Der Safe mit dem Rätselschloß.
drinnen«, sagte er scherzend. Er meinte den Franzosen, dann bemerkte er die ernsten Gesichter der beiden und fragte: »Ist irgend etwas nicht in Ordnung, Herr Angel?«
Ganz kurz erzählte ihm der Detektiv, was sich in Jermyn Street zugetragen hatte, dann gab er noch seine Anweisungen bezüglich des Tisches und verließ die Wache, gerade als der Inspektor den Polizeiarzt kommen ließ.
»Ich bin neugierig, wo wir Spedding aufstöbern werden.«
»Ich bin neugierig, wo Spedding uns aufstöbern wird«, fügte Jimmy grimmig hinzu.
Überrascht sah ihn Angel an.
»Nervös geworden? fragte er derb.
»Nein«, antwortete langsam der kaltblütige junge Mann an seiner Seite. »Aber irgendwie scheint mir das Leben jetzt wertvoller als vor einer Woche.«
»Dummes Zeug!« meinte Angel. »Sie sind verliebt.«
»Vielleicht wirklich«, gab Jimmy überrascht zu, als wäre ihm dieser Gedanke noch gar nicht gekommen.
Angel sah nach der Uhr.
»Zehn Uhr«, sagte er, »Schlafenszeit für alle guten Menschen. Aber da ich lasterhaft veranlagt bin und mir außerdem den tragischen Geschmack aus dem Munde spülen möchte, schlage ich vor, daß wir schön ruhig noch irgendwohin gehen und uns ein bißchen erholen.«
»Angel«, meinte Jimmy, »ich werde den Argwohn nicht los, daß Sie sich gerne reden hören.«
»Schrecklich gern«, gestand Angel freimütig.
In einer kleinen unterirdischen Bar am Leicester Square saßen sie und hörten zu, wie ein kleines Streichorchester sich durch die Lohengrin-Ouvertüre quälte.
Der überfüllte Raum entsprach ihrer Stimmung. Jimmy, dessen Gedanken ganz woanders waren, empfand den Lärm, das vielsprachige Stimmengewirr und das Wehklagen des armseligen Orchesters als eine Beruhigung nach den aufregenden Erlebnissen der letzten Stunden. Für Angel bedeutete das Unbefangene in dem dichten Gewühl eine Entspannung. Die Männer mit ihren lauten Stimmen und blitzenden Manschettenknöpfen, die zu stark geschminkten Frauen mit ihrem stereotypen Lächeln, hier und da das scharfgeschnittene Gesicht eines ihm wohlbekannten Gauners - das alles war ein Teil vom Schauspiel des Lebens. Vom Leben, wie Angel es sah.
Ruhig saßen sie da und tranken ihren Wein, bis ein Mann hereinkam, sich achtlos suchend im Raum umsah und Angel ein kaum bemerkbares Zeichen machte, darauf verließ er das Restaurant, als ob er den Mann, den er suchte, nicht gefunden habe.
Angel und sein Gefährte folgten ihm.
»Nun?« fragte Angel.
»Spedding geht heute nacht zum Safe«, erwiderte der Fremde.
»Gut«, meinte Angel.
»Die Wache am Safe ist auf Speddings Befehl für dauernd entfernt worden.«
»Das weiß ich«, sagte Angel. »Sie ist in derselben Nacht entfernt worden, als die › Stadtbande ‹ anrückte. - In wessen Auftrag geht Spedding vor?«
»In Connors Namen, der, wenn ich recht verstanden habe, einer der Erben ist.«
Angel pfiff durch die Zähne.
»Hui! Jimmy, das wird das große Finale!«
Einen Augenblick lang schien er in tiefe Gedanken versunken.
»Es wird nötig sein, Fräulein Kent zuzuziehen«, sagte er.
Aus einer Telefonzelle in der Nähe telefonierte er ein Taxi herbei, und eine halbe Stunde später läuteten sie an Kathleens bescheidenem kleinen Haus.
Das junge Mädchen erhob sich bei ihrem Eintritt, um sie zu begrüßen. Die Anstrengung der Nacht war verschwunden.
»Ja«, erwiderte sie auf Jimmys diesbezügliche Bemerkung, »ich habe fast den ganzen Tag über geschlafen.«
Angel bemerkte, daß sie es geflissentlich vermied, Jimmy anzusehn, und daß der junge Mann auffallendes Interesse für ein großes Seebild zeigte, das über dem Kamin hing.
»Heute ist es nun das letzte Mal, daß wir Sie zu so später Stunde belästigen«, sagte Angel, »aber ich fürchte, wir müssen Sie bitten, uns heute nacht zu begleiten.«
»Ich werde alles tun, was Sie wünschen«, antwortete sie schlicht. »Sie sind beide sehr freundlich gegen mich gewesen.«
Sie warf einen schnellen Blick zu Jimmy hinüber und sah erst jetzt den Verband um seinen Kopf.
»Sie - Sie sind doch nicht verletzt?« rief sie erschrocken.
»Kein bißchen«, sagte Jimmy laut, »ich versichere Ihnen, es ist weiter gar nichts.«
Er war ungewöhnlich aufgeregt und wünschte, er wäre nicht mitgekommen.
»Er ist bei mir über einen Teppich gestolpert und hat sich an dem marmornen Kaminsims gestoßen«, log Angel umständlich. »Dieser marmorne Sims war seit Jahrhunderten im Besitz meiner Familie und ist nun schwer beschädigt - ich fürchte, kaum
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