Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition)
nicht, ob der junge Arzt noch hinter der Glasscheibe steht, ist sich aber sicher, dass er beabsichtigt, in ihre Zelle zu kommen, sobald er glaubt, dass sie fest schläft. Sie hat in seinen Augen gesehen, dass er noch nicht mit ihr fertig ist.
Am Vortag hat sein Machtmissbrauch sie so überrumpelt, dass sie es viel zu lange zugelassen hat. Im Augenblick weiß sie nicht einmal, ob es noch eine Rolle spielt, was geschieht.
Sie ist an diesem Ort, um Felicia zu retten, und vielleicht muss sie hier noch ein paar Tage ausharren.
Morgen oder übermorgen wird Jurek Walter ihr alles verraten, redet sie sich ein, und dann ist das alles vorbei, dann kann sie nach Hause fahren und vergessen, was sie durchgemacht hat.
Saga dreht sich auf die andere Seite, schaut zur Tür und sieht die Silhouette hinter dem Glas. Ihr Herz schlägt schneller. Der junge Arzt wartet hinter der Tür darauf, dass das Medikament sie betäubt.
Ist sie bereit, sich von ihm vergewaltigen zu lassen, um ihren Auftrag nicht zu gefährden? Im Grunde spielt es keine Rolle. Ihre Gedanken sind viel zu chaotisch, als dass sie eine Chance hätte, sich auf das vorzubereiten, was sich jetzt anbahnt.
Lass es nur bald vorbei sein.
Als der Schlüssel ins Schloss gesteckt wird, hört sie ein metallisches Scharren.
Die Tür geht auf, und kühlere Luft weht herein.
Sie gibt sich noch keine Mühe, sich schlafend zu stellen, ihre Augen sind offen, und sie sieht, wie der Arzt die Tür hinter sich schließt und zu ihrem Bett kommt.
Sie schließt die Augen und lauscht.
Es passiert nichts.
Vielleicht will er sie ja nur ansehen.
Lautlos versucht sie, auszuatmen und zehn Sekunden zu warten, bis sie wieder Luft holt. Während sie wartet, stellt sie sich ein Quadrat vor, jede Seite entspricht einem Atemzug.
Der Arzt legt seine Hand auf ihren Bauch, folgt den Bewegungen ihrer Atmung. Dann gleitet seine Hand zu ihrer Hüfte und packt ihren Slip. Sie liegt vollkommen still und lässt zu, dass er ihn herunterzieht und über ihre Füße streift.
Sie spürt jetzt deutlich die Wärme seines Körpers.
Vorsichtig streichelt er ihre rechte Hand und hebt sie sanft über ihren Kopf. Im ersten Moment denkt sie, dass er ihren Puls fühlen will und merkt erst dann, dass sie festsitzt. Als sie versucht, ihre Hand freizubekommen, legt er einen breiten Gurt über ihre Schenkel und spannt ihn mit aller Kraft fest, ehe sie dazu kommt, sich aus dem Bett zu drehen.
»Was zum Teufel tun Sie da?«
Sie kann nicht treten und merkt, dass er ihre Fußgelenke fixiert, während sie versucht, mit der linken Hand ihre rechte zu befreien. Er schaltet die Lampe an ihrem Bett ein und sieht sie mit großen Augen an. Ihre Finger zittern und rutschen auf dem festen Gurt um ihr Handgelenk ab, so dass sie noch einmal neu ansetzen muss.
Der Arzt hindert sie daran und zieht ihre freie Hand schnell fort.
Sie reißt an ihr, um freizukommen, und versucht, sich umzudrehen, aber ohne Erfolg.
Als sie zurücksinkt, beginnt er, auch einen Gurt über ihre Schultern zu spannen. Der Winkel ist ungünstig, aber als er sich vorbeugt, schlägt sie ihm mit der Faust auf den Mund. Es klatscht, und er stolpert rückwärts und geht in die Knie. Zitternd beginnt sie, die Schnalle um ihr rechtes Handgelenk zu öffnen.
Er kehrt zum Bett zurück und stößt ihre Hand fort.
Als er sie anbrüllt, still zu liegen, läuft Blut über sein Kinn. Er spannt den Gurt um ihre rechte Hand wieder fest und ist dann hinter ihr.
»Ich bringe dich um«, schreit sie und versucht, ihn im Auge zu behalten.
Er ist schnell und hält ihren linken Arm mit beiden Händen, aber sie reißt sich dennoch los, packt seine Haare, zerrt ihn zu sich und schlägt seine Stirn mit aller Kraft gegen den Bettpfosten. Anschließend zieht sie ihn erneut zu sich heran und versucht, ihm ins Gesicht zu beißen, aber er schlägt ihr so fest auf den Hals und eine Brust, dass sie ihn loslassen muss.
Keuchend versucht sie, ihn wieder zu erwischen, tastet mit der Hand hinter sich und versucht gleichzeitig mit aller Kraft, sich umzudrehen, aber sie sitzt fest.
Der Arzt bekommt ihre Hand zu fassen und biegt sie so hart zur Seite, dass er ihr fast die Schulter auskugelt. Es knirscht im Knorpel um das Kugelgelenk, und sie schreit vor Schmerz auf. Sie kämpft, um ihren Fuß freizubekommen, aber der Gurt schneidet in die Haut. Mit ihrer freien Hand schlägt sie ihm auf die Wange, hat aber keine Kraft mehr. Er zwingt die Hand zum Bettpfosten, spannt den Gurt um das
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