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Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition)

Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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dem Mann in Gesicht und Augen. Er blinzelt und muss den Kinderwagen umdrehen, um ihn über einen Schneewall ziehen zu können.
    Plötzlich fallen Joona Mikaels Worte über den Sandmann ein. Er hat behauptet, der Sandmann könne an der Decke gehen, und anderes wirres Zeug geredet. Drei Mal ist er jedoch darauf zurückgekommen, dass der Sandmann nach Sand rieche. Das ist vielleicht nur einer der Geschichten entnommen, aber was ist, wenn es mit einer Kiesgrube zusammenhängt, einer Sandgrube.
    Hinter Joona hupt ein Auto, und er gibt Gas, aber kurz danach fährt er rechts ran und ruft Reidar Frost an.
    »Gibt es etwas Neues?«, fragt der Schriftsteller.
    »Ich würde gerne kurz mit Mikael sprechen – wie geht es ihm?«
    »Er fühlt sich schlecht, weil er sich an so wenig erinnern kann – es sind ja jeden Tag stundenlang Polizisten bei uns gewesen.«
    »Jedes Detail kann von Bedeutung sein.«
    »Ich beschwere mich nicht«, beeilt Reidar sich zu sagen. »Wir tun alles, was wir können, das wissen Sie ja, das sage ich die ganze Zeit, wir stehen Ihnen rund um die Uhr zur Verfügung.«
    »Ist er wach?«
    »Ich werde ihn wecken – was wollen Sie ihn fragen?«
    »Er hat gesagt, der Sandmann rieche nach Sand – könnte es sein, dass die Kapsel in der Nähe einer Kiesgrube liegt? In manchen Kiesgruben zerkleinert man Steine, in manchen …«
    »Ich bin ganz in der Nähe einer Kiesgrube aufgewachsen, nördlich von Stockholm …«
    »Sie sind an einer Kiesgrube aufgewachsen?«
    »In Antuna«, antwortet Reidar ein wenig fragend.
    »Welche Kiesgrube?«
    »Rotebro … dort liegt eine große Kiesgrube vom Antunavägen aus in nördliche Richtung, an Smedby vorbei.«
    Joona kehrt schnell zur Autobahn zurück und fährt in nördliche Richtung. Er ist Rotebro schon ziemlich nahe, bis zu der Kiesgrube kann es nicht mehr weit sein.
    Joona lauscht Reidars heiserer, müder Stimme und hat gleichzeitig Mikaels eigenartiges Erinnerungsfragment im Ohr: Der Sandmann riecht nach Sand … er hat Fingerspitzen aus Porzellan, und wenn er den Sand aus seinem Beutel holt, klackern die Fingerspitzen aneinander … und in der nächsten Sekunde schläft man …

150
    Je weiter er nach Norden kommt, desto weniger Autos sind unterwegs. Joona fährt immer schneller. Nach all den Jahren passen auf einmal drei Puzzleteile zusammen.
    Jurek Walters Vater arbeitete in einer Kiesgrube und nahm sich in seiner Wohnung dort das Leben.
    Mikael sagt, der Sandmann habe nach Sand gerochen.
    Und Reidar Frost wuchs an einer alten Kiesgrube in Rotebro auf.
    Könnte es um dieselbe Kiesgrube gehen? Das kann kein Zufall sein, die Teile müssen einfach zusammenpassen. Und wenn es so ist, dann befindet Felicia sich hier und nicht dort, wo meine Kollegen nach ihr suchen, denkt er.
    Der Schneematsch zwischen den Fahrbahnen lässt den Wagen schlingern. Schmutziges Wasser spritzt gegen die Windschutzscheibe.
    Joona überholt einen Flughafenbus, fährt von der Autobahn ab und an einem großen Parkplatz vorbei. Er hupt, und ein Mann lässt erschrocken seine Supermarkttüten fallen, als er zurückspringt.
    Zwei Autos halten vor einer roten Ampel, aber Joona schwenkt auf die Gegenfahrbahn ein und biegt scharf links ab. Die Reifen greifen auf der nassen Straße nicht, so dass er auf die schneebedeckte Rasenfläche rutscht und geradewegs durch einen Schneewall fährt. Pappiger Schnee und Eis rasseln auf und unter dem Wagen. Er gibt wieder Gas und fährt am Zentrum von Rotebro vorbei und den schmalen Norrviksleden hinauf, der parallel zu einem hohen Felsrücken verläuft.
    Die Straßenbeleuchtung schaukelt im Wind, und durch ihr Licht fällt Schnee.
    Er fährt über die Kuppe und sieht die Einfahrt zur Kiesgrube etwas zu spät, biegt scharf rechts ab und bremst vor zwei massiven Metallschranken. Die Reifen rutschen über den Schnee, Joona lenkt gegen, gerät ins Schleudern und prallt mit dem hinteren Kotflügel hart gegen die Schranke.
    Die rote Abdeckung des Bremslichts zersplittert, und die Scherben fallen in den Schnee.
    Joona reißt die Tür auf, steigt aus und läuft an einer blauen Bürobaracke vorbei.
    Gepresst atmend rennt er den steilen Hügel zu dem riesigen Krater hinunter, der im Laufe der Jahre ausgehoben wurde. Scheinwerfer an hohen Stahlmasten beleuchten eine seltsame Mondlandschaft mit geparkten Bulldozern und gewaltigen Bergen gesiebten Sandes.
    Joona weiß sofort, dass an diesem Ort niemand begraben sein kann, hier kann man keine Leichen verschwinden lassen,

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