Der Ruul-Konflikt 4: Verschwörung auf Serena (German Edition)
eigentlichen Ziels.«
»Und das wäre?«
Calough verzog säuerlich die Miene, führte sie zu den Kühlkammern und öffnete eine. Sie war leer.
»Und? Soll mir das jetzt was sagen?«
»Das sollte es allerdings. Hier war Bensons Leichnam drin.«
»Was?«
»Man hat ihn mitgenommen. Außerdem sämtliche Untersuchungsergebnisse und alle Proben, die es über die Leiche gab beziehungsweise von der Leiche genommen wurden. Alles weg.«
»Wieso stiehlt jemand eine Leiche?«
»Das ist die große Frage, nicht wahr?!«
»Augenzeugen?«
Calough wies kopfnickend auf die andere Seite des Raums, wo einige Sicherheitsoffiziere beschäftigt waren. Rachel befasste sich näher mit diesem Hort der Aktivität. Als sie erkannte, was dort vor sich ging, sog sie scharf die Luft ein.
Calough nickte müde. »Randolphs zwei Assistenten. Ebenfalls tot. Und wie der Pathologe selbst mit jeweils einem Genickschuss hingerichtet.«
»Da wollte jemand auf Nummer sicher gehen.«
»Seh ich auch so. Man hat die Zeugen beseitigt. Das Ganze war generalstabsmäßig geplant und wurde erschreckend professionell durchgezogen. Die Aktion dauerte nicht länger als vielleicht fünf, sechs Minuten.«
»Die haben sich wirklich nicht mit Small Talk aufgehalten.«
»Kann man nicht sagen. Und am Ende sind sie …«
»Einfach mit einer Leiche hier hinausmarschiert? Ohne, dass jemand etwas gesehen hat? Schwer vorstellbar.«
»So sieht es aber nach meinem derzeitigen Kenntnisstand aus. Glauben Sie mir, ich bin mindestens ebenso frustriert wie Sie.«
Das vermochte sich Rachel kaum vorzustellen, unterließ es jedoch, dies laut auszusprechen. Calough hatte schon genug um die Ohren, ohne dass sie ihm Salz in die Wunde streute. Ein Mordfall im eigenen Zuständigkeitsbereich war für einen Sicherheitsoffizier schlimm genug. Doch inzwischen war die Zahl der Morde auf vier angewachsen. An nur einem Tag. Ein Schlag ins Gesicht für die Stationssicherheit von Central.
»Wieso stiehlt jemand eine Leiche?«, wiederholte sie eine ihrer Fragen.
»Wenn ich raten soll: Sie wollten nicht, dass wir etwas herausfinden.«
»Ziemlich offensichtlich.«
Rachel erzählte daraufhin Calough in allen Einzelheiten von ihrem Gespräch mit Nerves, von dessen gewaltsamem Tod und von dem Überfall dieses Killerkommandos, das nur durch das schnelle und überraschend beherzte Eingreifen der Miliz nicht zum Erfolg geführt hatte. Sorge und Wut lösten sich in Caloughs Augen gegenseitig ab, als Rachel mit Erzählen fertig war.
»Und Sie sind ansonsten wirklich unverletzt?« Er deutete besorgt auf die Wunde an ihrer Wange. »Sie hätten auf mich hören und nicht gehen sollen. Das war unverantwortlich! Es ist reines Glück, dass Sie noch am Leben sind.«
»Es geht mir gut, und wenn ich nicht gegangen wäre, dann wüssten wir nicht, was wir jetzt wissen.«
»Unter diesem Gesichtspunkt gehe ich davon aus, dass Randolph umgebracht wurde, damit er nicht reden kann. Nachdem der Anschlag auf ihr Leben nicht zum gewünschten Ergebnis geführt hat, hatte man gar keine andere Wahl. Seine Existenz entwickelte sich zum Sicherheitsrisiko für die Hintermänner.«
»Wer immer die sind.«
»Wer immer die sind«, bestätigte Calough langsam. »Am liebsten würde ich Ihnen ab sofort einen oder zwei Leibwächter mitgeben, doch ich weiß schon, wie Sie auf den Vorschlag reagieren.«
»Nur keine Sorge, ich komme zurecht. David Coltor macht mir größere Sorgen.«
»Ja, seine Verhandlung ist bereits morgen. Uns schwimmen langsam alle Felle davon. Kaum haben wir eine Spur, verwandelt sich der vor uns liegende Weg bereits in eine Sackgasse. Und sobald wir der Wahrheit nur ein Stück näherkommen, werden wichtige Zeugen und alle, die etwas Licht in die Angelegenheit bringen könnten, ermordet. Die Organisation unserer Gegenspieler ist beinahe erschreckend. Vor allem, wie schnell sie an Informationen kommen, macht mich stutzig. Fast drei Tage Ermittlungen und wir haben rein gar nichts in der Hand.«
» Rein gar nichts halte ich für übertrieben«, entgegnete sie und zog ein kleines Stück Papier aus der Tasche, das sie sorgfältig entfaltete. Calough riss überrascht die Augen auf.
»Sie haben etwas von der Droge behalten?!«
»Kleine Angewohnheit von mir: Ich gebe niemals alle Beweise, die ich habe, in fremde Hände. Nur als Rückversicherung. Die Frage ist allerdings, ob diese winzige Probe dem Tribunal als Anzeichen reichen wird, dass hier etwas gewaltig im Argen liegt.«
»Ich schätze, das
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