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Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition)

Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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Cursor auf dem Bildschirm über die Reihen aus graphisch wiedergegebenen Schallwellen. Es rauscht und knistert in den großen Lautsprechern, und dann hören sie die Schritte auf dem Laufband als rhythmisches Wummern.
    »Wir könnten die Anstalt gemeinsam verlassen«, sagt Jurek.
    Es knackt, und dann rauscht es noch etwas lauter.
    »Ich weiß aber gar nicht, ob ich das will«, erwidert Saga.
    »Warum nicht?«
    »Ich habe da draußen eigentlich nichts mehr.«
    Im Hintergrund wird im Fernsehen gelacht.
    »Nichts mehr? Man kann ohnehin nicht zurückkehren … zu nichts, aber es gibt bessere Orte als diesen hier.«
    »Vielleicht aber auch schlimmere«, entgegnet Saga.
    Es knackt wieder, und man hört ein Seufzen.
    »Was hast du gesagt?«, fragt Saga.
    »Ich habe nur geseufzt, weil ich gedacht habe, dass ich mich tatsächlich an einen schlimmeren Ort erinnere …«
    Seine Stimme ist eigentümlich sanft und zögernd, als er weiterspricht:
    »Hochspannungsleitungen surrten … die Straßen waren von großen Radladern kaputtgefahren worden … und ihre Spuren füllten sich mit rotem, lehmigem Wasser, das mir bis zur Taille ging … aber ich konnte immer noch den Mund öffnen und atmen.«
    »Was willst du mir damit sagen?«, fragt Saga.
    Applaus und neues Lachen ertönen aus dem Fernseher.
    »Dass die schlimmeren Orte den besseren manchmal vorzuziehen sind …«, antwortet Jurek Walter kaum vernehmlich.
    Zusammen mit einem wischenden, säuselnden Geräusch hört man Atemzüge und schwere Schritte.
    »Du denkst an die Kindheit?«, fragt Saga Bauer.
    »Das tue ich wohl«, flüstert Jurek Walter.
    Als Johan Jönson die Wiedergabe stoppt und Joona mit gerunzelter Stirn ansieht, wird es vollkommen still am Tisch.
    »Wir kommen damit nicht weiter«, sagt Pollock.
    »Und was ist, wenn Jurek etwas sagt, was wir einfach nicht verstehen?«, beharrt Joona und zeigt auf den Computerbildschirm. »Hier gibt es eine Pause. Nicht wahr? Als Saga gerade gesagt hat, dass es außerhalb des Krankenhauses auch schlimmere Orte gibt.«
    »Er seufzt«, sagt Pollock.
    »Jurek sagt, dass er seufzt, aber können wir sicher sein, dass er das wirklich tut?«, fragt Joona.
    Johan Jönson kratzt sich am Bauch, bewegt den Cursor zurück, stellt lauter und spielt die kurze Passage noch einmal ab.
    »Ich glaube, ich gönne mir mal eine starke Zigarette«, sagt Corinne und hebt ihre glänzende Handtasche vom Boden auf.
    Es rauscht in den Lautsprechern, und auf ein durchdringendes Knacken folgt ein seufzendes Ausatmen.
    »Was habe ich dir gesagt?«, bemerkt Nathan Pollock freundlich lächelnd.
    »Versuch es mal etwas langsamer«, sagt Joona unbeirrt.
    Pollock trommelt gestresst auf dem Tisch. Die Geschwindigkeit wird halbiert, und nun klingt der Seufzer wie eine Sturmböe, die über das Land hinwegfegt.
    »Er seufzt«, sagt Corinne.
    »Kann sein, aber da ist etwas mit der Pause und dem Tonfall in seiner Stimme unmittelbar danach«, sagt Joona.
    »Erklär mir bitte, wonach ich suchen soll«, sagt Johan Jönson frustriert.
    »Ich weiß es nicht … stell dir einfach vor, dass er tatsächlich etwas sagt … auch wenn es nicht zu hören ist«, antwortet Joona und schmunzelt dann über seine eigene Antwort.
    »Klar, kann ich versuchen.«
    »Wäre es nicht einfach möglich, die Lautstärke immer weiter zu steigern, bis wir wissen, ob es etwas in dieser Stille gibt oder nicht?«
    »Wenn man die Lautstärke und die Schallintensität extrem hochfährt, dann platzen uns von den Schritten auf dem Laufband die Trommelfelle.«
    »Dann filtere die Schritte heraus.«
    Johan Jönson zuckt mit den Schultern, macht aus der kurzen Zeitspanne einen Loop, streckt die Zeit und teilt den Ton anschließend nach Hertz und Dezibel in dreißig verschiedene Kurven ein. Mit aufgeblasenen Wangen markiert er anschließend manche Kurven und löscht sie.
    Jede gelöschte Kurve taucht anschließend auf einem kleineren Bildschirm auf.
    Corinne und Pollock stehen auf. Frierend stehen sie eine Weile auf dem Balkon und lassen den Blick über das Dach und die Filadelfia-Kirche schweifen.
    Joona bleibt sitzen und beobachtet die langsam voranschreitende Arbeit.
    Fünfunddreißig Minuten später lehnt Johan Jönson sich zurück und hört sich den bereinigten Loop in verschiedenen Geschwindigkeiten an, entfernt drei weitere Kurven und spielt das Ergebnis ab.
    Geblieben ist ein Geräusch, das klingt, als würde ein schwerer Gesteinsbrocken über einen Steinboden geschleift.
    »Jurek Walter

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