisse, Maxwell. Lassen Sie dem Mann die Ketten abnehmen. Niemand sollte so menschenunwürdig behandelt werden.«
»Wir reden hier immerhin von einem Verräter.«
»Stopp, stopp, stopp, Maxwell! Fitzgerald hat ganz recht. Wir sind hier, um seine Schuld oder Unschuld festzustellen. Nichts anderes. Falls Sie bereits jetzt von seiner Schuld überzeugt sind, sollten Sie sich vielleicht für befangen erklären und Ihren Platz für einen objektiveren Vorsitzenden räumen.«
Maxwell schäumte vor Wut, war sich aber gleichzeitig der Blicke Hunderter Menschen im Raum bewusst, die jedem Wort der Unterhaltung gespannt lauschten. Ohne es zu wollen, hatte er sich selbst in eine schwierige Lage manövriert. Land und Fitzgerald hatten recht. Und auch wenn er es öffentlich nicht eingestehen wollte, er wusste es genau. Egal welchen Weg er jetzt einschlug, es war zwangsläufig mit Gesichtsverlust verbunden.
»Die Wachen ziehen sich zurück und die Handfesseln werden entfernt, aber die Fußfesseln bleiben«, lenkte Maxwell schließlich ein, während er den Kompromiss wie einen Sieg darstellte. Alle warteten mit angehaltenem Atem auf Lands Reaktion. Als dieser schließlich nickte, stießen Dutzende von Kehlen kollektiv den angehaltenen Atem aus.
Auf einen Wink Maxwells hin lösten die beiden
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